Ursprung des Universums

 

 

Die Frage nach dem Ursprung des Universums

 

Die Frage nach dem Ursprung des Universums ist etwa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts nicht nur eine Frage der Philosophie oder Metaphysik, wie das noch bei Hume und Kant im 18. Jahrhundert und bei Brentano und Hegel im 19. Jahrhundert eingeschätzt und für selbstverständlich gehalten wurde. Denn etwa seit dieser Zeit beanspruchen moderne Astrophysiker und naturwissenschaftliche Kosmologen, dass es sich um eine vorwiegend empirische Frage handelt, die

nicht mehr alleine mit den philosophischen Mitteln des apriorischen und spekulativen Denkens über kosmologische Modelle beantwortet werden kann. Denn es gibt empirische Daten über die Struktur und Dynamik des sich ausdehnen-den Universums, aus denen man glaubt, logische Schlussfolgerungen über den mutmaßlichen Anfang und die mut-maßliche Entwicklung des gesamten Universums gewinnen zu können.

 

Während in den letzten Jahrhunderten vor der Einsteinschen Relativitätstheorie man meistens noch mit Aristoteles entweder von einer ewigen bzw. zeitlosen Existenz und Dauer des Universums oder aber von einem ersten Beweger (Gott der Philosophen) ausgegangen ist, gehen die meisten, wenn auch nicht alle zeitgenössischen Astrophysiker und Kosmologen davon aus, dass das Universum einen absoluten Anfang hatte. Damit nähert sich die moderne Kosmologie anscheinend jedoch gerade dem biblischen Schöpfungsmythos im Buch Genesis an. Denn dort heißt es: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde." (Gott der Propheten) Biblischer Schöpfungsmythos und moderne naturwissenschaftliche Kosmologie haben es also überraschenderweise gemeinsam, dass sie das Universum so denken, dass es einen absolu-ten Anfang hatte und nicht immer schon existierte.

 

Allerdings versuchen viele moderne Astrophysiker und Kosmologen sich diesen absoluten Anfang ohne einen Gott (Schöpfergott) bzw. ohne eine schöpferische Intelligenz vorzustellen und sie stellen sich dazu diesen allerersten Ur-anfang vielmehr als einen gigantische Explosion vor, die sie seit einiger Zeit als den "Urknall" bezeichnen. Der erste Kosmologe, der die neue naturwissenschaftliche Hypothese von einem geschichtlichen und zeitlichen Universums ins Spiel brachte, war der belgische Priester und Physiker Georges Lemaître. Natürlich handelte es sich zunächst nur um eine neue naturwissenschaftliche Hypothese und nicht um eine echte Entdeckung wahrnehmbarer Wirklichkeit, wie wenn Physiker auf einen zuvor verborgenen Sachverhalt stoßen, den sie dann aber plötzlich zweifelsfrei wahrnehmen und beobachten oder als Ursache bzw. notwendige und hinreichende Bedingung erschließen können. 

 

Lemaîtres Hypothese eines Urknalls

 

Lemaîtres Hypothese eines Urknalls entstand zunächst aus theoretischen Überlegungen der Physik seiner Zeit heraus. Denn "Willem de Sitter hatte bei seiner Untersuchung der Feldgleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie heraus-gefunden, daß es für ein leeres Universum nicht-stationäre Lösungen des Raum-Zeit-Kontinuums gibt und sich der Kosmos somit auch ausdehnen könnte. Aleksander Friedman löste die Feldgleichungen zwischen 1922 und 1924 für ein homogen mit Materie angefülltes Universum und kam zu demselben Schluß. Georges Lemaître stellte daraufhin 1927 die Hypothese auf, daß das Universum im Falle einer raumzeitlichen Expansion aus einem einzigen, winzigen Punkt, einem Uratom, heraus entstanden sein muß." (Lexikon der Physik bei Spektrum.de)

 

