Erkenntnistheorie

 

 

 

 

Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen.

 

Aristoteles, Metaphysik, 1. Buch (A)

 

 

Die Empiriker sammeln und benutzen nur nach Art der Ameise.

Die Logiker verfertigen nach Art der Spinnen Gewebe aus sich selbst.

Die Biene aber hält die Mitte zwischen beidem. Sie sammelt Materie

aus den Blumen des Gartens und des Feldes, verwandelt und verdaut

sie aber dennoch aus eigener Kraft.

 

Francis Bacon, Novum Organon 

 

 

Ich dagegen sage: es sind uns Dinge als außer uns befindliche Gegenstände unserer Sinne gegeben, allein von dem, was sie an sich selbst sein mögen, wissen wir nichts, sondern kennen nur ihre Erscheinungen, d. i. die Vorstellungen,

die sie in uns wirken, indem sie unsere Sinne affizieren. Demnach gestehe ich allerdings, daß es außer uns Körper gebe,

d. i. Dinge, die, obzwar nach dem, was sie an sich selbst sein mögen, uns gänzlich unbekannt, wir durch die Vorstellungen kennen, welche ihr Einfluß auf unsre Sinnlichkeit uns verschafft, und denen wir die Benennung eines Körpers geben, welches Wort also bloß die Erscheinung jenes uns unbekannten, aber nichtsdestoweniger wirklichen Gegenstandes bedeutet. Kann man dieses wohl 'Idealismus' nennen? Es ist ja gerade das Gegenteil davon.

 

Immanuel Kant, Prolegomena, § 13 Anmerkung 2

 

 

Wie ich mein Wissen weiß, das ist daher von seinem Anfang her eine der Grundfragen des Philosophierens.

Es ist das Selbstbewußtsein der Vernunft.

 

Karl Jaspers, Vernunft und Existenz

 

 

There are two kinds of madmen: Those who cannot believe their senses and those who cannot believe anything else.

 

G.K. Chesterton

 

 

Various attempts have been made in recent years to state necessary and sufficient conditions for someone's knowing a given proposition. The attempts have often been such that they can be stated in a form similar to the following:


S knows that p if and only if

(1.) p is true,

(2.) S believes that p, and

(3.) S is justified in believing that p.

 

Edmund L. Gettier, Is Justified True Belief Knowledge?, Analysis 23 (1963)

 

 

Solange die Struktur des Wissens nicht geklärt ist,
durchschauen Wissensgesellschaften jedenfalls ihre eigenen Grundlagen nicht.

 

Rainer Enskat, Authentisches Wissen

 


 

 

Was ist Erkenntnistheorie?

 

 

Seit Protagoras auf die Perspektivität und Subjektivität der Wahrnehmung hingewiesen hat, muss sich die europäische Philosophie mit dem intuitiven Realismus des Common Sense auseinandersetzen, der im Alltag davon auszugeht, dass die Welt im Großen und Ganzen so beschaffen sei, wie wir sie wahrnehmen. Doch bei genauerem Hinsehen weiß auch der gesunde Menschenverstand zum Beispiel um die Perspektivität der visuellen Wahrnehmung des Räumlichen in Abhängigkeit von der eigenen räumlichen Position und um die Subjektivität der visuellen Wahrnehmung des Farbigen in Abhängigkeit von den jeweiligen Lichtverhältnissen. Gleiches gilt für die Subjektivität der leiblichen Empfindung von Wärme- und Kältegraden bzw. der Empfindungen des Geschmackssinnes beim Genuss von Süßem, Saurem, Salzigen, etc. Der intuitive Realismus des Common Sense ist also auch schon ein aufgeklärter oder kritischer Realismus, der schon über die Perspektivität und Subjektivität mancher Aspekte der menschlichen Wahrnehmung aufgeklärt ist. Er kann mit dieser offensichtlichen Perspektivität der Wahrnehmungen und Subjektivität der Empfindungen umgehen und sie berücksichtigen, ohne deswegen die Möglichkeit objektiver Erkenntnis mit Hilfe von sprachlichen Urteilen, Schlüssen und Überlegungen über Gegenstände, Ereignisse und Prozesse in der gemeinsamen Lebenswelt in Frage zu stellen.

 

Der Common Sense akzeptiert alleine schon in seiner alltäglichen Praxis des Erkennens und Wissens die realistische Auffassung, dass wir mit Hilfe des menschlichen Denkens, Urteilens und Schließens die faktischen Relativitäten der Wahrnehmungen und Empfindungen selbst wiederum bedenken und berücksichtigen können, um sie eben auf diese Weise überschreiten zu können. Dadurch ermöglichen wir immer schon objektive Erkenntnis und objektives Wissen darüber, wie sich die Dinge verhalten bzw. verhalten haben. Der aufgeklärte Common Sense ist zwar ein vorläufiger Ausgangspunkt für die erkentnnistheoretischen Fragen nach der Möglichkeit objektiven Erkennens und Wissens, aber er ist als ein gemeinschaftlicher menschlicher Standpunkt weder unfehlbar noch untrüglich, wenn es darum geht, zu erklären und zu verstehen, warum, wodurch und wie objektive Erkennens und Wissen für uns Menschen möglich ist. Sobald nämlich ganz normale Leute mit einem gesunden Menschenverstand, die im Alltag allerlei Sachverhalte erkennen und wissen - sowie zu erkennen und zu wissen meinen - , nach der Objektivität ihres eigenen Erkennens und Wissens gefragt werden, verstricken sie sich nur allzu gerne in logische und pragmatische Widersprüche, sodass sie plötzlich ihre eigene Fähigkeit zu objektivem Erkennen und Wissen anzweifeln oder gar leugnen. In solchen Situationen meinen sie oftmals etwas besonders Gescheites von sich zu geben, wenn sie auf die eigentümliche Perspektivität ihrer Wahrnehmungen und die Subjektivität ihrer Empfindungen verweisen.

