3. Kategorienlehre

 

 

Was ist eine Kategorienlehre?

 

Die spezielle Ontologie und die allgemeine Ontologie handeln davon, was es wirklich gibt. Die spezielle Ontologie untersucht  wie sich unsere Gedanken und Urteile über das, was es alles gibt, also z.B. über Dinge, Pflanzen, Tiere und Personen zu dem verhalten, was es alles wirklich gibt. Die Allgemeine Ontologie stellt allgemeine metaphysische Behauptungen darüber auf, was das Ganze des Seins ausmacht, wie es in Grundzügen strukturiert ist, wie diese raum-zeitliche Welt beschaffen ist und wie es sich mit dem Dasein des Menschen in dieser Welt verhält. So habe ich zu zeigen versucht, dass es nicht nur besondere Teilbereiche und Schichten des Seienden gibt, wie z.B. den Zusammenhang von Energie und Materie, die einfachen Organismen und komplexen Lebewesen, die dynamische Beschaffenheit der Psyche der Tiere und der Menschen sowie die geistigen Inhalte der sprachbasierten Tätigkeiten des menschlichen Geistes, sondern bin auch auf das Verhältnis des menschlichen Denkens zum Sein selbst eingegangen.

 

Eine Kategorienlehre versucht nun im Anschluss an die allgemeine und spezielle Ontologie, alles, was es überhaupt wirklich gibt, gewissermaßen zu inventarisieren und zu klassifizieren. Dabei muss sie nicht von vorne anfangen und sozusagen "das Rad neu erfinden". Sie kann dabei nämlich an die immer noch gültigen Grundlagen der aristotelischen Metaphysik und der kantischen Transzendentalphilosophie anknüpfen und sie nur durch neuere ontologische Beiträge ergänzen und komplettieren. Die Erkennbarkeit von Einzeldingen und Grundstrukturen der an und für sich seienden Wirklichkeit wird hier anders als im neuzeitlichen Empirismus und traditionellen Kantianismus vorausgesetzt.

 

 

Was gibt es wirklich?

 

Was es gibt, nennen wir gemeinhin auch 'die Wirklichkeit'. Wirklich ist alles, was in der raum-zeitlichen Welt wirken kann und was hin und wieder auch wirkt - einschließlich der beiden Kontinua von Raum und Zeit selbst. Was wirkt ist das, was wahrnehmbare und beobachtbare Folgen hat und der ursächliche Grund dieser Folgen ist. Dabei muss das, was solche Folgen hat nicht selbst immer selbst wahrnehmbar und beobachtbar sein, sondern kann für die sinnliche Wahrnehmung der Menschen im Verborgenen liegen. Der wesentliche ontologische Fehler des Empirismus (von Sextus Empiricus bis Locke, Hume und Berkeley) bestand darin zu meinen, wirklich sei nur das, was sich den menschlichen Sinnen als gegeben präsentieren kann.

 

So liegt z.B. der Strom meiner Lampe, die ich durch Bewegung eines Schalters anknipse, für mich und meine Sinne momentan im Verborgenen. Aber ich zweifle kaum daran, dass es ihn gibt. Und hätte ich ein Messgerät zur Hand, könnte ich seine Vorhandensein und Stärke an den Kabeln im Schalter messen. Dadurch würde zwar immer noch nicht der fließende Strom selbst sichtbar gemacht, wohl aber seine Wirkung auf den Zeiger des Messgerätes. Doch aus dieser Wirkung kann ich das Vorhandensein und die Stärke des Stromes erschließen. Die Lampe, der Strom, der Schalter, das Kabel und das Messgerät gehören ebenso zu der ersten physischen Ebene der Wirklichkeit, die wir gemeinhin als "die physischen Strukturen der raum-zeitlichen und energetisch-materiellen Lebenswelt" (Substanzen, Attribute, Situationen) bezeichnen. Dazu gehören auch meine Hand, mein Arm und mein ganzer Körper, obwohl es sich dabei um organische Bestandteile meiner selbst als einer leiblichen Person handelt. Das meiste im raum-zeitlichen Universum gehört zu dieser physischen Ebene der Wirklichkeit, die wir in den Naturwissenschaften von Physik, Chemie und Biologie studieren. Auch das organische Leben auf der Erde gehört dazu. Aber im gesamten Universum kommen lebendige Organismen und intelligente Lebewesen vermutlich höchst selten vor, da es dafür eines lebensfreundlichen Planeten mit ausreichend Wasser, erträglichen Temperaturen und einer günstigen Atmosphäre in der habitablen Zone einer stabilen Sonne bedarf.