Seine "Arbeiten wurden jedoch zunächst kaum beachtet. Ihre Bedeutung wurde erst erkannt, als der Physiker Edwin P. Hubble 1929 auf diesen Überlegungen aufbauend herausfand, daß fast alle Galaxien voneinander fortstreben und die Fluchtgeschwindigkeit linear mit der Entfernung zunimmt (Hubble-Fluß). Damit lag es für viele Kosmologen nahe, daß die Galaxienflucht ein mit Teleskopen beobachtbares Merkmal der Expansion des Universums ist. In den 1940er Jahren griff dann G. Gamow den Gedanken auf und folgerte, daß ein Rest des extrem heißen Urplasmas in Form eines Strah-lungshintergrunds noch heute vorhanden sein sollte." (Lexikon der Physik bei Spektrum.de)

 

Die neue Urknalltheorie wurde dann jedoch noch ziemlich lange bestritten. "Erst die Entdeckung im Jahr 1965, daß es tatsächlich eine solche kosmische Hintergrundstrahlung gibt, bewirkte endgültig die breite Anerkennung der Urknall-Hypothese und des Modells eines expandierenden Friedmann-Lemaître-Kosmos (kosmologische Modelle) gegenüber konkurrierenden Modellen, wie etwa der Steady-State-Theorie, die keine überzeugende Erklärung der Hintergrund-strahlung liefern konnte. Als ein weiteres wichtiges Beobachtungsindiz für die Urknalltheorie wird außerdem die heutige Elementhäufigkeit angesehen. Sie läßt sich damit erklären, daß im Urknall fast ausschließlich Wasserstoff und Helium entstanden sind und die schwereren Elemente erst später in nuklearen Reaktionen im Innern der Sterne gebildet wurden." (Lexikon der Physik bei Spektrum.de)

 

Als "Urknall" (englisch Big Bang) bezeichnet man seither im neuen Standardmodell der Kosmologie den Anfangspunkt der Entstehung von Materie (und Energie), Raum und Zeit, also den absoluten Beginn des raumzeutlichen Universums. Er soll sich den auf Daten basierten allgemeinen Schätzungen zufolge, etwa vor etwa 13,8 Milliarden Jahren ereignet haben. Dieser sog. „Urknall“ soll trotz dieser Datierung jedoch keine gewöhnliche Explosion in einem schon  bestehen-den Raum und zu einem bestimmbaren Zeitpunkt bezeichnen.

 

Vielmehr sollen Materie (und Energie), Raum und Zeit überhaupt erst aus einer ursprünglichen Singularität im Sinne einer Schöpfung aus dem Nichts (Creatio ex nihilo) entstanden sein. Zu der erheblichen Schwierigkeit, sich eine solche Schöpfung aus dem Nichts überhaupt vorzustellen und rational zu verstehen, kommt noch erschwerend hinzu, dass

es sich dabei nicht etwa um eine Schöpfung durch Gott, sondern um eine angebliche Selbstschöpfung handeln soll. 

 

Klar ist jedenfalls, dass wir kein anderes Beispiel aus der irdischen Natur oder aus dem für uns beobachtbaren Kosmos kennen, das wir für eine sich selbst hervorbringende oder sich selbst schaffende Substanz gehalten haben oder halten mussten. Insofern haben wir es nach Kants Verständnis von Wundern als Ereignissen, die gegen die uns bereits be-kannten Naturgesetze verstoßen, bei der Urknallhypothese offensichtlich mit der Behauptung des Geschehens eines Wunders zu tun. Denn wenn der Urknall als die  Selbsterzeugung eines materiellen Objektes, der sog. Singularität verstanden wird, dann ist das nach den bisher üblichen alltäglichen und wissenscdhaftlichen Verständnis der Natur-gesetze nicht möglich, sondern ausgeschlossen und daher nur als ein echtes Wunder im Sinne einer Verletzung der

uns bisher bekannten Naturgesetze zu verstehen. 

