Entstehung und Entwicklung des Lebens

 

 

Ignoramus!

 

Entgegen der üblichen naturalistischen Schulbuchnarrative haben führende synthetische Chemiker, die seit vielen Jahren zum Problem des Ursprungs des Lebendigen forschen, immer noch nicht die geringste Ahnung, wie das vor sich gegangen sein könnte. Es gibt zwar viele Hypothesen und einige experimentelle Versuche in Laboren, aber keine eindeutigen Evidenzen oder plausible Lösungen des Problems.

 

Naturwissenschaftler haben jedoch anscheinend seit vielen Jahren Probleme, ihre anhaltende Erfolglosigkeit und ihre gelegentliche Ratlosigkeit gegenüber ihren Geldgebern, Universitätsverwaltungen, Politikern und der Öffentlichkeit einzugestehen. Die Gründe dafür scheinen vielfältig zu sein: Forschungsgelder könnten gekürzt oder gar gestrichen werden, ihre Forschungsstellen in diesem Gebiet könnten zumindest verringert werden oder ihnen gar ganz verloren gehen, konservative und religiöse Politiker und Parteien könnten Auftrieb erhalten und konservative und gläubige Bürger und Menschen könnten sich bestätigt und ermutigt fühlen.

 

Dass die hypothetischen Annahmen und etablierten Dogmen von Darwins Evolutionstheorie seit einigen Jahren aus verschiedenen Gründen in den empirischen und experimentellen Forschungen wegen der Entdeckungen der Genetik und den Entwicklungen in der Populationsökologie ins Wanken geraten sind und dass daher auch die dogmatische Weltanschauuung des evolutionären Naturalismus aus mathematischen und philosophischen Gründen fraglich geworden ist, wird daher aus ideologischen und politischen Gründen gerne verheimlicht und verschwiegen.

 

Wenn ein anerkannter und akademisch erfolgreicher Mathematiker wie David Berlinski erklärt, der kein Theist ist, warum es gute mathematische Gründe gibt, an bestimmten Annahmen der Darwinschen Evolutionstheorie ernsthafte Zweifel anzumelden, wird von eingefleischten und hartgesottenen Darwinisten mit bloßer Polemik reagiert, weil ihnen dagegen die gute Argumente fehlen. Am liebsten würde sie ihre szientistische Inquisition mobilisieren und ihn als Ketzer der modernen Wissenschaften mundtot machen.

 

Wenn ein analytischer Philosoph wie Thomas Nagel, der ebenfalls kein Theist ist, sondern vor dem Glauben an Gott zurückschreckt, in seinem Buch Geist und Kosmos (Mind and Cosmos), stringent argumentiert, warum der evolutionistische und reduktionistische Naturalismus sehr wahrscheinlich eine falsche Weltanschaung ist und keine plausible Philosophie vom Ganzen des Seins sein kann, gehen einige prominente analytische Kollegen auf die Barrikaden und bezeichnen ihn als einen Verräter, der sich angeblich nur bei Bibelfundamentalisten beliebt zu machen versuche und bei den angeblich esoterischen Anhängern des sog. Intelligent Design anbiedert.

 

Wenn ein anderer analytischer Philosoph wie Alvin Plantinga, der allerdings ein Theist ist, ein gediegenes Evolutionäres Argument gegen den Naturalismus (Evolutionary Argument against Naturalism) ausformuliert, publiziert und vorträgt, demzufolge die Weltanschauung des evolutionären Naturalismus grundsätzlich nicht

mit den nach objektiver Erkenntnis, Wissen und also auch Wahrheit strebenden Naturwissenschaften (science) vereinbar ist, dann geraten Naturalisten ins Straucheln und reagieren nur noch sehr emotional und irrational.

 

Warum ist es nur so schwer, wie auch schon Sokrates, zu wissen, was man nicht weiß oder zumindest was man noch nicht weiß, sondern nur glaubt oder hofft oder herauszufinden versucht? Warum nur können so viele moderne Naturwissenschaftler und Philosophieprofessoren nicht mit bestimmten Aporien (unbeantwortbaren Fragen), mit vielleicht unlösbaren Problemen und mit den Grenzen ihres Wissen leben?