 

Wie auch schon Protagoras werden alle Menschen - auch solche, die sich Philosophen nennen - dann jedoch oftmals durch diese nur allzu bekannten psychologischen Tatsachen dazu verleitet, an der Möglichkeit und Wirklichkeit objektiven Erkennens und Wissens zu zweifeln. Nun ist es zweifellos eine offensichtliche Tatsache, dass Menschen aufgrund ihres Selbstbewußtseins und ihrer Sprachfähigkeit sich auf ihre eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen in Gedanken und Worten beziehen können, sie in Gesprächen thematisieren können und sie auf ihre Zuverlässigkeit hin prüfen können. Diese epistemischen Fähigkeiten unterscheiden sie von allen anderen Lebewesen, die wir kennen, und sie ist eine wichtige Basiskompetenz für die Möglichkeit und Wirklichkeit objektiven Erkennens und Wissens. Denn in vielen, wenn auch nicht in den meisten Fällen, reflektieren und begründen wir gegenüber anderen Leuten unsere Urteile und Aussagen über Sachverhalte und Gegenstände, Ereignisse und Prozesse in der Welt mit dem Verweis auf unsere Wahrnehmungen und Empfindungen. Beispiele kennen wir zuhauf: "Ich weiß, dass der Gärtner nicht der Mörder gewesen sein, kann, weil er zu dem fraglichen Zeitpunkt in seinem Garten gearbeitet hat. Ich kann das beurteilen, weil ich zu selben Zeit nebenan in meinem Garten gewesen bin und ihn selbst gesehen habe." Oder: "Ich weiß, dass etwas mit meinen oberen rechten Backenzähnen nicht in Ordnung sein kann, weil ich dort furchtbare Zahnschmerzen habe."

 

Alle Menschen von gesundem Verstand berufen sich nun einmal alltäglich gegenüber ihren Mitmenschen unter anderem auch auf ihre eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen, um ihre Ansprüche, etwas erkannt zu haben oder zu wissen, zu begründen. Dies gilt zumindest für solche Ansprüche des Erkennens und Wissens, wo es um empirische Inhalte geht und nicht um apriorische Inhalte, wie z.B. in der Logik und Mathematik. Andere Lebewesen, wie z.B. Würmer, Fische, Reptilien, Vögel und Säugetiere haben zwar ebenfalls verschiedenartige Wahrnehmungen und Empfindungen von Gegenständen, Ereignissen und Prozessen  und vor allem auch von anderen Lebewesen in ihrer raum-zeitlichen Umwelt, die an ihre jeweiligen instinktiven Verhaltensgewohnheiten gebunden sind. Manche höheren Säugetiere, wie z.B. Delphine und Schimpansen, haben sogar ein proprio-rezeptives Bewußtsein von sich selbst und ihren jeweiligen emotionalen und motivationalen Befindlichkeiten, wie z.B. von Hunger und Durst, Lust und Schmerz, Furcht und Freude, Bewegungslust und Müdigkeit, Ruhe und Erwartung, etc., die sie zur sozialen Kommunikation mit gewissen angeborenen oder erlernten Signalen befähigen. Diese tierische Kommunikation ist jedoch an einen begrenzte Anzahl instinktiver Verhaltenszwecke und Situationen gebunden und ermöglicht keine sprachliche Begriffsbildung und deswegen auch keine sprachbasierte Urteilskraft mit Hilfe der Fähigkeit, komplexe semantische und syntaktische Regelsysteme zu erlernen, die für die situationsoffene und flexible menschliche Kommunikation charakteristisch ist. Selbst höhere Primaten, wie z.B. Schimpansen, verfügen wegen ihrer Unfähigkeit zum Erwerb und Verstehen komplexer sprachlicher Regelsysteme weder über erfahrungsbezogene (empirische) noch erfahrungsunabhängige (abstrakte) sprachliche Begriffe und Urteile. Aus diesen Gründen haben sie auch keinen Zugang zu einem Bewußtsein von der sachlichen Adäquatheit von Begriffen, von der intensionalen Bedeutung und extensionalen Referenz sprachlicher Ausdrücke, von der Wahrheit und Falschheit von Urteilen sowie von der Gültigkeit und Ungültigkeit von gedanklichen Schlüssen.

