Aude sapere!
Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!
Immanuel Kant
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter majorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt der für mich die Diät beurteilt, u.s.w. so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen." Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (1783)
1. Die meisten Skeptiker der Auferstehung Jesu zweifeln an der Realität der leiblichen Auferstehung, weil sie meinen, dass es dem gesunden Menschenverstand und der allgemeinen Erfahrung widerspreche, dass Menschen zuerst sterben und dann wieder lebendig werden können. Nun widerspricht tatsächlich der allgemeinen Erfahrung, dass bereits gestorbene Menschen auferstehen und wieder lebendig werden können. Wie wir aufgrund von Erfahrung wissen, endet der Sterbeprozess eines Menschen mit dem Tod und ist dann irreversibel. Aber daraus folgt nicht, dass Jesus von Nazareth nicht auferstanden sein kann. Wer das folgert, setzt dabei schon voraus, dass Jesus auch nur ein gewöhnlicher Mensch war und dass deswegen für ihn eben genau das Gleiche gelten muss wie für alle anderen Menschen.
Genau das aber wird in den Evangelien bestritten und anders dargestellt und zwar sowohl in den Selbstaussagen Jesu über seine Identität als auch in zahlreichen Aussagen Johannes des Täufers, seiner Jünger und seiner Anhängerinnen über seine Identität. Die Evangelisten gehen nämlich davon aus, dass Jesus von Nazareth von Geburt an bis zu seiner Auferstehung und Himmelfahrt nicht nur ein gewöhnlicher Mensch gewesen ist. Sie erzählen nicht, dass er "nur" ein weiterer Prophet, guter Mensch, charismatischer Wanderprediger und erfolgreicher Wunderheiler gewesen ist. Sie bezeugen vielmehr, dass er der den Juden verheißene Messias, der Menschensohn, der Sohn Gottes bzw. eine ein-malige Inkarnation des göttlichen Logos gewesen ist.
2. Viele Skeptiker der Auferstehung Jesu zweifeln an der Realität der leiblichen Auferstehung, weil es den bisher be-kannten Naturgesetzen und den bisherigen Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaften zu widersprechen scheint, dass ein Mensch zuerst sterben und dann wieder auferstehen und lebendig werden kann. Aber die wenigsten Skeptiker können dann auch die angeblich relevanten Naturgesetze und Erkenntnisse der modernen Naturwissen-schaften klar und deutlich benennen, aufgrund deren die Möglichkeit der einmaligen leiblichen Auferstehung Jesu ausgeschlossen sein soll. Vielmehr handelt es sich dabei meistens nur um eine pauschale und vage rhetorische Berufung auf die heutige Autorität der modernen Naturwissenschaften. Doch anerkannte zeitgenössische Physiker wie z.B. Gerd Ganteför geben offen zu, dass die moderne Physik bisher etwa nur 20 % der physikalischen Wirklichkeit verstanden hat. Die bekannten Naturkräfte, Naturgesetze und Naturkonstanten genügen nicht, um Wunder ganz alggemein oder um ganz besonders die Auferstehung Jesu mit Sicherheit ausschließen oder gar für physikalisch unmöglich erklären zu können.
Aber selbst, wenn man ein solches Naturgesetz oder eine bestimmte Erkenntnis der modernen Naturwissenschaften anführen würde, würde das noch lange nicht die Möglichkeit der einmaligen leiblichen Auferstehung Jesu ausschließen. Denn in den modernen Naturwissenschaften werden gewöhnlich gerade nicht einmalige Ereignisse untersucht, es sei denn ein bestimmtes Ereignis dient als Experiment zur Verifikation oder Falsifikation einer allgemeinen Hypothese. Vielmehr werden gewöhnlich wiederholbare Arten von Ereignissen untersucht, um aufgrund wiederholbarer Experimente zu einer relativ gut bestätigten allgemeinen Hypothese zu gelangen. Deswegen sind alle in den modernen Naturwissenschaften bekannten Naturgesetze auch immer nur hypothetisch-allgemeine Prinzipien auf der Basis von bisherigen Erfahrungen und geschickter Hypothesenbildung, die immer nur ceteris paribus, d.h. die unter irgendwelchen angenommenen Normalbedingungen gelten, bei denen besondere ad-hoc-Wirkursachen ausgeschlossen werden.
