Trinität

 

Wozu dient der theologische Begriff der Trinität?

 

Mit dem Begriff Dreieinigkeit sagen Christinnen und Christen, dass Gott drei Seinsweisen hat.

 

Nach Matthäus 28,19 sollen Christen auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen. Hier ist von Vater, Sohn und Heiligem Geist die Rede, aber noch nicht davon, dass es sich um die drei Personen der Gottheit im Sinne der Trinitätslehre handelt. Trinität – oder Dreifaltigkeit – heißt, dass Gott in drei Seinsweisen existiert: als Vater, Sohn und Heiliger Geist. 

 

Die Diskussion um die Trinität begann im vierten Jahrhundert nach Christus. Sie ist sehr philosophisch geprägt, da die Lehre von der Trinität in der Bibel nicht explizit vorkommt. Es geht also um Lehrmeinungen darüber, was die Bibelstellen über Gott, Jesus und den Heiligen Geist für den christlichen Glauben bedeuten. Die Sprache der Philosophie in der Antike, der sich die Theologen bedienten, war Griechisch. Um auszudrücken, dass Gott eine Einheit ist, benutzte man den Begriff ousia (Wesen). Um auszudrücken, dass dieses Wesen in drei Seinsweisen besteht, benutzte man den Begriff hypostaseis (Hypostasen). Die griechische Formel, auf die sich die Theologen einigten, um Gott zu beschreiben lautete „mia ousia – treis hypostaseis“ (ein Wesen – drei Hypostasen). Der Begriff „Hypostasen“ war jedoch zweideutig. Die gängige Übersetzung ins Lateinische war substantia (Substanz). Die Theologen verstanden darunter aber drei „Seins-weisen“. Weil dies missverständlich war, griff man im Lateinischen auf eine Formel des lateinischen Theologen Tertullian zurück: „tres personae, una substantia“ (drei Personen, ein Wesen).

 

Das Wort versucht, das scheinbar Unmögliche auszudrücken, nämlich dass Gott gleichzeitig drei und einer ist. Um das zu verstehen, hilft es, sich vor Augen zu führen, wie Menschen Gott in der Geschichte erfahren haben: als Schöpfer, der seine Welt und die Menschen liebt wie ein Vater seine Kinder. Als ein Gott, der in Jesus Christus, seinem Sohn, selbst Mensch geworden ist und das menschliche Leben geteilt hat. Und schließlich als Gott, der im Heiligen Geist bei den Menschen immer noch gegenwärtig und lebendig ist.

 

https://www.ekd.de/Dreieinigkeit-11167.htm

 


 

Trinität: Die unlösbare Gleichung

 

1+1+1=1 klingt unlogisch. Ist es auch. Trotzdem gibt es gute Gründe dafür, von einem drei-einigen Gott auszugehen – und statt der Logik dem Geheimnis eine Chance zu geben.

 

Über kaum einem anderen Thema haben Christen aller Generationen mehr gebrütet als über die Trinität. Allzu oft auch darüber gestritten. Damit nicht genug. Gerade für Muslime scheinen Christen mit der Trinität vom Glauben an den einen Gott abzuweichen – und drei Göttern zu huldigen. Für Kritiker des christlichen Glaubens ist die Trinitätslehre der Beweis schlechthin, wie tief das Christentum von politischem Kalkül und dem Streben nach Macht durchdrungen ist.

 

Und tatsächlich, die Argumente gegen die Vorstellung eines Gottes, der Vater, Sohn und Geist ist, sind gewichtig. Wie kann man an einen Gott glauben, wenn Jesus und der Heilige Geist auch Gott sind? Wie kann 1+1+1 eins ergeben? Hat Jesus Selbstgespräche geführt und wie kann er sein eigener Vater sein? Und wenn das Thema biblisch ist, warum kommt der Begriff nicht in der Bibel vor?

 

Dieser Beitrag beleuchtet die Hintergründe der Trinitätslehre, ihre Irrwege, aber auch ihre Bedeutung für den christlichen Glauben.

 

Von was wir sprechen

 

Die Grundlagen der Trinitätslehre lassen sich schnell umreißen. Schließlich steckt im Namen selbst schon sehr viel Inhalt. Die lateinischen Vokabeln tri und unitas, also die Vorsilben für drei und die Einheit, formen den Begriff. Tertullian setzte sie als erster in christlichem Zusammenhang zur trinitas zusammen, zur Trinität. Zu Deutsch Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit.