 

Erwachsene Menschen von gesundem Verstand - aber weder Kleinkinder noch Geisteskranke - können sowohl über sich selbst als Subjekte ihrer eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen als auch über sich selbst als Subjekte ihrer eigenen Begriffe und Urteile, Gedanken und Schlüsse sowie über deren Bewertung als wahr oder falsch bzw. als gültig oder ungültig nachdenken. Dieses reflexive sprachliche Selbstbewußtsein, über das keine anderen Lebewesen, die wir kennen verfügen, ermöglicht solchen Subjekten sich nicht nur gedanklich auf sich selbst und ihr emotionales, motivationales und mentales Innenleben zu beziehen, sondern sich damit auch zu bestimmten Gegenständen, Ereignissen und Prozessen in ihrer Lebenswelt in eine gedanklich erfasste Beziehung zu setzen. Aufgrund der Möglichkeit von selbstbezogenen Urteile über ihre innere und äußere subjektive Befindlichkeit der Wahrnehmungen und Empfindungen sowie von relationalen Urteilen über ihre eigene Situation als Subjekt und Person in der Lebenswelt können sie mit Hilfe von sprachlichen Begriffen und Urteilen, Überlegungen und Schlüssen sich zu sich selbst in Gedanken verhalten und auf diese Weise ein mehr oder weniger objektives Bild von sich selbst und ihrer jeweiligen Situation in der Lebenswelt machen.  

 

Trotz aller grundsätzlichen Zuverlässigkeit der menschlichen Wahrnehmung, die in physiologischer Hinsicht das evolutionäre Resultat einer unvorstellbar langen Anpassung der Sinnesorgane und der Neurophysiologie des Homo Sapiens an die natürliche Lebenswelt des Menschen darstellt, werfen die Perspektivität, Subjektivität und Relativität bestimmter Aspekte der menschlichen Wahrnehmungen und Empfindungen von Gegenständen, Ereignissen und Prozessen in Raum und Zeit bis heute einige wichtige philosophischen Fragen auf. Denn sobald wir anfangen über die Relativität, Subjektivität und Perspektivität der Phänomene der menschlichen Wahrnehmung nachzudenken, verstricken wir uns nur allzu gerne in philosophische Interpretationen von durchaus angemessenen Beobachtungen und Schlußfolgerungen, Thesen und Positionen, die manche Philosophen sogar zu Positionen und Weltanschauungen führen, die sich gegen die Möglichkeit objektiver Erkenntnisse von Gegenständen, Ereignissen und Prozessen richten und damit dem kritischen Realismus des gesunden Menschenverstandes widersprechen.

 

Der gesunde Menschenverstand, der über diese Fragen nicht zuletzt auch von der Evolutionstheorie über die naturgeschichtliche Entstehung der Erde, des Lebens und des Menschen unterstützt wird, geht jedoch trotz der Relativität, Subjektivität und Perspektivität bestimmter Aspekte der menschlichen Wahrnehmungen und Empfindungen immer noch zurecht davon aus, dass es eine von der menschlichen Wahrnehmung und vom menschlichen Denken wie überhaupt vom menschlichen Bewusstsein mit allen seinen verschiedenen kognitiven Vermögen (Verstand, Urteilskraft, Vernunft etc.) unabhängige und eigenständige Wirklichkeit gibt. Einige Sachverhalte, Verhältnisse und Ordnungen dieser Wrklichkeit sowie gewisse natürliche Gesetzmäßigkeiten und Verhaltenstendenzen hatten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch schon Bestand, bevor es überhaupt irgendwelche sprachfähigen und vernunftbegabten Menschen gab, die darüber sprechen, nachdenken und urteilen konnten, wie z.B. die in etwa gleichbleibende Entfernung der Erde zum Mond und zur Sonne.

 

 

Infragestellung des kritischen Realismus in der Antike

 

An diesem nicht zuletzt auch durch die moderne Evolutionstheorie unterstützten kritischen Realismus, der trotz der objektiven Relativität, Subjektivität und Perspektivität mancher Aspekte der menschlichen Wahrnehmungen und Empfindungen an der Möglichkeit und Wirklichkeit der objektiven Erkenntnis von Gegenständen, Ereignissen und Prozessen, Pflanzen, Tieren und Menschen in der raum-zeitlichen Welt festhält, ist kaum zu rütteln. Trotzdem zieht ein Großteil des europäischen Philosophierens seit den ersten Anfängen bei den Vorsokratikern, wie z.B.  bei Zenons Paradoxien der Bewegung, Heraklits Aporien der Zeitlichkeit oder Protagoras' Schlussfolgerungen aus der Beobachtung der Relativität und Subjektivität der Wahrnehmungen und Empfindungen immer wieder skeptizistische und anti-realistische oder sogar idealistische und spiritualistische Konsequenzen. Auf solche Herausforderungen haben auch schon die klassischen europäischen Philosophen Sokrates, Platon und Aristoteles reagiert.

 

Sokrates' Auseinandersetzung mit den Sophisten, vor allem in der kunstvollen Überlieferung einiger platonischer Dialoge sowie Aristoteles' Ontologie der alltäglichen Lebenswelt sind insgesamt philosophische Antworten auf die von Zenon, Heraklit, Protagoras und anderen Sophisten aufgeworfenen Fragestellungen über unsere menschliche Fähigkeit zur objektiven Erkenntnis der wirklichen Verfasstheit und Zusammenhänge in der Welt. Mehr noch: sie sind im Großen und Ganzen eine Verteidigung des kritischen Realismus des gesunden Menschenverstandes gegen die fragwürdigen Schlussfolgerungen der Sophisten, die aus der angemessenen Beobachtung einer gewissen Perspektivität und Subjektivität mancher Aspekte der Wahrnehmung fälschlich generalisierende Schlussfolgerungen gezogen haben, die die Möglichkeit und Wirklichkeit objektiver Erkenntnis in Frage stellen. Die Sophisten haben sich dabei nicht nur wie Protagoras in einem erkenntnistheoretischen Relativismus und Subjektivismus verstrickt, sondern auch wie Gorgias in einem ontologischen Nihilismus.