 

Aber auch meine Absicht, das Licht anzuschalten, ist etwas Wirkliches, insofern sie durch meine Ausführung mit der Hand auch für Andere wahrnehmbare bzw. beobachtbare Folgen in der raum-zeitlichen und energetisch-materiellen Lebenswelt hat. Meine Absicht gehört jedoch nicht selbst in diesen physischen Bereich der Wirklichkeit, sondern in den Bereich der psychischen Fähigkeiten sozialisierter menschlicher Personen in der Lebenswelt. Zwar befinde ich mich als leibliche Person mit meiner Hand und meinem Arm selbst in der physischen Lebenswelt, aber meine Absicht ist selbst kein physisches Ding, sondern ein psychischer Vorgang bzw. eine von mir willentlich gesteuerter psychischer Akt in mir, obwohl sie als solche in meinem raum-zeitlich situierten und lokalisierbaren leiblichen Körper entstanden ist. Die Naturwissenschaftler können solche psychischen Vorgänge bzw. intentionalen Akte nicht mit ihren Mitteln und Methoden der Physik, Chemie und Biologie erforschen, sondern nur ihre jeweiligen psychologisch denkenden Mitmenschen und ausgebildete Psychologen.

 

Wenn ich aus Vorsicht beabsichtige, die Lampe in diesem Raum anzuschalten, damit ich nicht im Dunklen stolpere, vielleicht deswegen hinfalle und mir wehtue, dann sind meine Absicht, das Gefühl der Vorsicht und der Gedanke an die Lampe und den Schalter psychische Vorgänge in mir. Aber die geistigen Inhalte von intentionalen psychischen Vorgängen bzw. Akten, wie z.B. von Gedanken, Gefühlen und Absichten in mir oder in einer anderen menschlichen Person sind selbst keine psychischen Vorgänge bzw. Akte. Denn die geistigen Inhalte können nicht nur in meinen internen psychischen Vorgängen bzw. Akten vorkommen, sondern auch in den für mich externen psychischen Vorgängen bzw. Akten anderer menschlicher Personen, für die sie jedoch wiederum ebenfalls interne psychische Vorgänge bzw. Akte sind.

 

Die geistigen Inhalte von intentionalen psychischen Vorgängen bzw. Akten können außerdem durch psychische Vorgänge bzw. Akte ausgedrückt, aufgeschrieben oder aufgezeichnet werden und dadurch als ontologisch eigenständige sprachliche Gedankenfolgen erscheinen. Jedesmal, wenn jemand aufschreibt, was er oder sie gerade denkt, fühlt oder beabsichtigt, externalisiert er oder sie den geistigen Gehalt seiner bzw. ihrer internen psychischen Gedanken, Gefühle oder Absichten, ohne das Psychische selbst externalisieren zu können. Die externalisierten sprachlichen Aufzeichnungen von solchen geistigen Inhalten von Gedanken, Gefühlen oder Absichten sind dann von da an selbstständige Realitäten. Sie sind zwar weder nur etwas bloß Physisches wie die zufälligen Flecken von Druckerschwärze auf dem Papier noch etwas Psychisches wie die Gedanken, Gefühle oder Absichten in dem psychischen Innenleben des Schreibers. Aber die externalisierten, sprachlich aufgezeichneten geistigen Inhalte von solchen Gedanken, Gefühlen oder Absichten sind ebenfalls etwas Wirkliches, denn wenn sie von Anderen gelesen werden, können sie in den Lesern psychische Vorgänge bewirken und diese psychischen Vorgänge wiederum können aufgrund von persönlichen Entscheidungen, Verhalten und Handeln physische Folgen in der Lebenswelt haben.

