Kirche und Staat in der Gegenwart

 

 

Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.

 

Ingeborg Bachmann

 

 

Kirchen und Staat in der Gegenwart

 

Die begriffliche Unterscheidung und die reale Trennung von Kirche und Staat hat in der Geschichte Europas bzw. des  Abendlandes eine lange, wechselseitige und wechselhafte Geschichte, die sich bis in die hebräische, griechische und römische Antike zurück verfolgen lässt. Im Mittelalter, in der Renaissance und Reformationszeit sowie in der Neuzeit

und Moderne haben sich jeweils neue Varianten des spannungsvollen Verhältnisses von geistlicher und weltlicher

Macht entwickelt.

 

Trotz einiger Schlaglichter zur Geschichte des Verhältnisses von christlichen Kirchen und vormodernen weltlichen Regierungsformen, die hier nur grob skizziert werden können, geht es im Folgenden um das Spannungsverhältnis zwischen den christlichen Kirchen und dem modernen, säkularen und freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat, der

eine außerordentliche zivilisatorische Errungenschaft der europäischen Neuzeit seit der Aufklärung und Moderne und damit einen gefährdeten Sonderweg moderner Demokratien in Ost und West darstellt.

 

Schon im alten Israel der vorchristlichen Antike hat es in Jerusalem eine Differenz und Trennung von jüdischen Tempel und Königspalast gegeben. Die frühen Christen, die von Hause aus Juden waren und sich um den jüdischen Messias aus dem Königshause Davids geschart hatten, waren zuerst eine innerjüdische Bewegung aus Männern und Frauen, die sich nicht militärisch wie die kämpferischen Zeloten und nicht politisch wie die patriotischen Sadduzäer gegen die römische Besatzungsmacht aufbegehrten. Jesus Christus lehrte zwar dass mit ihm und mit seinem charismatischen Lehren, mit seinem wunderhaften Heilungshandlungen und mit seinem zeichenhaften Wirken das "Reich Gottes" nahe gekommen sei, aber seine spirituelle Botschaft war nicht im eigentlichen und primären Sinne politisch. Trotzdem befürchteten die römischen Besatzer, dass sein öffentliches Auftreten unter den Juden Unruhe stiften könnte und stuften es daher als potentiell politisch relevant und für sie und ihre Vormachtstellung gefährlich ein.

 

Auch die folgenden Generationen von frühen Christen in den ersten zwei Jahrhunderten in Israel, im Nahen Osten, in Kleinasien, in Griechenland und im Gebiet des heutigen Italien waren zwar eine neue, sich ausbreitende, aber friedliche und karitative religiöse Bewegung und wurden von den Römern auch wie die Juden und gewisse überlieferte Mysterien-kulte als eine solche verstanden und behandelt. Sie strebten damals noch nicht nach politischer Macht in der Auseinan-dersetzung mit dem römischen Imperium.

 

Über Allgemeines und Geschichtliches zum wechselseitigen Verhältnis von Kirche und Staat kann man sich fürs Erste in dem recht ausgewogenen Wikipedia-Artikel Kirche und Staat informieren. https://de.wikipedia.org/wiki/Kirche_und_Staat

Genaueres erfährt man dann in der kurzen Studie von dem Rechtsphilosophen Reinhold Zippelius, Staat und Kirche. Eine Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart, München: Beck 1997. 

 

"Knapp und unparteiisch, kompetent und verständlich beschreibt Reinhold Zippelius das Mit- und Gegeneinander von christ-licher Religion und Staatlichkeit während der vergangenen zweitausend Jahre. Er zeigt sowohl, wie religiöse Vorstellungen politische Kräfteverhältnisse beeinflußten, als auch wie politische Kräfte und Interessen auf Fortbestand, Gestaltung und Verbreitung religiöser Inhalte zurückwirkten. Seine Analyse führt - um nur wenige Stationen zu nennen - über den Weg des Christentums zur Staatsreligion, das spätantike und frühmittelalterliche Kirchenwesen, Investiturstreit, Reformation, Josephi-nismus und Kulturkampf bis hin zum Kruzifixurteil des Bundesverfassungsgerichts."

 

Für eine ausführliche Kirchengeschichte und die kaum noch bekannten Licht- und Schattenseiten des Christentums empfielt der bekannte Kölner Psychiater und Theologe Manfred Lütz ("Der Skandal der Shandale. Die geheime Ge-schichte des Christentums", Droemer/Knaur 2020) die ausführliche und aufklärende Darstellung des international anerkannten Münsteraner Kirchenhistorikers Arnold Angenendt.