 

Vielleicht ist ein Leben mit solchen kognitiven Dissonanzen und Unsicherheiten der eigenen kognitiven und spirituellen Identität für die meisten Menschen einfach zu anstrengend? Sowohl Atheisten und Theisten scheinen eine gewisse persönliche Vorentscheidung zu bevorzugen, die es ihnen erlaubt, eine stabile Identität über längere Phasen ihres Lebens auszubilden, ohne kognitive Dissonanzen und ohne ständige Selbstüberprüfungen ihrer identitätsstiftenden Grundüberzeugungen zu leben.

 

Denn damit gewinnt man auch nach außen gegenüber seinen engsten Freunden und Verwandten, seinen Bekannten und Kollegen ein gewisses stabiles Image, sodass man von ihnen ernst genommen, zuverlässig eingeschätzt werden kann und nicht ständig deren Erwartungen durchkreuzt. Wer zumindest für sich selbst sorgen muss, dazu einen gewissen beruflichen Erfolg haben muss oder gar für eine ganze Familie sorgen muss, der braucht vermutlich ein stabileres Image und ein relativ konstantes Kostüm von Rollen, um mit Anderen erfolgreich kooperieren zu können.

 

Es könnte sein, dass man für ein sokratisches Philosophieren finanziell unabhängig sein muss oder zumindest sehr genügsam leben muss. Außerdem darf man keine familiären Verpflichtungen haben und für Kinder sorgen müssen. Insofern sind sokratische Typen wie der Mathematiker David Berlinski und der analytische Philosoph Thomas Nagel eher Ausnahmeerscheinungen und können keine Schule machen oder einen Trend setzen. Der neoaristotelische Philosoph Franz Brentano war ebenfalls ein solcher Problemdenker, der immer Argumente pro und contra einer bestimmten Auffassung sorgfältig und vorbildlich abgewogen hat. Allerdings war er (anders als Thomas Nagel und wie Alvin Plantinga) auch nach und trotz Hume und Kant ein Theist geblieben.

 

Solche sokratischen Denker sind wie die Schiedsrichter in den Mannschaftsspielen in der Minderheit, weil die Spieler jeder Mannschaft immer in der Mehrheit sind. Die meisten ihrer Kollegen werden sich daher immer entweder auf die eine oder andere Seite schlagen, um dauerhaft zum Team der Atheisten oder zum Team der Atheisten zu gehören. Ein Leben als Schiedsrichter zwischen den beiden Fronten bzw. Mannschaften ist nicht nur anstrengend, sondern auch sehr gefährlich, wenn es nicht nur um Sport und Spiel, sondern um Politik und den Ernst des Lebens geht. Auch für eine akademische Karriere ist es sicher vorteilhafter, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen, um nicht zwischen den Fronten überleben zu müssen und um nicht zwischen den Lagern und Lehrstühlen sitzen zu bleiben. Denn dann wird man von beiden Seiten angegriffen und das kann auf Dauer kaum gesund sein.

 

Der analytische Philosoph Richard Rorty und seine beiden wichtigsten Gewährsmänner Wilfred Sellars und Willard van Orman Quine waren immer Atheisten geblieben. Alvin Plantinga war immer ein reformierter Christ (der noch vor seiner Promotion von der berühmten Harvard University zum weitaus weniger bekannten Calvin College wechselte) und der zumindest nach seiner Promotion in Yale mit seiner modallogischen Rekonstruktion des Ontologischen Argumentes für die Existenz Gottes immer eine Ausnahmeerscheinung unter den Analytischen Philosophen war. Hilary Putnam war in seiner Jugend noch ein Marxist gewesen und später ein liberaler, aber kein konservativer oder gar orthodoxer Jude, der sich in seinen letzten Lebensjahren jedoch auch mit den deutschen Religionsphilosophem jüdischen Glaubens Martin Buber und Franz Rosenzweig befasst hat. Saul Kripke hingegen war ein eher konservativer praktizierender Jude und damit unter den analytischen Philosophen ebenfalls eine Ausnahmeerscheinung.