 

 

Drei Ebenen der komplexen Wirklichkeit jenseits des ontologischen Monismus und Reduktionismus

 

Es ist von daher angemessen, zwischen drei Ebenen der Wirklichkeit zu unterscheiden. Das ist Common Sense und es bedarf dazu eigentlich gar keiner abstrakten philosophischen Reflexion. Diese Unterscheidung zwischen drei Ebenen der Wirklichkeit bzw. der einen wirklichen Welt korrespondiert mit Karl Poppers Unterscheidung zwischen "drei Welten", die vermutlich auch von Nicolai Hartmanns neuer Ontologie inspiriert gewesen ist. Allerdings verwende ich den Begriff der "Welt" mit Kant als regulativen Begriff, demzufolge es nur eine einzige und einheitliche Welt gibt, aber in dieser einen Welt eine Vielzahl von Personen und Substanzen, Attributen und Relationen, Situationen und Ebenen der Wirklichkeit. So gibt es in der einen Welt:

 

A - physische Strukturen der raum-zeitlichen und energetisch-materiellen Lebenswelt (Substanzen, Attribute, Relationen, etc.)

 

B - psychische Fähigkeiten sozialisierter menschlicher Personen in der Lebenswelt

 

C - geistige Inhalte kognitiver Fähigkeiten sozialisierter menschlicher Personen in der Lebenswelt

 

Bei den geistigen Gehalten auf der dritten Ebene (C) können und sollten wir noch einmal zwischen drei Arten unterscheiden. Die genaue und sehr differenzierte Ausarbeitung der hoch komplexen Kategorienlehre dieser drei Ebenen und drei Bereiche der dritten Ebene kann und will ich hier jedoch noch nicht präsentieren, weil ich dazu fast ein ganzes Buch schreiben müsste:

 

1 - intentionale Gehalte des theoretischen, poietischen und praktischen Denkens und Handelns

 

2 - implizite Operatoren und Axiome des logischen, mathematischen und ontologischen Denkens und Schließens

 

3 - regulative Ideen des menschlichen Geistes zur geistigen Orientierung menschlicher Personen

 

 

Materialismus und Idealismus als reduktionistischer Monismus

 

Diese alltäglichen und dem gesunden Menschenverstand geläufigen Unterscheidungen werden jedoch gerade immer wieder von Monisten und Reduktionisten in Frage gestellt und angegriffen.

 

So behaupten z.B. Naturalisten bzw. Materialisten, dass es eigentlich nur (A) physische Strukturen der raum-zeitlichen und energetisch-materiellen Lebenswelt wirklich gibt, und wollen deswegen (B) die psychischen Fähigkeiten sozialisierter menschlicher Personen in der Lebenswelt auf (A) die physischen Strukturen der raum-zeitlichen und energetisch-materiellen Lebenswelt (Gehirn und Nervensystem menschlicher Organismen, leibliches Erleben und Verhalten, etc.) reduzieren. Dazu müssen sie dann aber auch (C) die geistigen Inhalte kognitiver Fähigkeiten sozialisierter menschlicher Personen in der Lebenswelt auf (B) psychische Fähigkeiten sozialisierter menschlicher Personen in der Lebenswelt reduzieren können. Aber bisher sind solche Reduktionen weder in den Neurowissenschaften noch in der Humanpsychologie gelungen und es ist sehr fraglich, ob sie jemals gelingen werden. Science-Fiction-Prophezeiungen davon, was nahezu allwissende Wissenschaftler in einer fernen Zukunft angeblich einmal alles erkennen und wissen können, bleiben ebenso fiktiv und spekulativ wie meta-physische Spekulationen darüber, was ein ewiger und allwissender Gott immer schon weiß.