 

"Der international renommierte Kirchenhistoriker Arnold Angenendt behandelt in seinem neuen Buch die heute gängigen Anklagen gegen das Christentum. Die Liste der aufgerechneten 'Todsünden' ist lang: Leib- und Geschlechterfeindlichkeit, Er-zeugung falscher Schuldgefühle, Anspruch auf alleinseligmachende Wahrheit und damit Intoleranz, Absegnung der Kreuz-ritter als Beihilfe am Tod unschuldiger Moslems, die Inquisition mit Folterung und Verbrennung der Ketzer wie der Hexen, die Mission als Kolonialkrieg bei Ausrottung ganzer Volksstämme, Antijudaismus als Wegbereiter des Holocaust. Eine 'Blutspur' von neun Millionen Opfern habe das Christentum in der Geschichte hinterlassen. In Summe sei es eine altgewordene Weltreligion, die am besten abdanke. Auf breiter Faktenlage fußend legt Angenendt souverän dar, was die religions-, kultur- und allgemein-ge-schichtlichen Forschungen zu diesen Anklagen in den letzten zwanzig Jahren erbracht haben. Die Ergebnisse sind frappierend."

 

Das Christentum hält Manfred Lütz daher für die unbekannteste Weltreligion, gerade, weil allzu viele Leute zwar Be-scheid zu wissen meinen, aber gar nicht realisieren, wie viele, Klischees, Legenden und Vorurteile sie aufsitzen.

Aktuelle Gefährdungen des Rechtsstaates

 

Der moderne säkulare und freiheitlich-demokratische Rechtsstaat ist in der gegenwärtigen multipolaren Weltlage unter einen enormen Selbsterhaltungsdruck geraten. Keine der drei großen hegemonialen Atommächte China, Russland und USA ist (noch) eine gut funktionierende Demokratie. Zwar sind die USA formal betrachtet immer noch eine Demokratie mit einem starken Rechtstaat. Aber nicht wenige amerikanische und europäische Kulturkritiker sind der Auffassung, dass die USA eher eine scheindemokratische Plutokratie ist, in der das große Geld regiert, als eine wirklich noch funktio-nierende Demokratie. "Wallstreet beats Mainstreet.", sagt man dazu in den USA. Der 42. Präsident der USA, Donald Trump hatte versucht, die USA nach dem Vorbild von Russland in eine Oligarchie der Superreichen zu verwandeln.

 

Unter den anderen Atommächten, wie z.B. Frankreich und Großbritannien, Israel und Iran, Indien und Pakistan, aber auch Nordkorea gibt es nicht nur rechtsstaatliche Demokratien, sondern auch Monarchien, autoritäre Regime und waschechte Diktaturen. Zwar gibt es zumindest formal betrachtet rechtstaatliche Demokratien nicht nur in Asien (Japan, Südkorea und Taiwan), in Nordamerika (Kanada und die USA) und in Südamerika (Argentinien und Brasilien, Chile und Peru, Kolumbien und Venezuela), in Mexiko und Mittelamerika sowie Europa. Aber mit der Ausbreitung der Wirtschafts- und Finanzkrisen sowie der durch die Erderwärmung bedingten ökologischen Krise und schließlich dem Krieg Russlands gegen die Ukraine geraten alle rechtsstaatlichen Demokratien unter einen enormen Druck.

 

Aktuell gefährdet wird der moderne säkulare und freiheitlich-demokratische Rechtsstaat in Europa sowohl von Seiten rechts-populistischer als auch von Seiten links-populistischer Parteien und Regierungen. In Polen versucht sich die  traditionalistisch-katholische, anti-EU-europäische und nationalistische PIS-Partei den polnischen Rechtsstaat unter Kontrolle zu bringen, um ihn ganz nach ihren eigene Vorstellungen umzubauen. In Ungarn ist es die christlich-nationa-listische Fidesz-Partei unter der Führung von Viktor Orban. Und in Deutschland träumen davon die nationalistischen Rechtspopulisten von der AfD, die Kontakte zur militanten Reichsbürgerszene, zur kulturnationalen Identitären Bewe-gung und zu deutschen Rechtsradikalen pflegen. Aber auch die bayerische CSU hat bisher unter ihrem derzeitigen Ministerpräsidenten Markus Söder, einem fränkischen Protestanten, gute Beziehungen zu Viktor Orban gepflegt und mißachtet die weitgehend religiöse Neutralität des Rechtsstaates, indem er in öffentlichen bayerischen Ämtern Kreuze aufhängen lässt und das befreiende Evangelium Jesu Christi durch bayerische Kruzifix-Folklore zu ersetzen versucht.