 

Auch heute noch gibt es diese philosophischen Verstrickungen, die an die antiken Sophisten erinnern, vor allem bei dem heute über alle Maßen verehrten Friedrich Nietzsche, den sein Zeitgenosse Franz Brentano zurecht als einen "mißratenen Philologen" bezeichnete. Um zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, müsste man eigentlich die ganze Geschichte der neuzeitlichen Philosophie von Descartes bis Nietzsche aufrollen. Das ist an dieser Stelle jedoch weder möglich noch sinnvoll. (Siehe dazu auch meinen Essay zum 400. Geburtstag von Rene Descartes in den Downloads.) Bevor ich jedoch etwas zum kritischem Realismus bei Kant sage, den ich für weitgehend richtig halte, wenn man ihn nur in seinen wesentlichen philosophischen Intentionen versteht und nicht dem Buchstaben gemäß aufgrund gewisser Zweideutigkeiten mißversteht, möchte ich jedoch kurz auf dem angelsächsischen Empirismus eingehen. Auf Kants "transzendentalen Idealismus", der zugleich ein kritischer Realismus ist, kann ich nicht weiter eingehen, da er vor allem mit Kants wichtiger Unterscheidung zwischen Dingen an sich und Erscheinungen zu tun hat sowie mit seiner transzendental-philosophischen Untersuchung der kognitiven Bedingungen der Möglichkeit synthetisch-apriorischer Urteile und Erkenntnisse.

 

 

Anti-realistische Tendenzen im neuzeitlichen Empirismus

 

Der angelsächsische Empirismus bei Locke, Berkeley und Hume hat auch schon zu anti-realistischen Tendenzen beigetragen. Die Gründe lagen im Wesentlichen in der philosophischen Auseinandersetzung mit dem weltanschaulichen Umwälzungen, die durch die Nova Scientia, d.h. die kosmologischen und physikalischen Entdeckungen der neuzeitlichen Wissenschaft notwendig geworden sind. Zu der auch für den gesunden Alltagsverstand zugänglichen Perspektivität und Subjektivität der menschlichen Wahrnehmung kamen nun die Entdeckungen der physikalischen Optik hinzu, die philosophische Überlegungen über das Wesen des Lichtes und der Farben sowie über die menschliche Physiologie und Psychologie der Wahrnehmung provozierten.

 

Die bei John Locke eingeführte Unterscheidung zwischen primären und sekundären Qualitäten, d.h. zwischen objektiven physikalischen Eigenschaften der materiellen Gegenstände (Masse, Form, Ausdehnung, Härte, Gewicht, etc.) und bloß subjektiven psychologischen Eigenschaften derselben (Qualität, Helligkeit, Intensität der Farbe der sichtbaren Oberfläche) mussten zu weiteren generellen Zweifeln an der Zuverlässigkeit der menschlichen Wahrnehmung der Dinge in der Welt führen. Denn es war nicht nur die visuelle Wahrnehmung, sondern auch die Wahrnehmung durch die anderen Sinne des Menschen (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten), die nach und nach physikalisch und physiologisch erforscht wurden. Das jedoch führte am Ende nicht nur zu der Frage nach der Zuverlässigkeit der menschlichen Wahrnehmungsinhalte, -begriffe und -urteile, sondern auch nach dem eigentlichen Subjekt der Wahrnehmungen, Begriffe und Urteile selbst. Deswegen hatten sich einige neuzeitlichen Philosophen im Anschluss an Descartes' Meditationen die Frage gestellt: Wer ist es überhaupt, der wahrnimmt, begreift und urteilt? Der ganze Mensch? Der Körper, die Seele, das Bewusstsein oder der Geist?

 

Während John Locke ähnlich wie schon Protagoras versuchte, die psychologische Genealogie des menschlichen Verstandes zu untersuchen, um dadurch die menschliche Erkenntnisfähigkeit aufzuklären, hat George Berkeley aus der eingeschränkten objektiven Subjektivität und Perspektivität der menschlichen Wahrnehmung einen ontologischen Idealismus (Alles ist Vorgestelltes.) bzw. Panpsychismus (Alles ist Bewusstsein.) oder Spiritualismus (Alles ist Geistiges.) erschlossen, demzufolge es gar keine Materie, sondern nur Bewusstsein und Geist gäbe. Berkeleys berühmte Auffassung des Esse est percipi (Sein ist Wahrgenommenwerden.) diente zwar der berechtigten Abwehr der gegenteiligen naturalistischen und materialistischen Konsequenzen, die manche aus der newtonischen Physik meinten ziehen zu müssen, aber sie sind gleichwohl weit über das Ziel hinausgeschossen und führten zu einem epistemologischen Idealismus.

 

Während John Locke nur einem genealogischen Psychologismus und Empirismus huldigte, der für die philosophische Verteidigung der Möglichkeit und Wirklichkeit objektiver Erkenntnis im Alltag und in den Wissenschaften (Logik und Mathematik, Physik und Ethik) gefährlich werden konnte, hat David Hume in der Tat einen subjektivistischen Psychologismus und konventionalistischen Empirismus vertreten, der die objektive Erkenntnis realer Situationen, ontologischer Strukturen und kausaler Zusammenhänge der wirklichen Welt bestritten hat. Die Annahme von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen im Alltag und in den Wissenschaften (Physik, Medizin, Geschichte, etc.) sollte Hume zufolge nichts weiter als eine mehr oder weniger nützliche menschliche Denkgewohnheit sein, der keine objektive Wirklichkeit entspricht.