 

Gerade umgekehrt habe subjektive und objektive Idealisten die Wirklichkeit von (A) physischen Strukturen der raum-zeitlichen und energetisch-materiellen Lebenswelt zu leugnen versucht und halten sie alle bloß für Vorstellungen im menschlichen Bewusstsein bzw. im Geist. Alle diese reduktionistischen Versuche monistischer Metaphysik (Materialismus und Idealismus) gehen darin fehl, dass sie nur eine Sorte von Entitäten für die ganze Wirklichkeit halten, währen der Common Sense im Alltag und in der alltäglichen, beruflichen und wissenschaftlichen Praxis implizit zwischen den oben genannten drei Ebenen von Wirklichkeit bzw. Sorten von Entitäten unterscheidet.

 

Der gesunde Menschenverstand ist wegen seiner praktischen Bezugnahmen auf konkrete Realitäten manchmal eben klüger als die Monisten und Reduktionisten. Aber es gibt auch immer noch einige Philosophen, die den gesunden Menschenverstand in dieser Hinsicht gegen die fragwürdigen Verabsolutierungen der Monisten und Reduktionisten verteidigen.

  1. Naturalismus bzw. Materialismus: Verabsolutierung von A

  2. Psychologismus bzw. Solipsismus: Verabsolutierung von B

  3. Subjektiver Idealismus bzw. Spiritualismus: Verabsolutierung von C1

  4. Logizismus: Verabsolutierung von C2

  5. Objektiver Idealismus: Verabsolutierung von C3

 

Die Grenzen des gesunden Menschenverstandes

 

Der gesunde Menschenverstand der alltäglichen Verstehens der natürlichen und kulturellen Lebenswelt (Mesoebene) stößt jedoch auch an seine Grenzen im Beschreiben, Erklären und Verstehen der Mikroebene in der modernen Teilchen-physik, wie in der Quantenphysik, und in der modernen Makroebene, wie z.B. in der Allgemeinen und Speziellen Relativitätstheorie oder in den spekulativen Modellen der Entstehung und Ausdehung des Universums.

 

Allerdings hat der gesunde Menschenverstand auch seine Grenzen, denn es gibt immer wieder auch gewisse Moden des Zeitgeistes, die falsche, sophistische Gedanken und Einstellungen populär machen, wie z.B. den ontologischen Solipsismus und den subjektiven Idealismus. Diesen allzu schlauen Sophismen zufolge können Menschen gar nicht wirklich objektive Erkenntnisse und echtes Wissen von wirklichen Verhältnissen in der Lebenswelt erreichen, weil sie angeblich immer nur ihre eigenen "persönlichen" Meinungen ausdrücken können und an ihre eigenen subjektiven Perspektiven der Wahrnehmung gebunden seien. Geleugnet wird die Fähigkeit der Menschen zur Selbsttranszendenz und damit zu wahren und objektiv gültigen Urteilen über die realen Verhältnisse in der Lebenswelt. In der alltäglichen und beruflichen Lebenspraxis kann man solche Überzeugungen jedoch gar nicht durchhalten, sondern muss ihnen zuwider handeln. Wer auf eine Tür zugeht und die Klinke in die Hand nimmt, um die Tür zu öffnen, glaubt zumindest implizit, wenn vielleicht auch nicht explizit, dass diese Tür objektiv und unabhängig von seinem Bewusstsein und Geist vorhanden ist und von ihm auf diese Weise geöffnet werden kann.

 

Diese sophistischen Auffassungen und Einstellungen machen alle echte Wissenschaft sinnlos und unmöglich. Sie korrumpieren darüber hinaus juridische Prozesse moderner Rechtsstaaten ebenso wie exekutive Maßnahmen rechtstaatlicher Organe. Last, but not least schaden sie allen demokratischen Diskussionen in Parlamenten, Medien und Bereichen des öffentlichen Lebens in der Lebenswelt. Denn es ist ein gefährlicher Mythos, dass Demokratien durch diesen Subjektivismus gestärkt würden oder sogar auf ihn angewiesen wären. Nicht nur mächtige Autokraten, Oli-garchen, Plutokraten und Tyrannen, sondern auch populistische Politiker in Demokratien neigen zu solchen sophisti-schen Auffassungen und Einstellungen. Sie glauben und denken nicht, dass es eine von ihrem Bewusstsein und Denken unabhängige Wirklichkeit gibt, die sie erst wahrheitsgemäß erkennen und begreifen müssten, um über sie angemessen urteilen zu können und um in ihr zielgerecht handeln zu können. Vielmehr glauben und denken sie, dass demokratische Politik nur ein raffinierter Kampf zwischen ihrer eigenen Propaganda und der Propaganda ihrer Gegner ist.