 

Philosophische Interpretationen

 

Allerdings darf man nach und mit Kant einwenden, dass wir Menschen gar nicht dazu in der Lage sind, uns irgendeine physische Explosion vorzustellen, die nicht in einem bereits existierenden Raum stattfindet bzw. als ein Ereignis, das nicht zu einem bereits vorgestellten Zeitpunkt geschieht und dann auch eine gewisse zeitliche Dauer hat. Daher würde Kant einwenden, dass sich diese modernen Physiker in logisch bzw. transzendentalphilosophisch widersprüchliche Gedanken verwickeln, obwohl sie zunächst logisch korrekt und methodisch konsequent von empirischen Daten über das sich ausdehnende Universum ausgehen.

 

Auch, wenn wir Raum und Zeit nicht wie Kant als (inter)subjektive apriorische Formen der (menschlichen) Anschauung verstehen, sodass wir uns gar keine Gegenstände vorstellen und denken geschweige denn wahrnehmen und ver-messen können, bleibt fraglich, wie wir uns eine solche gewaltige Explosion einer ersten singulären materiellen und energiegeladenen Ur-Substanz vorstellen können und vorstellen sollen, wenn wir sie uns nicht in einem bereits vor-handenen Raum vorstellen und wenn wir uns keinen Zeitpunkt in einer bereits ausgedehnten Zeit vorstellen sollen,

zu dem sich dieses allererste Ur-Ereignis vollzieht.

 

Auch und gerade, wenn wir Raum und Zeit wie Brentano als immer schon vorhandene und objektiv erkennbare Kontinua vorstellen und denken, in denen wir irgenwann und irgendwo durch die Vereinigung einer Samenzelle mit einer Eizelle entstanden sind, dann eine embryonale Entwicklung vollzogen haben und schließlich irgenwann und irgendwo geboren wurden, dann bleibt es völlig unverständlich, was ein solches kosmisches Ur-Ereignis der Explosion einer singulären materiellen Ursubstanz überhaupt sein soll, durch das nicht nur Materie und Energie, sondern auch Raum und Zeit selbst überhaupt erst entstanden sein sollen. Denn wenn es zuvor Raum und Zeit noch gar nicht gegeben haben soll, dann kann sich auch nicht irgendwo und irgenwann eine solche Explosion ereignet haben.

 

Auch eine im Sinne von Hegel durchgeführte begriffliche Analyse des ontologischen Grundbegriffs des Ereignisses ergibt, dass es in diesem aus der erlernten Erfahrung der Lebenswelt stammenden Begriff, bereits enthalten ist, dass ein jedes Ereignis in der von Menschen erfahrbaren und erkundbaren Lebenswelt irgendwo räumlich situiert sein muss und irgendwie zeitlich situiert sein muss, d.h. zu irgendeinem Zeitpunkt tx beginnen und bis zu irgendeinem Zeitpunkt ty dauern muss. Die Rede von einem ortlosen und zeitlosen Ereignis macht daher gar keinen verstehbaren Sinn, wenn wir mit unseren gewöhnlichen Begriffen sprechen und denken, die wir nach Wittgenstein mit unserer im Alltag gut funktionierenden Umgangssprache gelernt haben.

 

Die Lebenswelt im Sinne des späten Husserl ist die uns seit der Kindheit vertraute irdische Welt, in der wir gelernt haben, zu denken und zu sprechen, zu planen und zu handeln. Der Begriff des Ereignisses ist wie die ontologischen Grundbegriffe einer Substanz oder eines Sachverhaltes ein ontologischer Grundbegriff, der nicht weiter analysiert oder in einfachere Grundbegriffe zerlegt werden kann. Der Begriff des Prozesses hingegen kann als eine kausal zusammen- hängende Kette von einzelnen Ereignissen verstanden werden und ist daher ein analysierbarer oder zusammen- gesetzter Begriff und also kein ontologischer Grundbegriff.