 

Leider nehmen es neuerdings aber auch die Grünen und die Linken und selbst einige Spozialdemokraten nicht nur

in Berlin mit den rechtsstaatlichen Prinzipien nicht allzu genau. Zuerst schaffen sie es 2022 nicht, eine Wahl korrekt durchzuführen. Nach der verlorenen Wahl im Februar 2023 erkennen sie nicht gleich an, dass die CDU diese Wahl mit über 10 % Zuwachs und eigenen Verlusten eindeutig gewoinnen hat und den Oberbürgermeister von Berlin stellen muss. Sie verbünden sich mit anderen, linken politischen Bewegungen und außerparlamentarischen Aktivisten und NGOs, wie z.B. mit der LGBTIQ-Bewegung, mit Fridays for Future, mit der sog. Letzten Generation, mit der anarcho-links-radikalen Antifa oder mit anderen Bewegungen, um sich dadurch über die Prinzipien und Verordnungen des modernen Rechtsstaates hinwegzusetzen oder um bestimmte Verfügungen der rechtsstaatlichen Exekutive, wie z.B. legale Ab-schiebungen, nicht mehr durchzusetzen.

 

Außerdem lassen die Linkspopulisten zu, dass in Berlin und anderswo anarchische No-Go-Areas entstehen, in denen sich mafiose Bandenkriminalität und Drogenhandel ausbreiten können. Sie verhindern kaum, dass sozialstaatliche Leistungen illegal abgegriffen werden und dass die ausbeuterische Einwanderung in die Sozialsysteme um sich greift. Das führt seit einigen Jahren, aber insbesondere seit der unkontrollierten Zuwanderung von ca. 1.5 Millionen Flücht-lingen aus Afghanistan, Pakistan und Syrien sowie aus verschiedenen Ländern Afrikas zu massivem sozialen Unrecht gegenüber Armen, Behinderten und Kranken, gegenüber Arbeitnehmern und sozial Schwachen, die hier in Deutschland ein Leben lang hart gearbeitet und hohe Steuern sowie sozialstaatliche Abgaben für Arbeitslosen-, Kranken- und Pflege-versicherung gezahlt haben.

 

Die enorme unkontrollierte Zuwanderung von allzu vielen Flüchtlingen aus kulturfremden Ländern hat zu einem harten und für die Einheimischen existenziell bedrohlichen Verdrängungswettbewerb im Niedriglohnsektor des Arbeitsmarktes und im Wohnungsmarkt für erschwingliche Mieten geführt. Wer im Sinne guter alter sozialdemokratischer Verantwor-tungsethik auf diese schwerwiegenden Ungerechtigkeiten und sozialen Verwerfungen hinweist, wird neuerdings sowohl von den identitätspolitischen Grünen als auch von neoliberalen Sozialdemokraten pauschal als "rechts", d.h. neuerdings als "rechts-populistisch" oder als "rechts-radikal" oder gleich als Nazi oder als Rassist beschimpft. Das ist jedoch nur eine üble politische Kampfrhetorik um eine berechtigte Kritik abzuwehren, die man lieber gar nicht erst hören will.

 

Der von einem Neonazi brutal ermordete Christdemokrat Walter Lübke hatte auf einer Wahlkampfveranstaltung be-sorgten Bürgern, die mit Angela Merkels Einwanderungspolitik des grenzenlosen Laissez Faire nicht einverstanden waren, sogar öffentlich erklärt, dass sie schließlich auswandern könnten. Das war eine bodenlose Unverschämtheit,

für die er jedoch nur friedlich ausgelacht und nicht einmal beschimpft oder angefeindet wurde. Das nüchtern und sachlich festzustellen ist selbstverständlich keine Erklärung, Rechtfertigung oder gar Billigung des grausamen Atten-tates auf Walter Lübke. Aber totschweigen darf man es auch nicht.

