Der Kommunismus verteilt die Armut gleichmässig
und der Kapitalismus den Reichtum ungleichmässig.
Winston Churchill
Den Sozialismus zu kritisieren, scheint einfach zu sein, denn er hat noch nie irgendwo auf der ganzen Welt wirklich funktioniert. Wo immer es nach dem krachenden Scheitern des planwirtschaftlichen Sozialismus in der ehemaligen Sowjetunion und seiner osteuropäischen Vasallen wider besseres Wissen noch einmal versucht wurde, ein besseres sozialistisches System zu errichten, führte er wieder nur zu Armut, Versorgungslücken und fehlender wirtschaftlicher Entwicklung, wie in Kuba, oder zu wirtschaftlichem Chaos, planlosem und verschwenderischem Umgang mit den landeseigenen Ressourcen und zu Selbstbereicherung einer inkompetenten Regierung, wie in Venezuela.
Obendrein kommen immer wieder freiheitsfeindliche und totalitäre Regierungen hinzu, die gezielt die ethischen und kulturellen Traditionen der Familien, Konfessionen und Religionen sowie kreative Initiativen und wissenschaftlich-tech-nische Innovationen zur Lösung anstehender Probleme unterdrücken. Was immer wieder aufs Neue hoffnungsvoll mit der Sehnsucht nach einer besseren Gesellschaft in Form von friedlicheren und gerechteren Verhältnissen durch eine staatliche Gleichmacherei und durch eine sozialistische Planwirtschaft beginnt, endet jedes Mal nur einmal mehr in einem dysfunktionalen totalitären System der Zwangsherrschaft durch eine Elite von politischen Funktionären.
Es scheint, dass die Massen einfach zu schlecht informiert, zu ungebildet oder zu dumm sind, um nicht in diese Falle
hinein zu tappen. Damit das gelingt, werden immer wieder ganze Generationen von naiven Kindern in Schulen und
von blauäugigen Jugendlichen an Universitäten von ideologisierten und stromlinienförmigen Lehrern, Dozenten und Professoren indoktriniert, die selbst von irreführenden sozialistischen Illusionen erfüllt sind und die an die illusionären Glücksverheißungen von einer besseren Welt glauben.
Dazu trägt auch der neuzeitliche Mythos von geschichtlichen Fortschritts bei, der den Glauben an wissenschaftlich-technischen Fortschritt auf die kulturellen, ökonomischen und politischen Verhältnisse überträgt, um auch dort einen ähnlichen Fortschritt erwarten und versprechen zu können. Dabei handelt es sich jedoch meistens nur um falsche Versprechungen, mit dem linke Funktionäre und Politiker ihre unredlichen Machenschaften und den schleichenden Ausbau ihrer Herrschaft zu rechtfertigen versuchen. Dass es sich bei der Hoffnung auf einen geschichtlichen Fortschritt um einen wahnhaften Mythos handelt, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die Fortschrittsgläubigen die Geschichte personalisieren und wie eine Gottheit "auf ihrer Seite" wähnen.
Kapitalismuskritik
Den Kapitalismus zu kritisieren, scheint ebenfalls ziemlich einfach zu sein, weil es auf fast allen Kontinenten der ganzen Erde so viele Probleme mit Armut und Hunger, Wassermangel und Durst, Kriegen und bewaffneten Koflikten, Macht-kämpfen und Regierungskrisen, Korruption und Misswirtschaft, Ausbeutung und Unterdrückung, Verschwendung von Ressourcen und Erderwärmung, Zerstörung der Umwelt und Absterben zahlreicher natürlicher Arten gibt. Zumindest alle Menschen, die ein mitfühlendes Herz für die Not anderer Menschen und einen gesunden Menschenverstand haben, wünschen sich selbstverständlich, dass diese furchtbaren Misstände aufhören und irgendwie beseitigt werden können. Die meisten Menschen wissen, dass es nicht nur genügt, seine Hände in den Schoß zu legen, Däumchen zu drehen, für eine bessere Welt zu beten und auf eine bessere Zukunft zu hoffen. Sie wissen, dass Politik an allen Ecken und Enden dieser Welt ein mühseliges Geschäft und ein notwendiges Übel ist, dem man kaum entkommen kann.
Dennoch müssen wir uns erstens fragen, was Kapitalismus eigentlich ist, und zweitens, ob es wirklich so einfach ist, ihn für alle Missstände in der Welt verantwortlich zu machen. Das Wort "Kapitalismus" ist nämlich zu einem unhinterfragten politischen Schlagwort geworden, das so beliebt, so weit verbreitet und so geläufig geworden ist, dass die meisten Leute gar nicht mehr darüber nachdenken, was es eigentlich bedeutet. Man verwendet dieses populäre Schlagwort meistens nur gewohnheitsmäßig und völlig unbedacht und setzt damit nur eine emotionale Duftmarke, die den meisten Leuten nicht gefällt und die nur wenigen Leuten gefällt. Wenn man jedoch gar nicht weiß, was solche populären politischen Schlagwörter eigentlich bedeuten, dann kann man erst recht nicht wissen, was man sagt, wenn man sie verwendet.