 

Damit sind die kennzeichnenden Aussagen der Trinität getroffen. Es gibt ein Wesen: Gott. Er existiert seit Ewigkeit in den drei Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist. Es kennzeichnet sie als Personen, dass sie eigenständig handeln und denken, gleichzeitig aber nicht voneinander zu trennen sind. Sie sind ein Gott. Heißt also: Jede dieser Personen unter-scheidet sich von den anderen beiden, jede von ihnen ist aber auch vollkommen Gott. Unterm Strich bleibt es bei dem einen Gott - die Quadratur des Kreises. Schwer zu fassen? Aber sicher! Deshalb braucht es einen genauen Blick in einige biblische Texte, um zu verstehen, wie es zu dieser Auffassung kommt.

 

Es gibt ein Wesen: Gott. Er existiert seit Ewigkeit in den drei Personen

 

Vater, Sohn und Heiliger Geist.

 

Die Grundlage: Gott ist einer – und Person

 

Die Grundpfeiler der Trinitätslehre sind in der Bibel zu finden. Daher ist es wichtig, sich zuerst die betreffenden Belege anzuschauen. Die wichtigste Grundlage ist die Einheit Gottes, also die Überzeugung, dass es nur einen Gott gibt. Die Belege hierfür sind in der Bibel leicht zu finden. Gott offenbart sich unmissverständlich als der eine und alleinige Gott. Entsprechend ist das Glaubens-bekenntnis aus dem 5. Mosebuch bis heute zentraler Bestandteil des jüdischen und christlichen Glaubens: „Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig” (5. Mose 6,4). Jesus bestätigt diese Aussage im Neuen Testament (Markus 12,29).

 

Einige Passagen im Alten und Neuen Testament untermauern die Grundaussage dieses Verses. „Außer mir gibt es keinen Gott“, schreibt der Prophet Jesaja über Gott (Jesaja 45,5). Auch nach Aussage des Apostel Paulus gibt es keinen Gott als nur den einen (1. Korinther 8,4). Und das erste der Zehn Gebote ist die Aufforderung, nichts und niemanden an die Seite des einen wahren Gottes zu stellen (2. Mose 20,3). Kurz gesagt: Es gibt nur einen Gott, den Vater, der mit Menschen spricht und in der Geschichte als eigenständige Person handelt.

 

Jesus ist Gott – und Person

 

Weiter zur zweiten Person der Trinität: Jesus. Auch über ihn gibt es eine Reihe von Aussagen, die insgesamt deutlich machen, dass er immer den Anspruch hatte, Gott zu sein. Erste Hinweise geben einige Passagen, in denen Jesus Eigenschaften zugeschrieben werden, die eigentlich nur Gott zu-stehen. Dazu gehören Allgegenwart (Matthäus 28,20), Allmacht (Matthäus 28,18), Sündenver-gebung (Markus 2,1-12), Auferweckung von Toten (Johannes 12,9). Auch die Erschaffung der Welt (Johannes 1,3) und der Vorsitz beim kommenden Endgericht (Johannes 5,27) gehören dazu.

 

Seine Göttlichkeit wird zum Beispiel in Römer 9,5 gelehrt. Hier schreibt Paulus: „…und aus ihrer Mitte ist seiner irdischen Herkunft nach der Messias hervorgegangen, Christus, der Herr über alles, der für immer und ewig zu preisende Gott. Amen.“ (NGÜ, s.a. Titus 2,13; 1. Johannes 5,20)

 

Ähnlich die zentrale Passage am Anfang des Johannesevangeliums: „Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott“ (Johannes 1,1), schreibt Johannes – und meint mit dem Wort Jesus selbst. Er wird damit ganz klar mit Gott identifiziert. Er ist Gott. Aber nicht nur das. Er ist auch von Gott unterschieden, denn in Vers zwei heißt es: „Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott.“ Zwei Personen, ein Gott.

 

Kurz gesagt: Jesus ist nach Aussagen des Neuen Testaments Gott. Aber auch von ihm unterschie-den. Jesus agiert als eigenständige Person und betet zum Vater – und das mit göttlichen Eigen-schaften. Jesus selbst liefert die beste Zu-sammenfassung für diesen Befund: „Ich und der Vater sind eins.“ (Johannes 10,30) Zwei Personen, ein Gott.