 

Die rationale Schlussfolgerung von den empirischen Beobachtungsdaten hin auf die mutmaßliche Entwicklung des expandierenden Universums geht zwar zeitlich zurück bis zu dem absoluten Zeitpunkt, "an dem die Materie- und Ener-giedichte unendlich werden (Extrapolation)". Demzufolge müsste noch "kurz nach dem Urknall die Dichte des Univer-sums die sog. Planck-Dichte übertroffen haben. Für die Beschreibung dieses anfänglichen Zustandes ist die Allgemeine Relativitätstheorie unzureichend. Es wird jedoch von vielen Physikern erwartet, dass eine erst noch zu entwickelnde Theorie der Quantengravitation dies leisten kann. Daher gibt es in der heutigen Physik keine allgemein akzeptierte Beschreibung des sehr frühen Universums", d.h. des Urknalls selbst oder gar einer Zeit vor dem Urknall selbst.

(https://de.wikipedia.org/wiki/Urknall)

 

Vier kosmologische Grundfragen zur Urknalltheorie

 

Urknalltheorien beschreiben und erklären daher gar nicht den Urknall selbst, wie nur allzu oft fälschlich angenommen wird, "sondern nur das frühe raumzeitliche Universum in seiner frühesten zeitlichen Entwicklung nach dem Urknall, d.h. von einem winzigen Zeitpunkt mehr als eine Planck-Zeit (etwa 10−43 Sekunden) nach dem Urknall bis etwa 300.000 bis 400.000 Jahre später, als sich dann überhaupt erst stabile Atome (in der Raumzeit) bilden konnten", wodurch das ganze Universum überhaupt beobachtbar wurde. Diese weitere Entwicklung nach dem sog. Urknall kann daher jedoch nicht mehr zum raumzeitlichen Ereignis des Urknalls selbst gerechnet werden. (https://de.wikipedia.org/wiki/Urknall)

 

Insofern ergeben sich zumindest vier kosmologische Grundfragen:

 

1. Was ist überhaupt der sog. Urknall? (Woher wissen moderne Physiker, was er ist?)

2. Hat es diesen sog. Urknall überhaupt gegeben? (Woher wissen moderne Physiker das?)

3. Wann und wo soll dieser sog. Urknall stattgefunden haben? (Woher wissen moderne Physiker das?)

4. Was hat diesen sog. Urknall verursacht. (Woher wissen moderne Physiker das?)

 

Solange moderne Physiker keine klaren und befriedigenden Antworten auf diese vier kosmologischen Grundfragen haben, dürfen und müssen wir mit Kant daran zweifeln, dass die Urknallhypothese eine zuverlässige Erklärung des absoluten Anfangs des Universums ist. Sie ist dann bestenfalls eine momentan bevorzugte Hypothese, die jedoch mit einem ziemlich schwer wiegenden Makel behaftet wäre, falls sich moderne Physiker bei der Beschreibung und Erklä-rung dieser Hypothese in kaum vermeidbare logische Widersprüche verwickeln würden, wie das Kant noch vermutete.

 

Wenn Kants Diagnose richtig wäre, dann würde freilich gelten, dass das, was logisch widersprüchlich ist, vernünftiger-weise nicht für wahr gehalten werden könnte. Wer es dennoch für wahr halten würde bzw. für wahr zu halten versuchte, würde sich irrational verhalten und demzufolge in dieser Angelegenheit kein Vertrauen mehr verdienen. Aber es scheint mir heute fraglich zu sein, ob Kant damit recht hatte, dass sich allgemein gesprochen Menschen immer wieder mit ih-rem empirischen Verstand bzw. mit ihrer apriorischen Vernunft in logische Widersprüche verwickeln müssen

 

Allerdings wird mit der Urknallhypothese anscheinend gegen das allgemeine Prinzip alltäglicher und wissenschaft-licher Rationalität, den sog. Satz vom Grund verstoßen, dass nichts in der Welt ohne irgendeinen Grund bzw. ohne irgendeine Ursache geschieht, wenn man annimmt, dass sich der Urknall ganz ohne Grund aus dem bloßen Nichts ergeben haben soll. Denn das gewisseste aller kosmologischen, metaphysischen und philosophischen Prinzipien

scheint zu sein: ex nihilo nihil fit. Aus Nichts wird nichts.