 

Nicht die besorgten Bürger sind immer nur das politische Problem, sondern auch sorglose und verantwortungslose Politiker, denen Deutschland und die Deutschen anscheinend egal sind, solange sie über ihre Parteien in öffentlichen Parlamenten und politischen Ämtern Karriere machen können und hohe Diäten und Pensionen plus etliche Zulagen

und derzeit sogar Inflationsausgleich beziehen. Dazu haben die drei Parteien der Ampelkoalition seit 2022 so viele

neue Stellen wie noch keine Bundesregierung vor ihr geschaffen, um möglichst viele ihrer Leute versorgen zu können. Die Spaltung zwischen politischen Funktionären und dem einfachen Volk mit seinen existenziellen Ängsten und Sorgen hat insbesondere seit der Finanzwirtschaftskrise von 2008, seit der Coronakrise ab 2020 und seit den Ukrainekrieg ab 2022 und der damit verbundenen Krise der Energieversorgung beträchtlich zugenommen.

 

Einflussnahme der Kirchenleute auf die Politik und der Politiker auf den Glauben

 

Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland (die EKD und die Römisch-katholische Kirche) stehen seit min-destens zwei Jahrzehnten, und die EKD sogar seit ca. 40 Jahren größtenteils auf der Seite der Linkspopulisten und be-kämpfen mit ihnen die Liberalen, die Konservativen und die Rechtspopulisten. Dazu weichen sie ständig die seit Jahr-hunderten gültige begriffliche Unterscheidung und sachliche Differenz zwischen ihren christlichen und allgemein moralischen Idealen, Prinzipien, Normen und Werten einerseits und den hierzulande geltenden rechtlichen und politischen Idealen, Prinzipien, Normen und Werten andererseits auf. Dazu tun sie so, als ob der demokratisch legiti-mierte Rechtstaat wie Jesus von Nazareth immer nur als ein barmherziger und guter Mensch auftreten und handeln könnte, ohne seinem Auftrag gemäß allen Menschen und Bürgern gerecht werden zu müssen. Dabei verkennen sie völlig, dass Jesus von Nazareth immer wieder auch gerecht und streng geurteilt und gehandelt hatte.

 

Anstatt ihrem ursprünglichen missionarischen Auftrag gemäß zu den Menschen "in alle Welt" hinaus zu gehen, um die Menschen auf Vater, Sohn und Heiligen Geist hin zu taufen und um das Evangelium bibelgetreu und "lauter" (Luther)

zu verkündigen, mischen sie sich immer wieder gerne in die staatliche Politik ein und erwarten von den allgemein und demokratisch gewählten Regierungen und von allen Politikern, die doch nur ihrem Gewissen und Wissen sowie ihren jeweiligen Parteien und Wählern verpflichtet sind, und nicht alle von ihnen christlichen Glaubensinhalten und Werten, dass sie in aktuellen Belangen wie der angeblich immer nur sanfte Jesus selbst handeln sollten. Das ist jedoch nur ein grober politischer Missbrauch des  Evangeliums und daher eine massive Täuschung nicht nur der Anhänger und Mit-glieder ihrer eigenen Partei, sondern auch aller anderen wahlberechtigten Bürger.

 

Der ehemalige Christdemokrat Heiner Geißler schrieb populistische Bücher und gab vor zu wissen, was Jesus heute zu den Kirchen oder zur Politik in Deutschland sagen würde. Das mag ein lukrativer Weg gewesen sein, um schnell erfolg-reiche Bestseller zu produzieren, aber seriös war das jedenfalls nicht. Es handelte sich ebenfalls nur um einen Mißbrauch des Namens und der Autorität Jesu Christi, um damit in populären Talkshows auftreten zu können, um damit die öffent-liche Meinung zu beeinflussen oder ganz einfach, um seine Leser für sich und seine eigenen Ansichten zu gewinnen.

 

Während prominente Politiker wie Heiner Geißler sich anmaßen, Theologisches von sich zu geben, geben sich ordinierte Pfarrerinnen und Theologinnen wie die ehemalige Bischöfin und Ratsvorsitzende der EKD Margot Käßmann hingegen feministisch, pazifistisch und linksliberal politisch. Anstatt ihren Leser/innen das Evangelium nahe zu bringen, gibt sie in ihren Büchern, Talkshow-Auftritten und Artikeln in Zeitschriften fast nur psychologische Lebenshilfe und neunmalkluge Allerweltsweisheiten von sich. Falls sie überhaupt noch über Glaubensthemen spricht, dann nur "ganz privat und ganz persönlich" über ihren eigenen Glauben, als ob sie für aufrichtige und engagierte Christen und Christinnen ein Vorbild sein könnte. Sollen wir denn jetzt etwa an die "Heilige Margot" glauben und ihr nachfolgen?