 

Der Heilige Geist ist Gott – und Person

 

Das Neue Testament lehrt, dass der Heilige Geist anstelle von Jesus seinen Jüngern zur Seite stehen wird (Johannes 14, 16). Damit ist er von Jesus zu unterscheiden, er ist eine eigenständige Person. (s. a. Johannes 16,13-14; Römer 8,26; 1. Korinther 2,10-13). Auch dem Heiligen Geist werden in der Bibel Eigenschaften zugeschrieben, die nur Gott zustehen. Er ist zum Beispiel ewig (Hebräer 9,14), allwissend (1. Korinther 2,10) und allgegenwärtig (Psalm 139,7-8). Im ersten Korintherbrief er-wähnt Paulus in einem Atemzug Gott Vater und den Heiligen Geist wie austauschbar (1. Korinther 12,4-6). In einem anderem seiner Briefe setzt Paulus ihn direkt mit Gott bzw. Jesus gleich: „Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“, schreibt er in seinem zweiten Brief an die Korinther (2. Korinther 3,17; s.a.

1. Korinther 3,16).

 

Sehr deutlich setzt auch Lukas den Heiligen Geist Gott mit Gott gleich. In dem Bericht über den Betrug von Hananias und Saphira, spricht er davon, dass sie den Heiligen Geist belogen haben (Apostelgeschichte 5,3). Einen Vers später sagt er, sie hätten Gott betrogen (Vers 4).

 

Kurz gesagt: Auch der Heilige Geist ist eine eigenständige Person, die sich vom Vater und vom Sohn unterscheidet. Gleichzeitig setzen ihn die neutestamentlichen Autoren Gott gleich.

 

Weitere Hinweise auf die Trinität

 

Die bisher genannten Aussagen der Bibel untermauern die oben genannten, grundlegenden Aus-sagen der Trinität: Ein Gott in drei Personen, die eins sind und doch verschieden. Es gibt noch eine Reihe von Hinweisen in der Bibel, die die Trinität zwar nicht beweisen, sie aber trotzdem unter-mauern. Schon das erste Kapitel der Bibel liefert den ersten Hin-weis. In 1. Mose 1,26 spricht Gott: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei,…“ Einige Ausleger sind der Auffas-sung, hier werde ein Majestätsplural verwendet („Ihr, o großer König,…“) oder Gott spräche zu Engeln. Da aber kein Herrscher den Majestätsplural für sich selbst verwendet und die Engel nicht an der Schöpfung beteiligt waren, ist dieser Vers ein deutlicher Hinweis auf mehrere Personen in Gott selbst. (s. a. 1. Mose 3,22; 1. Mose 11,7).

 

Weitere Hinweise befinden sich im Neuen Testament. Hier ist vor allem die Taufe des Johannes zu nennen, zu der die drei Personen unterschiedliche Aufgaben zur selben Zeit erfüllen: „Und als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf; und siehe, die Himmel wurden ihm geöffnet, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und auf sich kommen. Und siehe, eine Stimme kommt aus den Himmeln, welche spricht: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ (Matthäus 3,16-17).

 

Interessant sind außerdem einige Passagen, die alle drei Personen der Trinität in einem Atemzug nennen. Allen voran der Missionsbefehl, so etwas wie das Vermächtnis Jesu: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes…“ (Matthäus 28,19). Ebenso trinitarisch ist der Abschluss des 2. Korintherbriefes, wo Paulus schreibt: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Ge-meinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2. Korinther 13,13; s. a. Epheser 4,4-6; 1. Petrus 1,2)

 

Diese Belege sind für sich genommen keine Beweise. Sie unterstreichen jedoch in bemerkenswerter Weise, dass es drei unabhängige Personen gibt, die Gott sind. Ganz unabhängig davon, ob der Begriff „Trinität“ in der Bibel vorkommt oder nicht. Es ist der eine, ungeteilte Gott, der durch seinen Sohn und seinen Geist in dieser Welt an den Menschen handelt.