 

Insofern ist es zumindest ebenso plausibel darauf zu bestehen, dass das ganze Universum von einem allmächtigen Schöpfergott geschaffen wurde bzw. von einer absoluten schöpferischen Intelligenz hervorgebracht wurde, sodass

das ganze raum-zeitliche und energetisch-materielle Universum einen geistigen Ursprung hat und dann jedoch nicht ganz grundlos aus sich selbst durch eine unerklärbare Selbstorganisation und geheimnisvolle Emergenz erklärt werden kann und muss.

 

Widerspricht die Urknalltheorie dem Satz vom Grund?

 

Wenn moderne Physiker seit Lemaitre von dem sog. "Urknall" sprechen und annehmen, dass es einen solchen Urknall gegeben hat, dann stellen sie sich ein physikalisches Modell vor und nehmen an, dass es so etwas wie das im Modell vorgestellte Ereignis am Anfang des Universums wirklich gegeben hat. Darüber, was dieses Modell ausmacht und wie es sich verhält, machen sie Annahmen, die das vorgestellte Modell beschreiben und erklären. Lemaitre nahm jedoch völlig neuartig und gegen den Satz vom Grund an: "Die Welt hat sich selbst geschaffen und dies auf eine zufällige Weise."

 

Nach Lemaitre stand am Anfang des Universums eine einmalige und besondere Singularität, die nicht mehr dem all-gemeinen Satz vom Grund folgen soll, weil es sich gar nicht um ein gewöhnliches Ereignis in der Welt handelt, sondern vielmehr um ein einmaliges und unwiederholbares Urereignis, mit dem das ganze Universums überhaupt erst seinen Anfang genommen hat. Da es jedoch nur ein einziges allumfassendes Universum geben kann, gibt es dann auch keine anderen vergleichbaren und gleichen Urereignisse, die ebenfalls dem Satz vom Grund widersprechen. Die Einmaligkeit der mumaßlichen materiellen Singularität und die Einmaligkeit der mumaßlichen Urergeignisses scheinen dann die Anwendung des allgemeinen Satzes vom Grund bzw. des universalen Prinzips der Kausalität nicht mehr zuzulassen.

 

Mit dieser Auffassung von der Singularität am Anfang des Universums leitet Lemaitre einen Paradigmenwechsel in der modernen Physik ein, demzufolge wir es bei der Beschreibung und Erklärung des Anfanges des Universums mit einem einmaligen Urereignis zu tun haben, das angeblich nicht mehr durch ein allgemeines Prinzip wie durch den Satz vom Grund bzw. des universalen Prinzips der Kausalität beschrieben und erklärt werden kann. Kann aber ein von einem Physiker frei erfundenes neuartiges kosmologisches Modell und eine neue astrophysikalische Hypothese ein allgemein gültiges Prinzip der alltäglichen und wissenschaftlichen Vernunft außer Kraft setzen?

 

Normalerweise geben moderne Physiker allgemeine (zumindest methodisch) gültige Prinzipien der alltäglichen und wissenschaftlichen Rationalität dann und nur dann auf, wenn sie auf etwas stoßen, d.h. mit hoher Evidenz auf einen Gegenstand oder einen Sachverhalt stoßen, der nach wiederhohlter Prüfung als ein Gegenbeispiel gegen dieses Prinzip gelten kann. Eine solche methodische und rationale Vorgehensweise ist aber bei diesem mutmaßlichen einmaligen kosmischen Urereignis des sog. Urknalls gar nicht möglich.