 

Handwerker glauben jedoch normalerweise implizit, dass ihre Mitarbeiter dasselbe (physische) Werkstück gerade aus einer anderen Perspektive wahrnehmen, obwohl sie bisher vielleicht zu anderen (psychischen) Meinungen gekommen sind. Aber Handwerker zweifeln deswegen doch normalerweise nicht an der objektiven Realität dieses (physischen) Gegenstandes oder daran, dass man durch weitere Maßnahmen zu einer einhelligen (psychischen) Auffassung darüber kommen kann, was es mit diesen (physischen) Werkstück auf sich hat. Ihre impliziten Überzeugungen zeigen sich in ihrem handwerklichen Können, Routinen und Vorgehensweisen und wenn diese Können (Know-how) in ihrer Praxis zu erfolgreichen Ergebnissen führt, dann dürfen wir auch von 'implizitem Wissen' sprechen. Dieses implizite Wissen lässt sich meistens teilweise, aber nicht vollständig in explizites Wissen (knowing-that) umwandeln. Deswegen ist es niemals ganz lehrhaft bzw. theoretisch vermittelbar.

 

IT-Experten unterscheiden normalerweise implizit zwischen der (physischen) Hardware und der informativen (geistigen) Software und sie glauben gewöhnlich nicht, dass man diese (geistige) Software auf die (physische) Hardware reduzieren kann, nur weil sie auf eine (physische) Hardware als ihren Träger angewiesen ist. Wenn sie gescheit sind, werden sie ihren Computern, Netzwerken und Smartphones auch keine psychischen Eigenschaften, Vorgänge oder Zustände zuschreiben, da es sich bloß um informationstechnische Maschinen, aber nicht um intelligente organische Lebewesen mit einem leib-seelischen Bewusstsein (wie Menschen, Säugetiere oder Vögel) handelt. Philosophen machen solche impliziten Überzeugungen nur explizit: Dependenz ist nicht Identität und Dependenz bedeutet nicht Reduzierbarkeit. Denn ein und dieselbe informative und strukturierte Datenmenge D* lässt sich etwa von einem Datenträger A (Stick) auf einen anderen Datenträger B (Festplatte)  transportieren und dann auf einen wiederum anderen Datenträger C (Cloud). Der informationstheoretische Inhalt der Datenmenge D* bleibt dabei identisch. Was bei solchen technischen Operationen identisch bleibt und sich immer wieder gleich auswirkt, ist trotz der Dependenz von materiellen Trägern etwas Eigenständiges und insofern ontologisch real. Die sog. Cloud ist trotz ihres beschönigenden Namens jedoch keine frei schwebende quasi-platonische Dimension. Vielmehr handelt es sich um riesige Datenmengen (Software), die in sehr großen technischen Aggregaten von raum-zeitlich lokalisierten Servern (Hardware) aufgenommen, gespeichert und verwaltet werden. Diese Einrichtungen verbrauchen übrigens auch sehr viel Energie für ihren durchgehenden Betrieb und haben meistens keine gute ökologische Bilanz vorzuweisen.

 

Zahnärztinnnen und ihre Assistentinnen wissen implizit, dass eine Spritze mit einem Betäubungsmittel über das (physische) Gehirn und Nervensystem zwar vorübergehend die (psychischen) Zahnschmerzen lindert, dass aber die lokalisierbare (physische) Ursache im faulen Zahn, der die organischen Nerven in der (physischen) Zahnwurzel ange-griffen hat, und damit die vom Patienten fühlbaren (psychischen) Schmerzen erzeugt, beseitigt werden muss, um dem Patienten auch noch nach der Narkose eine dauerhafte (psychische) Erleichterung zu verschaffen. Philosophen machen ihre impliziten Überzeugungen nur explizit: Dependenz des Psychischen vom Physischen ist nicht Identität des Psychischen und des Physischen und Dependenz bedeutet auch nicht Reduzierbarkeit von Psychischem auf Physisches.