Aber in den Evangelien ist davon die Rede ist, dass Gott Jesus auferweckt hat, d.h. dass es sich also gerade nicht um ein normales und wiederholbares, sondern um ein wunderbares und unwiederholbares, außergewöhnliches und über-raschendes, einmaliges und unerwartetes Ereignis in der raumzeitlichen und geschichtlichen Welt gehandelt hat. Daher wiederholen die Skeptiker der Auferstehung Jesu, die sich zur Verstärkung ihrer skeptischen Überzeugung auf die Autorität der neuzeitlichen und modernen Naturwissenschaften berufen, nur ein seit dem 18. Jahrhundert verbreitetes atheistisches, mechanistisches und naturalistisches Vorurteil, dass es grundsätzlich keine Wunder geben könne und dass das angeblich durch die neuzeitlichen und modernen Naturwissenschaften bewiesen worden sei. David Hume hat dieses Vorurteil in die Welt gesetzt und alle Wunderskeptiker schwätzen es seither nach, ohne Kants starke Kritik am Empirismus und Materialismus zu bedenken und ohne kritisch nachzudenken.
3. Manche Skeptiker der Auferstehung Jesu zweifeln an der Realität der leiblichen Auferstehung, obwohl sie aufgrund zuverlässiger christlicher und außerchristlicher historischer Zeugnisse (z.B. Josephus Flavius) zugeben, dass Jesus von Nazareth ungefähr 30 Jahre nach seiner Geburt von der römischen Besatzungsmacht unter Pontius Pilatus verurteilt, ausgepeitscht und gekreuzigt worden sei.
(a.) Einige von ihnen behaupten, dass er aber nicht wirklich gestorben sei, sondern durch einen glücklichen Zufall diese normalerweise tödliche römische Hinrichtungsmethode der Kreuzigung überlebt habe. Das wäre zwar eine plausible Erklärung für die Berichte vom leeren Grab und davon dass er von einigen seiner Jünger und von 500 Anhängern lebend gesehen wurde, passt jedoch nicht zu den Berichten von seinem Tod, von der Abnahme seines Leichnahmes vom Kreuz sowie von der Salbung, Bandagierung und Beerdigung in einem versiegelten und von römischen Soldaten bewachten Felsengrab.
(b.) Einige andere von ihnen behaupten, dass er zwar wirklich gestorben sei, weil er diese normalerweise tödliche römische Hinrichtungsmethode der Kreuzigung nicht überlebt haben könne. Das wäre eine plausible Erklärung sowohl für die Berichte von der Kreuzabnahme, von der Salbung, Bandagierung und Beerdigung in einem versiegelten und bewachten Felsengrab. Das würde jedoch nicht zu den Berichten davon passen, dass er danach von einigen seiner Jünger und dann sogar von 500 Anhängern lebend gesehen wurde. Das erklären sie dann durch:
Infragestellung der Wahrheit der Berichte von der Begegnung mit dem Auferstandenen
Infragestellung der Wahrhaftigkeit der Zeugen von der Begegnung mit dem Auferstandenen
Unterstellung betrügerischer Absichten der Jünger trotz der Gefahr für Leib und Leben
Psychologisierung und Subjektivierung der berichteten Begegnungen als bloßer Visionen
Psychologisierung und Pathologisierung der berichteten Begegnungen als bloßer Halluzinationen
Nun kann man kaum leugnen, dass viele Christen einfach deswegen an die Realität der Auferstehung Jesu glauben,
weil sie es so gelernt haben, weil es so in der Bibel steht, weil es zum Kerngehalt des christlichen Glaubens gehört, weil es im Apostolischen Glaubensbekenntnis vorkommt oder weil es von allen maßgebenden Theologen und Kirchen vor der Aufklärung und Moderne vertreten wurde. Nicht jeder Christ ist ein kritischer Philosoph oder bibelfester Theologe und denkt selbstständig und kritisch über diese Glaubensinhalte nach.