 

Mit Karl Popper dürfen und müssen wir dann aber fragen, ob es sich dann bei der sog. Urknalltheorie überhaupt noch um eine rational und experimentell prüfbare wissenschaftliche Theorie und nicht vielmehr um ein Stückchen wilder spekulativer Metaphysik oder gar um unwissenschaftlichen Hokus Pokus handelt. Der Physiker und Philosoph Carl-Friedrich von Weizsäcker vermutete schon in den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, dass es kein Zufall ist, dass sich im Zeitalter der Atombombe viele atheistische Astrophysiker den Anfang des Universums nach dem materia-listischen Modell einer riesigen Kernexplosion vorstellen. Sie haben schließlich selbst diese größte technische Macht hervorgebracht, mit der die ganze Menschheit und alle höheren Lebensformen mit mehreren Atomraketen und Atom-bomben ausgelöscht werden können.  Diese schreckliche Macht, unseren ganzen schönen Planeten Erde für immer unbewohnbar zu machen, ist furchtbar und böse, denn sie ist ganz und gar lebensfeindlich und inhuman und zumin-dest aus der Sicht des jüdischen, christlichen und islamischen Glaubens eine teuflische Auflehnung gegen Gott.

 

Wenn wir wirklich sicher wüssten, dass die Urknallhypothese nicht nur eine von Physikern aufgestellte Hypothese zur Beschreibung und Erklärung des Ursprungs und Anfangs des Universums ist, sondern eine evident wahrnehmbare Realität, dann dürften und müssten wir es hinnehmen, dass diese Realität offensichtlich nicht mehr dem Satz vom Grund entspricht und dass sie ein Gegenbeispiel gegen das universale Prinzip der der Kausalität darstellt. Lemaitres' Behauptung: "Die Welt hat sich selbst geschaffen und dies auf eine zufällige Weise." könnte jedoch auch falsch sein, denn es handelt sich weder um eine logisch wahre Tautologie, die notwendigerweise immer und überall wahr ist, noch um ein synthetisch apriorisches Prinzip wie das kosmologische Prinzip Ex nihilo nihil fit. Wir können daher nicht sicher sein und wirklich wissen, ob Lemaitres' Behauptung überhaupt wahr ist.

 

Wie Lemaitre von einer einmaligen und unwiederholbaren Singularität zu sprechen, entspricht der Art und Weise

wie Juden und Christen von Gott im Sinne dessen sprechen, der von sich gesagt hat "Ich bin, der ich bin." und weisen damit jede allgemeine Beschreibung und Erklärung zurück. Die Juden haben ihn im Tanach mit seinen Eigennamen JHWH schriftlich bezeichnet, es aber aus Ehrfurcht vermieden, seinen heiligen Namen, das Tetragramm auszusprechen. Sie lasen und sprachen stattdessen von "Adonai", was Luther im Deutschen angemessen als "der Herr" bzw. "unser Herr" übersetzt hat.

 

Das bedeutet jedoch, dass Lemaitre diese ursprüngliche physikalische Singularität, also ein Stück mit einer unvor-stellbar großen Energie aufgeladene Urmaterie im Sinne eines spinozistischen bzw. naturalistischen Pantheismus ver-göttlicht hat. Denn er hat es als Physiker und Priester in Personalunion nicht offen gelassen, ob diese ursprüngliche Singularität nicht doch von Gott geschaffen wurde. Vielmehr hat er etwas angenommen, das als eine Häresie und als eine Leugnung der biblischen Schöpfungslehre gelten musste:  "Die Welt hat sich selbst geschaffen und dies auf eine zufällige Weise." Lemaitres' Urknalltheorie widersprach also eindeutig seinem christlichen Glauben an einen Schöpfer-gott, der die Welt geschaffen hat, und ist bis heute immer noch mit dem Theismus der Juden, Christen und Muslime unvereinbar.

 

Die Urknalltheorie wäre dann und nur dann mit der abrahamitischen Schöpfungslehre vereinbar, wenn der sog. Urknall zumindest im deistischen Sinn von Gott geschaffen worden wäre, um damit den selbsttätigen Prozess einer kaskadenartigen Entstehung und der stufenweisen Entwicklung des Universums bis hin zur Entstehung von Lebendi-gem und von intellligenten Lebensformen in Gang zu setzten.