 

Ökonomen und Politiker wissen zumindest implizit, dass es gewisse ökonomische und politische (geistige) Ideale, Prinzipien, Normen und Werte gibt, die das alltägliche Verhalten von staatlichen Beamten in den Regierungen und Ministerien und das individuelle (psychische) Denken, Fühlen und Handeln der Gesetzgeber bestimmen. Auch wissen sie nur allzu gut, dass es durchaus für die von den Gesetzen betroffenen Bürger eines Staates in ihrer realen (physischen) Lebenswirklichkeit darauf ankommt, von welchen ökonomischen und politischen (geistigen) Idealen, Prinzipien, Normen und Werten sich Ökonomen und Politiker in ihrem (psychischen) Denken, Fühlen und Handeln faktisch leiten lassen.

 

Philosophen machen ihre impliziten Überzeugungen nur explizit: Dependenz des Geistigen vom Psychischen sowie des Psychischen vom Physischen bedeutet weder Identität des Geistigen mit dem Psychischen noch Identität des Psychischen und des Physischen. Diese Dependenzen bedeuten auch nicht die Reduzierbarkeit des Geistigen auf Psychisches oder die die Reduzierbarkeit des Psychischem auf Physisches. Die Irreduzibilität des Geistigen auf Psychisches und des Psychischen auf Physisches und die ontologische Realität dieser drei Ebenen wollten schon die Behavioristen (Verhaltensreduktionisten) im 20. Jahrhundert im Anschluss an Ryle, Quine, Sellars, Skinner und Wittgenstein nicht anerkennen und gegenwärtig sperren sich immer noch bestimmte Leibphänomenologen im Anschluss an Merleau-Ponty und Hermann Schmitz (Leibreduktionisten) gegen sie. Aber diese intellektuellen Moden kommen und gehen. Das praktische Können und implizite Wissen der Praktiker hingegen bleibt bestehen.

 

In solchen lebensweltlichen Situationen in der alltäglichen und beruflichen Praxis gibt es bei den handelnden Personen ein zumindest implizites, wenn auch selten explizites Wissen über die wirklichen Verhältnisse auf den physischen, psychischen und geistigen Ebenen der Lebenswelt. Nur sobald manche Leute zu philosophieren anfangen, vergessen sie ihren gesunden Menschenverstand und versteigen sich in alle möglichen Sophismen. Sokratische Philosophen haben deswegen die Aufgabe, dieses gewöhnlich implizite Wissen explizit zu machen, um die leider dominierenden Intellektuellen mit ihrem monistischen und reduktionistischen Sophismen zu entlarven.

 

Geistige Inhalte sind nämlich auch Wirklichkeiten, die psychische Akte, Vorgänge und Zustände in menschlichen Personen bestimmen können und die sich von daher auf physische Umstände in der Lebenswelt auswirken können. Solange Menschen das nicht realisieren, bleiben sie in illusionären Selbsttäuschungen befangen und leben nur in ihrer jeweiligen Eigenwelt des Scheins, aber noch nicht in der gemeinsamen lebensweltlichen Welt des wirklichen Seins.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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Josef Seifert, Ontological categories
On their distinction from transcendentals, modes of being, and logical categories.
Anuario Filosofico. Volume 47, Numero 2, 2014
Seifert, Ontological Categories.pdf
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Hier habe ich nur die schichtenontologischen Grundlagen meiner neuen Kategorienlehre öffentlich gemacht. Die ganze, schematisch ausgearbeitete Kategorienlehre in fünf Dimensionen, die vor allem an die Konzeptionen von Aristoteles und Kant, Frege und Wittgenstein, Hartmann und Popper anknüpft, ist jedoch viel umfangreicher und bedürfte sehr langer Kommentare und Begründungen.