Aber wer unter den Skeptikern und Atheisten sowie unter den Juden, Christen und Muslimen ist wirklich bereit und in der Lage, über die in den Evangelien berichtete Realität der Auferstehung Jesu selbstkritisch nachzudenken? Wie kann jemand gegen seine erworbenen und liebgewonnenen Denkgewohnheiten noch einmal mutig über so schwierige Fragen nachdenken? Wer hat wirklich den Mut und die Muße, seinen gewohnten Glauben noch einmal so radikal auf die Probe zu stellen? Zwar kann niemand nur deswegen etwas wahrhaftig glauben, weil er oder sie es glauben will oder weil die eigene weltanschauliche oder religiöse Gruppe es glauben will. Auch drohen dabei immer die allzu menschlichen Gefahren der Bequemlichkeit und der Konformität, der Heuchelei, der Selbsttäuschung und des Wunschdenkens, aber nicht nur unter Christen, sondern auch unter Juden und Muslimen sowie unter Atheisten und Skeptikern.
Aber wer hat sich wirklich schon einmal selbst die Mühe gemacht, genau nachzulesen und gewissenhaft zu prüfen, was darüber eigentlich in den Evangelien steht? Und wer hat schon den Mut und die Zivilcourage gehabt, sich gegen heftige Widerstände und gegen unterschwelligen Gruppendruck vorbehaltlos seine eigene vorläufige Meinung und haltbare Überzeugung zu bilden? Das sind wahrscheinlich doch immer die Wenigsten - und zwar nicht nur unter bekennenden Juden, Christen und Muslimen, sondern auch unter Skeptikern und Atheisten. Seit etwa einem halben Jahrhundert mussten in der angeblich so liberalen und toleranten Evangelischen Kirche in Deutschland akademisch ausgebildete Theologen ihre akademische Karriere und berufliche Zukunft riskieren, wenn sie der inzwischen dogmatischen Mehr-heitsmeinung der Auferstehungsskeptiker widersprochen haben.
Trotz starker und weit verbreiteter weltanschaulicher Vorurteile sprechen die unmittelbaren historischen Zeugnisse aus den kanonischen Evangelien nüchtern betrachtet und rational erörtert mit starker Evidenz dafür, dass Jesus Christus (Yeschua Messiah) nach seinem grausamen Tod am Kreuz tatsächlich auferstanden ist und dann vielen seiner Jünger und Anhänger mehrfach leibhaftig erschienen ist. Kritisch abgewogene Argumente sprechen dafür, dass die zumindest in Europa weit verbreitete Skepsis gegen die Zuverlässigkeit dieser Zeugenaussagen unbegründet ist und wider Erwarten auf kaum haltbaren neuzeitlichen Vorurteilen beruht.
Wer die biblischen Befunde wirklich mit einem offenen Herzen und mit einem kühlem Verstand liest und sich dabei nicht von seinen weltanschaulichen Vorurteilen leiten lässt, die heute den von "Wissenschaftsaberglaube" (Karl Jaspers) und bequemer Technik dominierten Zeitgeist bestimmen, müsste eigentlich zu dem Ergebnis kommen, dass es sich dabei weder um bloßes Wunschdenken nach einer herben Enttäuschung noch um bloße pathologische Halluzinationen noch bloß um subjektive Visionen noch um kollektive Massensuggestionen noch um strategische Betrugsmanöver von Seiten der Jünger und Anhänger gehandelt haben kann. Vielmehr scheint es sich in der Tat um ein einmaliges, erstaunliches, aber kaum natürlich oder wissenschaftlich erklärbares, aber dennoch wirkliches historisches Ereignis zu handeln.