 

Aber die Schöpfungslehre der Juden, Christen und Muslime bliebe in jedem Fall eine fromme Glaubenslehre und kein naturwissenschaftliches Wissen oder gar eine philosophische bzw. metaphysische Erkenntnis im strikten Sinne. Denn es ist auch nicht von vorneherein auszuschließen, dass ein skeptischer oder kantianischer Agnostiker recht hat, der aus guten Gründen der rational vertretbaren Auffassung ist, dass wir es einfach (noch) nicht wissen und vielleicht sogar nie wissen werden, ob diese Glaubenslehre wahr ist, weil wir es ganz einfach nicht im strikten Sinne wissen können. Aber wir können und dürfen an die Schöpfungslehre glauben, ohne in einem strikten Sinne zu wissen, dass sie wahr ist.

 

Quellen: https://www.spektrum.de/lexikon/physik/urknall/15018 und https://de.wikipedia.org/wiki/Urknall

 









Download
Adorján F. Kovács, Rezension zu: Josef Seifert, Bye-bye Dawkins and Darwin.
Göttliche Schöpfung der Welt und des Menschen aus dem Nichts.
Philosophische Beweise. Mainz: Patrimonium 2021
Aemaet. Wissenschaftliche Zeitschrift für Philosophie und Theologie.
http://aemaet.de, ISSN 2195-173X
Kovacs, Rezension, Seifert, Schöpfung au
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Mathias Hüfner, Moderne Astrophysik trifft auf Ingenieurwissenschaften.

Zur Reformation der Physik. Books on Demand 2020

 

Das Buch entwickelt ausgehend von der Philosophie ein neues Verständnis der Energiebasis der physikalischen Welt und zeigt die logischen Widersprüche der Urknalltheorie auf. Es wird das Verhältnis von Beobachter und Beobachtungs-gegenstand im Dialog mit der Natur diskutiert und die theoretischen Ideen hinter der Mathematik der physikalischen Theorien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erklärt, die zur Urknallhypothese des Priesters Lemaître geführt haben.

 

Diese Arbeitshypothese wurde durch die praktischen Ergebnisse der Raumfahrt schon in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts widerlegt. Trotzdem wurden in der Neuzeit noch mit enormen finanziellen Mitteln angebliche Beweise für die Richtigkeit dieser Theorien der Öffentlichkeit präsentiert und mit mehreren Nobelpreisen geehrt. Welche politischen Mechanismen mögen dahinter stecken und welche Rolle spielt dabei die Religion? Ist die Moderne Physik wirklich die Magd der Theologie, wie es Papst Pius X. in seiner Enzyklika von 1907 gegen die Moderne gefordert hat?

 

Auf der Grundlage des physikalischen Maßsystems werden die Grundlagen der Physik erläutert und die Beziehung zwischen dem Maß und dem zu messenden Gegenstand betrachtet. Dabei fällt auf, dass wir Kräfte nur nach Stärke und Richtung, aber nicht nach Qualitäten unterscheiden können, was die Unterscheidung in vier Grundkräfte sehr zweifel-haft erscheinen lässt. So wird die Ursache der Kraft zwischen positiver und negativer Ladung der Elementarteilchen gesehen. Das vereinfacht das physikalische Weltbild unter Verzicht auf Symmetrie auf ein elektrodynamisches Bild. Aus den scheinbar feststehenden Lichtquellen des Kosmos schließen wir auf ihre elektromagnetische Natur und so werden Elektrodynamik und Optik, sowie die Plasmaphysik zur Grundlage dieses neuen intergalaktischen Weltbildes, während die gravitativen Einflüsse nur innerhalb eines heliozentrischen Weltbildes ihre Berechtigung haben.

 

Die Ingenieurwissenschaften haben auf dem Gebiet der Kosmologie seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts große Fortschritte erzielt. Ein pragmatisches Weltbild auf elektromagnetischer Grundlage kann bereits viele entdeckte Erscheinungen aus den Daten der Raumfahrt erklären, die für die konventionelle heliozentrische Weltsicht der Astrophysiker höchst rätselhaft erscheinen. Das Buch stützt sich dabei auf über zweihundert zumeist primäre Literaturquellen. Es setzt ein Grundwissen in Mathematik und Physik voraus, wie es an Gymnasien vermittelt werden sollte.