 

Geschichte und Irrwege der Dreifaltigkeit

 

Die Frühe Kirche der ersten drei Jahrhunderte kannte keine Trinitätslehre, wohl aber den Glauben an einen dreieinen Gott. Denn der Überlieferung der Bibel gemäß bekannte sie mit der Taufformel (Matthäus 28,19) die Trinität Gottes. Die Regula fidei, eine frühe Zusammenfassung des christ-lichen Glaubens, und weitere Taufbekenntnisse aus der damaligen Zeit bekennen den Glauben an Vater, Sohn und Heiligen Geist. Der Glaube an den dreieinen Gott war also entsprechend der Bibel fest in den Gemeinden verankert, auch wenn die Lehre der Trinität noch nicht fest ausformuliert war.

 

Der christliche Autor Tertullian verwendet in der Mitte des zweiten Jahrhunderts in einem Schrei-ben an Praxeas das erste Mal den Begriff der Trinität. Etwa in dieser Zeit kommt es auch vermehrt zu Anfragen, wie das Verhältnis von Jesus zu seinem Vater zu verstehen sei, bzw. wie die Trinität denn genau zu verstehen ist – und ob sie nicht im Widerspruch zu anderen Aussagen der Bibel steht, zum Beispiel der Einheit Gottes.

 

Einige Christen versuchten daraufhin, diese Unklarheiten zu bereinigen, indem sie einzelne Lehren der Bibel einseitig betonten. Zum Beispiel die Aussagen über die Einheit Gottes. Diese Versuche hatten oft eine gute Absicht. Sie wollten die grundlegenden Fragen in Bezug auf die Trinität lösen und damit den christlichen Glauben plausibler machen. Dennoch berücksichtigten sie nicht alle Aussagen der Bibel zu diesem Thema und leugneten jeweils eine der oben genannten zentralen Überzeugungen (es gibt einen Gott, es gibt drei unterschiedliche Personen, alle sind gleich Gott). Die folgenden vier Versuche, das Wesen von Jesus einzuordnen, sind die Wichtigsten.

 

Vier Versuche, die Rolle von Jesus zu erklären

 

Theodot von Byzanz vertrat um 210 n. Chr. die Auffassung, Jesus sei lediglich ein Mensch gewesen, der bei seiner Taufe mit der besonderen Kraft des Heiligen Geistes ausgerüstet wurde. Bildlich gesprochen wurde er zu diesem Zeitpunkt von Gott als Sohn adoptiert (Adoptianismus). Diese Lehre missachtet die oben genannten Passagen der Bibel, die deutlich lehren, dass Jesus immer göttlicher Natur ist.

 

Eine weitere Position nahmen die Vertreter des so genannten Subordinationismus ein, wie z. B. Origenes. Sie glaubten zwar, dass Jesus nicht geschaffen, sondern göttlich sei. Trotzdem sei er nicht dem Vater gleich. Er sei von ihm zu unter-scheiden und ihm unterzuordnen, eine Stufe niedriger. Damit wollte Origenes den Gedanken des einen Gottes mit dem Zeugnis der drei Personen in Einklang bringen. Der Subordinationismus leugnet aber, dass der Sohn im Wesen und seinen Eigenschaften dem Vater gleich ist.

 

Eine große Verbreitung fand die Überzeugung des Arius (ca. 250 – 336). Er entwickelte die Stufenlehre des Subordinatio-nismus weiter und behauptete, dass Jesus nicht göttlichen Wesens sei. Jesus sei ein himmlisches Wesen, das erste Geschöpf, das wiederum den Heiligen Geist geschaffen habe. Auch diese Auffassung, der Arianismus, übersieht, dass die Bibel die Göttlichkeit Jesu lehrt.

 

Als letzter Erklärungsversuch sei der Modalismus genannt. Anhänger dieser Überzeugung behaupteten, dass Gott zwar eine Person sei, die aber als solche zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Formen erscheine. Im Alten Testa-ment als Vater, in der Zeit der Evangelien als Sohn und nach Pfingsten bis heute als Heiliger Geist. Damit wäre Gott der Vater als Sohn am Kreuz gestorben, weshalb der Modalismus auch Patripassionismus genannt wird (manche nennen ihn auch Sabellianismus, nach dem Gelehrten Sabellius aus Rom im 3. Jahrhundert, der diese Lehre vertrat). Diese Position verkennt, dass das Neue Testament eindeutig von drei voneinander verschiedenen Personen zur gleichen Zeit spricht (bspw. bei der Taufe Jesu, Markus 1,9-11).