 

Obwohl David Hume mit seinem Empirismus ganz andere Absichten verfolgte als George Berkeley waren seine philosophischen Auffassungen ebenfalls eine philosophische Unterwanderung der Zuverlässigkeit der Newtonschen Physik sowie der Logik und Mathematik. Zwar ist Hume niemals so weit gegangen, auch die Prinzipien der Logik und Mathematik empirisch fundieren zu wollen. Seinen zu subjektivistischen und konventionalistischen Konsequenzen führenden Empirismus konnte er jedoch nur aufrecht erhalten, weil er Logik und Mathematik ausgeklammert hatte. Da es ihm vorwiegend auf die empiristische Kritik der rationalistischen Metaphysik ankam, hatte er jedoch nicht hinreichend realisiert, dass er weder Logik noch Mathematik rein empirisch begründen konnte. Vor allem hat er dieses Unvermögen nicht als einen wichtigen Anlass betrtachtet, seinen eigenen umfassenden Empirismus in Frage zu stellen

 

 

Kants Verteidigung des Sensus Communis

 

Immanuel Kant hingegen hatte diese offensichtliche Schwachstelle im Humeschen Empirismus erkannt. Mehr noch: Kant hatte deutlich erkannt dass ein jeder Empirismus, also auch der genealogische Empirismus Lockes, der idealistische Empirismus Berkeleys, der experimentalistische Empirismus Bacons und der aristotelische Common-Sense Empirismus Reids allesamt das Problem der logischen und mathematischen Erkenntnis aus apriorischen Vernunftbegriffen (Wahrheit und Falschheit, Proposition und Negation, Konjunktion und Disjunktion, Identität und Differenz, Einheit und Vielfalt, etc.) sowie evidenten, notwendigen und allgemeingültigen Prinzipien und Schlußregeln nicht erklären konnten.

 

Die kognitiven Fähigkeiten zur Abstraktion und Induktion, die von Aristoteles bis Bacon zur genealogischen Herleitung derselben herangezogen wurden, können deren Evidenz, Notwendigkeit und Allgemeingültigkeit nicht erklären, denn dabei handelt es sich insgesamt immer um Fragen der Geltung (logische Begründung und epistemologische Plausibilität von Wahrheitsansprüchen) und nicht der Genealogie (anthropologische Entstehung oder psychische Aneignung von Wahrheitsansprüchen). Es gibt also zumindest in Logik und Mathematik apriorische Erkenntnisse "aus reiner Vernunft", d.h. die sich nur aus Vernunftbegriffen, Prinzipien und Regeln begründen und nicht durch einen Rekurs auf Erfahrung begründen lassen, wie das bei empirischen Hypothesen und induktiven Verallgemeinerungen ganz zurecht geschieht.

 

Kant hatte demzufolge erkannt, dass die Empiristen darin fehl gingen, wenn sie meinten, dass alle menschliche Erkenntnisse in Erfahrung begründet sind bzw. begründet werden können, obwohl sie sicherlich darin recht hatten, dass alle empirischen Hypothesen und induktiven Verallgemeinerungen durch Beobachtung und Experiment geprüft werden müssen, um entweder verifiziert (bestätigt) oder falsifiziert (widerlegt) zu werden. Logik und Mathematik waren auf jeden Fall Ausnahmen, die den allgemeinen und dogmatischen Emipirismus widerlegten, und von da ausgehend hatte Kant zu prüfen begonnen, ob nicht auch die Physik und Naturwissenschaften ("Metaphysik der Natur") sowie die praktische Philosophie in Moral, Recht und Politik ("Metaphysik der Sitten") solche apriorischen Voraussetzungen enthielten.

 

Kant hatte weiterhin erkannt, dass die Rationalisten (Descartes, Leibniz, Spinoza, Wolff, u.a.) irrten, wenn sie meinten, dass alle menschlichen Erkenntnisse in der Vernunft begründet sind bzw. more geometrico durch logische Folgerungen aus evidenten und apriorischen Axiomen begründet werden können, obwohl sie sicherlich darin recht hatten, dass alle logischen und mathematischen Erkenntnisse solcher apriorischer Vernunftbegriffe, Prinzipien und Schlussregeln bedürfen, um sich als logisch konsistent, logisch korrekt abgeleitet oder bei Voraussetzung wahrer Prämissen als wahrheitserhaltend zu erweisen. Empirische Erkenntnisse, die in sinnlicher Anschauung von singulären Gegenständen in Raum und Zeit, d.h. auf Wahrnehmung und Beobachtung, Experiment und Hypothesenbildung, Abstraktion und Induktion basierten, waren jedenfalls Ausnahmen, die den allgemeinen und dogmatischen Rationalismus widerlegten.