 

Konsequenzen der allgemeinen Verwirrung

 

Wenn Politiker sich anmaßen, ethische, moralische und christliche Orientierung zu vermitteln und wenn gleichzeitig Kirchenleute sich anmaßen, Politikern Ratschläge zu erteilen, wie sie das Land zu regieren hätten oder aber wahlbe-rechtigten Bürgern auch nur indirekt empfehlen, was oder wen sie zu wählen hätten, dann ist das etwas sensible und komplizierte Verhältnis von Staat und Kirchen hierzulande völlig aus dem Lot geraten.

 

Da ist es kein Wunder, dass die beiden Amtskirchen nicht nur wegen der Mißbrauchskandale kontinuierlich an Mit-gliedern verlieren, während die eher bibelfundamentalistischen und emotionalisierenden Freikirchen an Mitgliedern gewinnen. Guter Rat ist teuer, sagt ein Sprichwort, aber es ist schwer, angesichts dieser heillosen geistlichen und geistigen Verwirrungen, einen guten Rat zu erteilen.

 

Vielleicht ist Schweigen oft Gold und Reden oft nur Silber. Aber der christliche Glaube bevorzugt anders als manche östliche Mystizismen und Weisheitslehren nicht das Schweigen gegenüber der vernünftigen Rede. Allerdings sollte die christliche Rede über Glaubensdinge dann auch wirklich wahrhaftig, besonnen und vernünftig sein und nicht nur op-portunistisch oder populistisch auf eine rhetorische Überredung und emotionale Zustimmung aus sein.

 

Daher scheinen Philosophen und Theologen gerade in unseren demokratischen und pluralistischen Gesellschaften  dazu berufen, die wichtigsten Grundfragen des christlichen Glaubens sorgfältig zu diskutieren. Selbst wenn es im eigentlichen Sinne keine christliche Philosophie gibt, sondern nur christliche Philosophen und Theologen, die einsam oder gemeinsam philosophieren und theologisieren, bleiben uns zumindest die Fragen und wir warten auf Antworten.

 

UWD

 


 

Kirche und Staat

 

Informationen rund um das Religionsverfassungsrecht

 

Staat und Kirche sind in der Bundesrepublik Deutschland getrennt. Seit der Weimarer Reichsverfassung von 1919

gelten die drei Grundsätze Religionsfreiheit, Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften und deren Selbst-bestimmungsrecht. Berührungspunkte zwischen Staat und Kirche gibt es trotzdem.

 

https://www.ekd.de/kirche-und-staat-11131.htm

 





 

Der Theologe, Psychiater und Bestsellerautor Dr. Manfred Lütz räumt in seinem neusten Buch «Der Skandal der Skan-dale» (Droemer/Knaur 2020) mit falschen Informationen über das Christentum auf. Das Christentum sei die unbekann-teste Religion der Welt, so Lütz. Obwohl es in der christlichen Geschichte viele dunkle Flecken gibt, weiss Lütz, was das Christentum alles Gutes hervorgebracht hat. Dabei bezieht er sich nicht etwa auf seine persönliche Meinung, sondern auf den neusten Stand der Wissenschaft.

 

Die Christen haben wesentliche Konzepte für das gesellschaftliche Leben erfunden, so etwa Toleranz, Internationalität, Menschen- und sogar Frauenrechte. Als Jugendlicher empfand Manfred Lütz den Glauben als «Kinderkram» und wandte sich davon ab. Durch die Beschäftigung mit der Wissenschaft ist er später wieder zum Glauben gekommen.

 

Lütz engagiert sich seit 37 Jahren für eine Gruppe von Jugendlichen mit und ohne Handicap. Er hatte nicht vor, diese Jugendgruppe zu gründen, aber als er diesen jungen Menschen mit Handicap begegnete, wusste er: «Das sind meine Nächsten». Aus Nächstenliebe verzichtete er auf die Weiterführung seiner Doktorarbeit in Theologie und engagierte

sich stattdessen für Menschen mit Handicap.