 

Da gerade der Arianismus viele Anhänger gewinnen konnte, mussten die damaligen christlichen Gemeinden reagieren. In der Folge wurde das Konzil von Nizäa einberufen (325), das den Streit um das Wesen Jesu und die Trinität beilegen sollte. Der Arianismus wurde verurteilt, das Konzil legte fest, dass der Sohn von derselben göttlichen Substanz war (homoousios) sei wie der Vater. Dieses Bekenntnis wurde in den Folgejahren auch in Bezug auf die Trinität weiter ge-formt, bis die Trinitätslehre beim Konzil von Konstantinopel (381) zur festgeschriebenen Lehre wurde.

 

Der häufig vorgetragene Vorwurf, das Konzil von Nicäa wurde einberufen, um Jesus zu Gott zu machen, ist also aus der Luft gegriffen. Das erste Ziel des Konzils war, die ausufernde Auseinandersetzung um den Arianismus zu beenden und der Wunsch, diesen Konflikt beizulegen. Genauso falsch ist der Vorwurf, dass Kaiser Konstantin I. das Ergebnis beein-flusste und aus rein machtpolitischen Gründen Jesus zum Gott erheben wollte (Siehe Beitrag Wikipedia Nicäa).

 

Was soll das Ganze?

 

Die Diskussion um die Trinität wirkt schnell abgehoben und erweckt den Eindruck, als wollten sich weltfremde Theo-logen einmal so richtig austoben. Sie streiten um den Logos, um Personen und Wesenheiten und wer wesenseins oder wesensgleich ist. Wenn die Trinität aber wichtig ist, muss sie mehr bedeuten als eine intellektuelle Fingerübung!

 

Die Theorie wird schnell zur Praxis, wenn man bedenkt, was die jeweilige Aussage in Bezug auf die Trinität bedeutet. War Jesus auch Gott, kann er mein Versagen wirklich aus der Welt schaffen. Ist am Kreuz ein bloßer Mensch gestorben, wird es schon schwieriger. Denn der kann nur für seine eigene Schuld bezahlen. Das ist lediglich ein Beispiel dafür, welche zentralen Bereiche des christ-lichen Glaubens die Trinität berührt. Es ist daher enorm wichtig für einen gesunden Glauben, sie richtig zu verstehen. Nur dann kann man gut einordnen, wer Gott der Vater, Jesus und der Heilige Geist sind und in welcher Beziehung sie zueinander stehen.

 

Gerade in der Frage „Wie rettet Gott?“ tritt das hervor. Die Trinität zeigt auf, wie Gott seine gelieb-ten Menschen retten möchte und wer welche Aufgabe dabei hat. In Epheser 1,3-14 beschreibt Paulus das auf unnachahmliche Weise: Die Initiative kommt vom Vater, von ihm geht der Gedanke der Rettung aus. Durch Jesus hingegen wird die Rettung ver-wirklicht. Alles, was der Vater zur Rettung der Menschen angeht, tut er durch seinen Sohn. Durch Jesus können wir mit Gott in Verbindung treten. Der Heilige Geist wiederum setzt diese Rettung in uns um. Er verändert uns von innen nach außen, er stellt uns Stück für Stück wieder her. Durch ihn sind wir sicher bei Gott, bis dieser Prozess bei ihm in der Ewig-keit abgeschlossen wird. Gott ist dabei an jeder Stelle mit im Spiel – als Vater, als Sohn und Heiliger Geist.

 

Die Trinität sagt auch einiges darüber aus, wie Gott ist. Sie macht seine Liebe – Gottes Hauptmerk-mal – begreiflich (1. Johannes 4,8). Wenn Jesus Gott war, zeigt sich diese außerordentliche Liebe darin, dass Gott als verletzlicher Mensch auf die Erde kommt und den Menschen dient. Gott ist also Liebe, die sich nicht um sich selbst dreht, sondern den anderen in den Blick nimmt. Er ist ein Gott, der schon seit Ewigkeit in Beziehung lebt und seine Liebe weitergibt. Zwischen Vater und Sohn, Vater und Heiligem Geist und zwischen Sohn und Heiligem Geist. Ein ewiges Geben und Nehmen.

 

Da sich die drei schon eine Ewigkeit aushalten, kann man davon ausgehen, dass sie sich gut ver-stehen. Gott ist in sich voller Freude – und lädt jeden ein, sich schon jetzt mitzufreuen und in der Ewigkeit in diese Freude eingebunden zu sein. Diese Liebe wird die Ewigkeit bestimmen. Eine Zukunft voller Freude und Annahme erwartet jeden, der sich auf diesen Gott einlässt.