 

Nach Kant waren sowohl dem bloßen Empirismus als auch dem reinen Rationalismus der Weg zur Wahrheit in der philosophischen Analyse und Interpretation des menschlichen Wissens und Erkennens versperrt. Deswegen steht Kants kritischer Realismus und kritischer Empirie-Rationalismus bis heute wie ein Fels in der Brandung, an dem alle empiristischen und rationalistischen Dogmatismen scheitern. Dies ist bis heute die eigentliche und größte Leistung Kants - nicht nur in der Erkenntnistheorie, sondern in der gesamten europäischen Philosophie seit Sokrates, Platon und Aristoteles, die alle drei schon auf verschiedene Weise mit dem Verhältnis von Wahrnehmung und Verstand, Sinnlichkeit und Vernunft im menschlichen Erkennen und Wissen befasst waren, ohne alle die größten und schwersten philosophischen Probleme einer weitgehend plausiblen Lösung zugeführt zu haben.

 

 



 

 

Erkenntnistheorie als philosophische Disziplin

 

Erkenntnistheorie als philosophische Disziplin hat vor allem mit dem Verstehen und Erklären, Nachvollziehen und Rechtfertigen der Möglichkeit menschlichen Erkennens und Wissens zu tun. Wenn ich behaupte, dass jemand (d.h. eine Person N.N.) etwas Bestimmtes (d.h. einen kognitiven Gehalt oder Urteilsinhalt, dass p) erkennt oder weiß, bedeutet dies nach der ursprünglicher Analyse des platonischen Sokrates in Platons Dialog Theätet, dass zumindest drei verschiedene notwendige Bedingungen zusammen genommen erfüllt sein müssen, damit meine Behauptung zutreffend ist: (1.) N.N. meint oder glaubt, dass p, (2.) p ist wahr, sowie (3.) N.N. kann begründen, rechtfertigen oder plausibel machen, dass p wahr ist. Umstritten ist jedoch bis heute, ob diese drei notwendigen Bedingungen in jedem denkbaren und konstruierbaren Fall auch hinreichend sind, oder, ob es nicht auch ganz bestimmte, in einem Gedankenexperiment konstruierbare Sonderfälle geben kann, wo diese drei notwendigen Bedingungen zwar erfüllt sind und man dennoch erklären und begründen kann, dass N.N. nicht wirklich erkannte oder wußte, dass p.

 

Die begriffliche Analyse von 'Erkennen' und 'Wissen' ist jedoch nur ein Kernproblem der Erkenntnistheorie. Zu analysieren sind im Grund auch alle anderen wichtigen epistemischen Begriffe, wie: Meinen, Glauben, Ahnen, Vermuten, Vorhersagen, Erklären, Verstehen, Wahrnehmen, Schließen, Urteilen, Behaupten, Zustimmen, Verneinen, Verifizieren, Falsifizieren, etc. Da alle epistemischen Begriffe mit den logischen Begriffen von Wahrheit und Falschheit als bivalenten Werten von Urteilen, Behauptungen oder Aussagen verbunden sind, geht an dieser Stelle die Erkenntnistheorie dann auch in die Erläuterung der philosophischen und begrifflichen Grundlagen der Logik über.

 

Ähnliches gilt für die epistemischen Unterscheidungen zwischen Apriorität und Aposteriorität, Analytizität und Synthetizität, Kohärenz und Inkohärenz, Plausibilität und Implausibilität, etc. Da alle epistemischen Begriffe intentionale Begriffe sind, d.h. Begriffe, die mit einem bestimmten intentionalen oder kognitiven Gehalt (z.B. Glauben dass p enthält den kognitiven Gehalt, dass p) verbunden sind, ist dann auch das anthropologische und psychologische Phänomen der Intentionalität aufzuklären. An dieser Stelle geht die philosophische Erkenntnistheorie in Grundfragen der Anthropologie und Psychologie über, die nicht nur von Philosophen, sondern auch von empirischen Anthropologen, Psychologen und Sozialwissenschaftlern behandelt werden können.

 

Begriffliche Analysen sind jedoch noch lange nicht alles, was in der Erkenntnistheorie getrieben wird. In gewisser Weise sind die begrifflichen Analyse von epistemischen Kernbegriffen, die in der sprachanalytischen Erkenntnistheorie allzu lange Zeit im Vordergund stand, nur logisch-semantische Prolegomena zu bestimmten philosophischen Thesen, Hypothesen und Theorien über die psycho-anthropologischen Quellen und Ermöglichungsbedingungen, logischen Strukturen und Zusammenhänge, inhaltlichen Umfang und Grenzen, kognitive Reichweite und Tragweite des menschlichen Erkennens und Wissens in ihrem kognitiven Verhältnis zu den anderen epistemischen Zuständen, Prozessen und Akten. Da diese erkenntnistheoretischen Fragen insbesondere auch durch philosophische Grundfragen der Menschen, d.h. nach einer ihrem eigenen Dasein angemessenen philosophischen Anthropologie, Psychologie und Hermeneutik sowie durch die Grundfragen der speziellen und allgemeinen Ontologie, der Natur- und Kulturphilosophie sowie last, but not least der Religionsphilosophie motiviert werden, führt jede philosophische Erkenntnistheorie dann auch zu den Grundfragen der Logik und Ontologie und somit auch zur Hermeneutik und Metaphysik.