Zu Kants Zeiten brauchte es zumindest in Königsberg einigen Mut, sich gegen die Mehrheit der Christen zu stellen. Heute scheint es jedoch oft gerade umgekehrt zu sein - zumindest in den einflussreichsten Medien und Metropolen. Gerade viele Deutsche neigen heute ängstlich dazu, diese Fragen als bloß privat, weil angeblich bloß "subjektiv" auf-zufassen, um sich vor Infragestellung ihrer Überzeugungen zu immunisieren. Dahinter steht oft nicht nur eine persön-liche Neigung zu einer romantischen Innerlichkeit, sondern leider auch eine verstockte Rechthaberei oder bequemes Bedürfnis nach Harmonie oder eine Furcht vor der eigenen Ratlosigkeit und Unsicherheit. Deswegen mag es heute sehr viele Menschen überraschen, dass die überlieferten Zeugnisse in den Evangelien ziemlich zuverlässig sind.
Schließlich ist es auch unter evangelischen Theologen und Pastoren seit der entmythologisierenden und existenziellen Deutungslinie von Rudolf Bultmann sehr beliebt geworden, die Historizität und damit die Realität der leiblichen Auf-erstehung infrage zu stellen oder dogmatisch für unmöglich und für bloßen Humbug zu erklären. Aber, wenn es so geschehen ist, obwohl es weder wissenschaftlich noch verstandesmäßig erklärbar zu sein scheint, dann war die leibliche Auferstehung genau so historisch und real wie die durch zuverlässige Quellen historisch bezeugte Ermordung Cäsars oder der durch zuverlässige Quellen historisch bezeugte freiwillige Tod des Sokrates, weil auch er nach seiner gericht-lichen Verurteilung nicht aus der Stadt Athen geflohen ist.
In ähnlicher Weise hat sich den Evangelien zufolge Jesus freiwillig und ohne zu fliehen von den Römern festnehmen, verurteilen, foltern und kreuzigen lassen. Er ahnte den Evangelien zufolge zwar voraus, was geschehen würde, war jedoch mit seinem auf ihn zukommenden Schicksal einverstanden, weil er seinen für die Juden und Römer schändlichen und würdelosen Tod am Kreuz für notwendig hielt, um ein bemerkenswertes Zeichen zu setzen und um zu zeigen, was wider alles für Menschen übliche und natürliche Erwarten Gott an ihm Wunderbares zu tun vermag. "Herr, ich glaube, hilf'meinem Unglauben."(Mk. 9, 24)
Die Wirklichkeit der Auferstehung
Herausgegeben von Eckstein, Hans-Joachim; Welker, Michael; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 5. Aufl. 2019
Wie kann man in einer naturwissenschaftlich informierten, rationalistisch aufgeklärten und auf die Kraft des gesunden Menschenverstandes bauenden Kultur die Auferstehung des Leibes, die nachösterlichen Erscheinungen Christi und die gegenwärtig schon anbrechende Anteilgabe an der Fülle seines Auferstehungslebens als realistische Sicht der Wirklichkeit verstehen? Wie "wirklich" ist die Auferstehung?
https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/downloads/productPreviewFiles/LP_978-3-7887-3355-1.pdf
Die Wirklichkeit der Auferstehung Jesu
„Unglaublich“ war die Auferstehung Jesu nicht erst seit der Aufklärung, sondern schon für seine Jünger. Was hat sie trotzdem überzeugt und bewogen, nicht nur daran zu glauben, sondern vielmehr daraus die Grundlage ihrer Hoffnung zu machen?
https://dctb.de/de/article/die-wirklichkeit-der-auferstehung-jesu
After Life?
Eleven Videos on the Ressurection of Jesus Christ and its Credibility in our Times by GODNEWEVIDENCE
https://www.youtube.com/playlist?list=PLegZ3cdgTQ8w6ilejjSwUZw-qvq0NDCFz
William Lane Craig vs. Marcus Borg: "Did Jesus Rise from the Dead?"
William Lane Craig debates Jesus Seminar member Marcus Borg on Jesus' physical resurrection.
Darrell Bock and Daryl Schmidt (also a Jesus Seminar member) respond. Reasonable Faith.Org
https://www.youtube.com/watch?v=OU1h0tk2Pss