 

Es spricht also Bände über Gott, wenn er in Jesus auf die Erde kommt. Es zeigt, wie eng verbunden Gott mit seiner ge-liebten Schöpfung ist. Er hat nicht nur den Menschen geschaffen, sondern wurde selbst Mensch – ohne dass das einen Widerspruch erzeugen würde. Vielmehr passt es völlig natürlich zusammen. Nicht umsonst sprechen Theologen davon, dass in Jesus die wohl klarste Offenbarung von Gott stattgefunden hat. Er bleibt unfassbar, aber auch unfassbar nah und eng mit uns Menschen verbunden.  Es spricht also Bände über Gott, wenn er in Jesus auf die Erde kommt. Es zeigt, wie eng verbunden Gott mit seiner geliebten Schöpfung ist.

 

Nicht nur denken, mehr danken!

 

Die Trinität gibt auch wertvolle Hinweise, wie Liebe in Beziehungen funktionieren kann. „In Demut achte einer den anderen höher als sich selbst“ (Philipper 2,3) ist bei einem dreieinigen Gott keine Floskel, sondern Alltag. Nicht umsonst betet Jesus im Garten Gethsemane: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Matthäus 26,42) Damit ist Jesus das beste Vorbild echter Liebe. Folgen wir seinem Beispiel, sind funktionierende, auf gegenseitigem Respekt ruhende Beziehungen möglich. Durch den Heiligen Geist ist es möglich, schon jetzt in diese besondere Art der Liebe einge-bunden zu sein.

 

Die Trinität gibt auch wertvolle Hinweise, um das Thema Gebet richtig zu verstehen. Denn für viele stellt sich die Frage, zu wem Christen beten sollten. Wenn Jesus nicht Gott ist, sollten wir auch nicht zu ihm beten. Wenn er aber auch Gott ist, können wir zum Vater im Namen Jesu unter Anleitung des Heiligen Geistes beten (s.a. Epheser 2,18). Ein Gebet, das an-kommt!

 

Letztlich rückt das Nachdenken über die Trinität Gott ins rechte Licht. Denn zu begreifen ist die Dreifaltigkeit nicht. Die Gleichung 1+1+1=1 bleibt ein Geheimnis. Zwar kann man diesem Gott begegnen, er offenbart sich sogar selbst. Nie-mand aber kann seiner habhaft werden, auch nicht mit dem Verstand. Oder wie es der Kirchenvater Augustinus ausdrückte:  „Wenn du es begriffen hast, ist es nicht Gott.“

 

Das Nachdenken über die Trinität ist eine gute Übung in Demut vor Gott und lenkt den Blick weg von uns Menschen und unserer Weisheit. Gott bleibt der Erhabene. Dieses Geheimnis sollten Christen stehen lassen und immer wieder staunend vor Gott treten. Die Trinität wird ein Wegweiser zum Lob Gottes. Daher endet dieser Beitrag hier – und lädt zum Schluss ein, in die liebevolle Beziehung mit diesem außerordentlichen Gott einzutreten und ihm die Ehre zu geben. Als Vater, Sohn und Heiliger Geist.

 

https://www.erf.de/glaubens-faq/trinitaet-die-unloesbare-gleichung/33618-59 

 



 

Trinität – wie soll man das verstehen?

 

Hans-Martin Barth, Theologe, Marburg

„Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!“ Mit diesen Worten beginnen unsere christlichen Gottesdienste. So möchte auch ich meinen kleinen Beitrag beginnen. Ich will damit sagen: Ich schreibe jetzt nicht einfach im eigenen Namen, sondern im Namen einer Macht, die über alle unsere Vorstellungen hinausgeht und der wir unser Dasein verdanken. Ich darf sie begreifen als väterlich mir zugewandt, als geschwisterlich nahe und innerlich mir verbunden. Das wollen diese Begriffe „Vater, Sohn und Heiliger Geist“ zum Ausdruck bringen. „Vater“, „Sohn“ und „Heiliger Geist“ sind symbolische Begriffe. Natürlich hat Gott keinen Sohn, wie wir uns Nach-kommenschaft vorstellen, und auch keinen Geist, der mit unserem Geist auf einer Linie läge. Gott „der Vater“ – das meint: Ich weiß, dass ich mein Leben nicht mir selbst verdanke. Gott „der Sohn“ – das meint: Ich weiß, dass ich nicht dafür garantieren kann, dass aus meinem Leben etwas wird. Aber im Blick auf das Leben und Sterben und die lebendige Gegenwart Jesu aus Nazareth kann ich zuversichtlich sein. Der „heilige Geist“: Ich weiß, dass mein Geist und meine Energie nicht aus-reichen, sondern dass ich auf eine Kraft angewiesen bin, die mich inspiriert und voranbringt.