 

Auch wenn der kritische Realismus des Common Sense, den Kant (Widerlegung des Idealismus in der KdrV), Thomas Reid und Franz Brentano gegen den Empirirismus und Rationalismus verteidigt haben, jeweils auf ihre eigene Art und Weise die ontologische Unabhängigkeit der Gegenstände, Ereignisse und Prozesse in ihrem Dasein und Sosein von den Vorstellungen, Begriffen und Urteilen der Menschen akzeptiert haben, bleiben doch wichtige epistemologische Fragen nach den transzendentalen Bedingungen der Möglichkeit apriorischer Erkenntnisse, nach der Möglichkeit einer Widerlegung der verschiedenen Formen des Skeptizismus durch Letztbegründungen und transzendentale Argumente, nach dem kognitiven Beitrag von kategorialen Anschauungen und Gestaltwahrnehmungen sowie nach einem erkenntnistheoretischen Fundament in Form gewisser Evidenzen oder Gewissheiten, sodass dann auch der kritische Realismus des Common sense selbst noch einmal auf den Prüfstand der philosophischen Vernunft und der wissenschaftlichen Psychologie kommt.

 

 

Erkenntnistheorie als Prima Philosophia?

 

Für die Erkenntnistheorie jedenfalls bleibt wichtig, dass sie alleine ebenso wenig eine letztbegründende Prima Philosophia sein kann, wie die Ontologie alleine oder die Logik alleine. Denn jede Erkenntnistheorie macht immer schon gewisse logische und ontologische Voraussetzungen, und kann diese nicht aus sich selbst gewinnen, ohne in einen erkenntnistheoretischen Subjektivismus, Relativismus oder Idealismus umzuschlagen. Die Logik (und Mathematik) würde psychologistisch werden und die Ontologie zu einer bloßen Denkpsychologie ontologischer Kategorien. Eine Erkenntnistheorie ohne anthropologische und psychologische Voraussetzungen über die erkennenden Subjekte, also über Menschen als erkennende Subjekte, ist eine contradictio in adjecto. Denn die einzigen im propositionalen Sinne etwas erkennenden Wesen, die wir kennen, sind wir Menschen selbst.

 

Aber auch jede Logik macht immer schon erkenntnistheoretische und ontologische Voraussetzungen, denn was wären logische Prinzipien und Regeln des Denkens und Schließens, ontologisch als ein reines Ansichsein abstrakter Entitäten verstanden, die wir Menschen nicht kognitiv erfassen könnten? Obwohl es unbezweifelbare logische Prinzipien gibt, wie z.B. den Satz vom (auszuschließenden) Widerspruch, kann die Logik auch keine letztbegründete Prima philosophia sein, da sich weder die Prinzipien der Erkenntnistheorie noch die Prinzipien der Ontologie aus der formalen Logik ergeben können. Die Logik hat deswegen in der Philosophie immer nur eine dienende Funktion im Sinne der Beurteilung des Logisch-Wahren (logische Tautologien) Logisch-Möglichen (logisch Kontingentes) und Logisch-Unmöglichen (logische Widersprüche) sowie der Beurteilung des korrekten Schließens anhand von Prinzipien und Regeln. Eine die ganze Philosophie fundierende Disziplin im Sinne eines Logizismus (Leibniz, Emil Lask, Bertrand Russell) kann sie nicht sein.

 

Schließlich macht auch jede Ontologie bestimmte logische und erkenntnistheoretische Voraussetzungen. Denn jede wissenschaftliche und philosophische Theorie muss den Satz vom Widerspruch und andere logische Prinzipien und Regeln berücksichtigen, ohne die sie keine sinnvolle, kohärente und plausible Theorie sein können. Und über die Probleme ihrer formalen Geltung hinaus, muss sich eine jede Ontologie fragen lassen, inwieweit sie material adäquat ist, also unserer phänomenologischen Erfahrung und wissenschaftlichen Theoriebildung über die Gegenstände, Ereignisse und Prozesse in der raum-zeitlichen Welt gerecht wird. Dies führt dann zu Fragen der Genealogie und Geltung der Ansprüche, etwas erkennen oder wissen zu können. Deswegen kann es auch keine rein ontologische Grundlegung des Logischen geben, wie sie Alexander Pfänder versucht hat, oder der Erkenntnistheorie, wie es Nicolai Hartmann versucht hat. Versuche einer Fundierung des Logischen oder Erkenntnistheoretischen müssen immer schon gewisse ontologische Voraussetzungen machen, auch und gerade, wenn diese evident oder letztbegründet sein sollten, und damit gegen den Skeptiker als evident oder notwendig wahr ausgewiesen werden können.

 

Der Interdependenz von Erkenntnistheorie, Logik und Ontologie können wir also nicht entkommen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es gar keine letztbegründeten Wahrheiten oder unerschütterlichen Gewißheiten gäbe, wie z.B. logische Tautologien, bestimmte selbstbezügliche Sätze oder performative Aussagen, die sich auf sich selbst beziehen. Aus der genannten Interdependenz folgt kein erkenntnistheoretischer Skeptizismus, Relativismus oder Idealismus. Gleichwohl scheint der Traum von einer Prima philosophia als einem unerschütterlichen Fundament unserer philo-sophischen, alltäglichen und wissenschaftlichen Wahrheitsansprüche, den einige Philosophen in der geschichtlichen Tradition der Philosophia perennis geträumt hatten, endgültig ausgeträumt zu sein. Wir müssen angesichts dieser Situation akzeptieren, dass diese drei verschiedenen Bereiche der Philosophie, die in der eurpäischen Philosophie exemplarisch in der klassischen Metaphysik des Aristoteles, in der neuzeitlichen Erkenntnistheorie von Descartes bis Kant sowie im modernen Logizismus von Husserl (Logische Untersuchungen) und Frege, Wittgenstein und Russell jeweils als fundierend angesetzt wurden, voneinander abhängen und sich gegenseitig voraussetzen.