 

Wie ist der Glaube an den dreieinen Gott entstanden?

 

Warum braucht es dazu eine so komplizierte Vorstellung wie die der Dreieinigkeit? Letztlich ist sie gar nicht so kompli-ziert. Man versteht sie vielleicht besser, wenn man sich klar macht, wie sie entstanden ist. Die ersten Jünger und Jüngerinnen Jesu sind Jesus nachgefolgt, weil sie sich ihm nicht entziehen konnten und weil die Begegnung mit ihm ihrem Leben eine neue Perspektive gegeben hat. Damit hat sich ihnen natürlich die Frage nahegelegt: Woher kommt dieser Jesus, woher hat er diese Ausstrahlung und dieses Anziehungskraft? Wie verhält sich das alles zu Gott, von dem doch schon im Alten Testament die Rede ist? Sie entdeckten die Beziehung zwischen Gott „dem Vater und „dem Sohn“. Und die Wirkung, die er auf sie ausgeübt hat, war so stark, dass sie sagen mussten: In ihm begegnet uns Gott selbst, in ihm manifestiert sich die göttliche Kraft. Gott selbst identifiziert sich mit ihm, mit seinem Lehren und Heilen, aber auch mit seinen äußeren Belastungen und seinen inneren Bedrängnissen, seinem Leiden und Sterben. In ihm wirkt „der heilige Geist“, der uns ansteckt. Was machen wir jetzt? Wir müssen uns ändern, wir lassen uns taufen, um diese Kraft des Heiligen Geistes auch zu empfangen, um in ihr mit einander zu leben und Gutes zu tun.

 

Worin besteht die innere Logik des Glaubens an den dreieinen Gott?

 

Mir leuchtet das trinitarische Bekenntnis auch in seiner inneren Logik unmittelbar ein. Ich kann mir das an den Fingern herzählen.

 

Zuerst: Ich brauche zum Leben eine Basis, wie sie mir gegeben ist in Gestalt meines Körpers, meiner Lebenskraft, meiner Sprach- und Denkfähigkeit, meiner Energie, meiner Begabung. Das sagt mir das Symbol von Gottes Schöpferkraft, die ja auch alles um mich her erfüllt.

 

Zweitens: Ich brauche aber darüber hinaus auch Orientierung. Woran soll ich mich halten? Wohin soll ich mit meiner Kraft, mit meinem Leben? Aber auch, wohin soll ich, wenn etwas nicht klappt, wenn mich meine Kräfte verlassen oder wenn ich meine Kräfte falsch eingesetzt habe? Die Gestalt Jesu, wie sie in den Evangelien begegnet, gibt mir klare und auch immer wieder überraschende Anhaltspunkte. Aber warum gerade Jesus? Wer sich auf ihn einlässt, merkt: Jesu Leben und Lehren hat seine eigene Evidenz; Liebe, wie er sie verkörpert, braucht keine eigene Begründung. Und doch kann ich mich nicht ohne Weiteres selbst aufraffen zu einem Leben und zu einem Vertrauen, das der Einladung Jesu entspricht.

 

Deswegen drittens: Wenn ich es dann doch kann, verdanke ich es nicht mir, sondern es passiert einfach. Christen nennen das die Wirkung des Heiligen Geistes. So wirken der Schöpfer, der Erlöser und der Vollender gleichsam zu-sammen, dass aus meinem Leben etwas wird. Dass das Leben Sinn bekommt, dass es mit meiner und mit der ganzen Weltgeschichte schließlich gut ausgehen wird.

 

Worin besteht die Bedeutung einer Theologie des „Drei = eins“?