 

Aber damit bleibt es immer noch Ziel und Aufgabe der Philosophie und speziell der Erkenntnistheorie, genau zu zeigen, auf welche Weise das Erkenntnistheoretische, Logische und Ontologische gegenseitig voneinander abhängen. Mit diesem Ziel und dieser Aufgabe haben sich auf die eine oder andere Weise auch schon Sokrates und Platon, Aristoteles und Augustinus in der Antike, Descartes und Leibniz, Locke und Kant in der Neuzeit sowie Husserl und Frege, Russell und Wittgenstein in der Moderne befasst.

 

Der amerikanische Philosoph Wilfrid Sellars hat das Phänomen der systematischen Interdependenz in der Philosophie einmal trefflich so beschrieben:

 

 "The aim of philosophy, abstractly formulated, is to understand how things in the broadest possible sense of the term hang together in the broadest possible sense of the term."

 

" Das Ziel der Philosophie ist abstrakt formuliert zu verstehen, wie die Dinge im weitesten Sinne des Begriffes zusammenhängen im weitesten Sinne des Begriffes."

Auch jenseits aller absoluten Fundierungsversuche bleibt für alle zeitgenössischen Philosophen immer noch genug damit zu tun, die systematischen Interdepenzen aufzuzeigen, zu erhellen und zu verstehen.

 

 © Ulrich W. Diehl, Halle an der Saale im Januar 2010

 



 

 

Literatur zur Erkenntnistheorie

 

 

Brentano, F., Versuch über die Erkenntnis, Hamburg: Meiner ²1970

 

ders., Wahrheit und Evidenz, Erkenntnistheoretische Abhandlungen und Briefe, Hamburg: Meiner 1974

 

Boghossian, Paul A., Fear of Knowledge. Against Relativism and Constructivism, Oxford: Clarendon 2007;

dt. Angst vor der Wahrheit. Ein Plädoyer gegen Relativismus und Konstruktivismus, Berlin: Suhrkamp 2013.

 

Castaneda, H.-N., Sprache und Erfahrung, Texte zu einer neuen Ontologie, Frankfurt a.M. 1982

 

Chisholm, R.M., Erkenntnistheorie, München: DTV 1979

 

Enskat, R., Authentisches Wissen. Prolegomena zur Erkenntnistheorie in praktischer Hinsicht, Göttingen: V&R 2005

 

Gettier, E.L., Is Justified True Belief Knowledge?, Analysis 23 (1963)

 

Hönigswald, R., Grundfragen der Erkenntnistheorie, Hamburg. Meiner 1997

 

ders., Die Skepsis in Philosophie und Wissenschaft, Göttingen: edition ruprecht ²2008

 

Kant, I., Kritik der reinen Vernunft (A 1781 / B 1787), Hg. von Raymund Schmidt, Hamburg: Meiner 1971

 

ders., Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (1783),

Hg. von Karl Vorländer, Hamburg: Meiner 1969

 

Platon, Menon, Gr.-Dt., Hg. von Klaus Reich, Hamburg: Meiner ³1993

 

ders., Theaitetos, in: Sämtliche Werke, Bd. 4, Nach der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher,

Hamburg: Rowohlt 1958

 

Polanyi, M., Implizites Wissen, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1985

 

Putnam, Hilary, Reason, Truth, and History. Cambridge University Press, Cambridge 1981

 

Popper, K.R., Objective Knowledge. An Evolutionary Approach, Oxford: Clarendon 1975 /

Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf, Hamburg: Hoffmann & Campe 1993

 

Russell, B., The Problems of Philosophy, London: Williams & Norgate 1912 /

Probleme der Philosophie, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1976

 

ders., Human Knowledge: Its Scope and Limits, London: George Allen & Unwin 1948 /

Das menschliche Wissen, Darmstadt: Holle 1952

 

Sellars, W., Science, Perception and Reality, London: Routledge & Kegan Paul 1963

 

Wright, C., Wahrheit und Objektivität, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2001

 

 


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Helmut Mai, Der Realitätsbegriff bei Michael Polanyi
Der Realitätsbegriff bei Michael Polanyi
Vortrag auf dem XXII. Deutschen Kongress für Philosophie am 13.09.2011 an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Mai, Realität bei Polanyi.pdf
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Ulrich Diehl, Was heißt "Philosophie als strenge Wissenschaft?
Zu Husserls gleichnamiger Schrift aus heutiger Sicht. In. G. von Sivers & U. Diehl (Hg.), Wege zur Politischen Philosophie, Würzburg: Königshausen & Neumann 2005.
Diehl, U., Was heißt Philosophie als str
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Ulrich Diehl, Mißdeutung der Kritik?
Eberhards Vorbehalte gegen Kants kritische Philosophie,
in: H.J.Kertscher, & E.Stöckmann (Hg.), Ein Antipode Kants?
Johann August Eberhard ..., Berlin: de Gruyter 2012.
Diehl, U., Kant-Eberhard-Kontroverse.pdf
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Franz Gmainer-Pranzl, Die lebendige Einheit von »Wissen-dass« und »Wissen-wie«
zu: Rainer Enskat: Authentisches Wissen. Prolegomena zur Erkenntnistheorie in praktischer Hinsicht.
Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 3-525-30150-2, 391 Seiten
Gmainer- Pranzl, Enskat, Wissen.pdf
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