 

Die Theologen der späteren Jahrhunderte haben dann mit allen Mitteln des damaligen Denkens und der damaligen Philosophie versucht nachzuzeichnen, wie sich das mit dem dreieinigen Gott im Einzelnen verhält. Sie haben sich dabei mitunter übernommen. Deswegen denken heute viele auch unter den Christen: 3=1 – das ist doch unverständlich. Aber genau das soll es sein! Den dreieinen Gott kann man nicht denken, man kann ihn sich nicht vorstellen. Und deswegen hat man sie dafür ein Kunstwort geschaffen, das es so vorher gar nicht gab, nämlich „trinitas“, wovon sich unser „Trinität“ ableitet. Man kann nicht einmal einen richtigen Begriff für ihn finden. Im Deutschen haben wir uns daran gewöhnt, ihn den „dreieinigen“ Gott zu nennen. Ich mag diesen Begriff nicht, weil er leicht die Vorstellung auslöst, da seien drei mit einander einig geworden. Deswegen sage ich lieber: der „dreieine“ Gott, da merkt man schon am Begriff, dass das unser Vorstellen und Denken überschreitet. Das kann man nicht in ein Bild fassen. Da reicht keine bildliche Darstellung hin. Man kann sich den dreieinen Gott nicht vorstellen, und man soll das auch nicht. Der trinitarische Glaube ist sozusagen die andere Seite des Gebots: „Du sollst dir kein Bildnis machen“, die andere Seite der „Medaille“. Diesen Gott kann man nicht denken. Er sprengt unsere Maßstäbe und Denkkategorien. Er ist zu groß. Allahu akbar, könnte ich an dieser Stelle sagen. Und dies wiederum verbindet uns auch mit asiatischen Religionen, die davon etwas wissen, dass man das Letzte und Höchste nicht denken kann, dass es nicht einmal in den Kategorien von Sein und Nichtsein aufgeht.

 

Der eine dreieine Gott – das will sagen: Gott ist nicht ein Wesen, das man sich irgendwie mehr oder weniger wie einen Menschen, nur ins Überdimensionale gesteigert, vorstellen darf. Der dreieine Gott ist nicht so etwas wie ein Super-Regent, der – wie Ernst Moritz Arndt gedichtet hat – „auf den Sternen waltend sitzet von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Er ist nicht ein Einzelwesen, das man abgrenzen könnte wie ein mathematische Eins. Wir sollen uns kein Bild von ihm machen. Und doch dürfen wir ihn uns nahe wissen, väterlich, geschwisterlich, innerlich.

 

Was bringt der Glaube an den dreieinen Gott für den Alltag?

 

Christsein steht und fällt nicht mit der Anerkennung des Dogmas von der „Dreieinigkeit“ Gottes, wie es in der Alten Kirche einst unter größten Mühen formuliert wurde, sondern mit der Nachfolge Jesu. Die Trinitätslehre ist ein irdisches, theologisches Produkt. Aber sie birgt eine Botschaft, ein Angebot. Glaubende können „Gott den Vater, den Sohn und den heiligen Geist“ erfassen im Symbol der Dreieinheit: als ein unvorstellbares, Zeit und Raum überschreitendes Aggregat von Energien, die miteinander in Austausch stehen, in liebevoller Kommunikation einander ergänzen und gerade damit ihre Einheit vollziehen. Als ein Kommunikationsgeschehen, in das Gott die von ihm geschaffene Welt, uns Menschen alle, hineinziehen will, als eine dynamische Gemeinschaft, in die wir im Grunde schon hineingehören. Als Geschöpfe entkommen wir seinem Wirken ja sowieso nicht. Ich darf meinen Alltag leben im Namen, im Auftrag und unter dem Segen Gottes, der mich, meinen Leib und meine Seele, geschaffen hat, der mich erlöst von allem, was mich bedrückt, der mein Leben zu ewiger Vollendung führen wird.

 

Mich hat der Bericht von einem deutschen Kriegsgefangenen beeindruckt, der unter schlimmsten Bedingungen Jahre lang in einem russischen Lager schuften musste. Aber immer, wenn er früh beim Aufstehen kurz auf seiner Pritsche saß, so heißt es in diesem Bericht, habe vor sich hingemurmelt: „Der heiligen Dreifaltigkeit sei heute dieser Tag geweiht.“ Das gibt einem Tag Klarheit und Kraft!

 

Quelle: Kirche in Marburg, Juni 2014, 4f.

 

https://luthertheologie.de/artikel/trinitaet-wie-soll-man-das-verstehen/