Das politische Schlagwort des "Kapitalismus"
Das politische Schlagwort "Kapitalismus" wurde zwar nicht erst von Marx und Engels geprägt, aber durch ihre Kritik
an der kapitalistischen Produktionsweise während der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts bekannt gemacht.
Das Schlagwort "Kapitalismus" wird seither hauptsächlich von Kapitalismuskritikern als ein Ausdruck der emotionalen Ablehnung und Verachtung verwendet und nur sehr selten von einigen Kapitalismusanhängern als ein Ausdruck der emotionalen Bejahung und Wertschätzung verwendet.
In der wertschätzenden Verwendung von Kapitalismusanhängern werden die Schlagworte "Kapitalismus" und "freie Marktwirtschaft" praktisch gleich gesetzt. Nach sozialistischer Auffassung hingegen steht das Schlagwort "Kapitalis-mus" fast ausschließlich für ein ökonomisch-politisches System, das primär auf ökonomischen Profit und auf eine zweckrationale Verwendung der eingesetzten Produktionsmittel abzielt, ohne dabei auf ethische und moralische Aspekte oder auf die destruktiven Folgen für kulturelle und religiöse Traditionenen oder für Natur und Umwelt Rücksicht zu nehmen. Nach sozialistischer Auffassung verursacht der (ungezügelte) Kapitalismus nachhaltige und tiefgreifende Veränderungen der Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur, die zu destruktiven Verhältnissen in den Lebens- und Arbeitsbedingungen der meisten Menschen, insbesondere jedoch der Armen und der sozial Schwachen führen.
Kapitalismus zuerst verstehen und dann erst bewerten
Der Kapitalismus ist weitgehend wertfrei betrachtet jedoch nur eine eine spezifische Wirtschafts- und Gesellschafts-ordnung, die sich seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert zuerst in Europa, dann in Nordamerika und von da aus in vielen anderen Regionen und Nationen auf fast allen Kontinenten herausgebildet unf verbreitet hat. Die wesentlichen Merkmale dieser kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung sind erstens die gesellschaftliche Existenz und der rechtliche Schutz des Privateigentums an den Produktionsmitteln und zweitens eine dezentrale marktwirtschaftliche Steuerung von Produktion und Konsum über den freien (d.h. weitgehend unregulierten) Markt anstelle einer zentralen planwirtschaftlichen Steuerung von Produktion und Konsum durch eine staatliche Behörde und durch eine Gruppe von politischen Funktionären. Dass eine planwirtschaftliche Steuerung von Produktion und Konsum durch zentrale staatliche Behörden und politische Funktionären überhaupt realisiert werden kann, sodass sie ökonomisch effektiv sein und auch politisch gelingen könnte, wird von den meisten kompetenten Ökonomen jedoch immer noch bestritten.
Marktwirtschaften hat es jedoch auch schon unter vielen verschiedenen Regierungsformen, Gesellschaften und Kulturen und auch schon lange vor der Industrialisierung im 19. Jahrhunderts gegeben. Märkte entstanden praktisch mit den ersten Tauschbeziehungen in den frühesten Kulturen der Menschheit. Der moderne Kapitalismus jedoch ist als ökonomisch-politische Gesellschaftsform erst im 19. Jahrhundert mit der industriellen Revolution in Europa entstanden. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts hat er sich nicht nur in Nord-, Mittel- und Südamerika, sondern zunehmend auch in anderen großen Ländern, wie z.B. in China und Taiwan, in Indien und Indonesien, in Japan und Südkorea, in Australien und Neuseeland, in Argentinien und Brasilien, in Israel und im Nahem Osten, in Südafrika und in einigen anderen afrikanischen Ländern ausgebreitet. Daher gilt die kapitalistische Marktwirtschaft selbst dort, wo sie wie in China zumindest politisch gesteuert wird, als Inbegriff der industriellen Entwicklung und als wesentlicher sozialer Faktor für wirtschaftlichen Wohlstand im Kampf gegen Armut und Not, gegen Hunger und Durst, gegen mangelnde Hygiene, Krankheiten und Seuchen, gegen Analphabetismus, fehlende Schulbildung und unzureichende Ausbildung, etc.
Kritische Argumente gegen den Kapitalismus
1. Die zeitgenössischen Kritiker des Kapitalismus wie die Alt- und Neomarxisten behaupten, dass der dynamisierende Kapitalismus trotz seiner zahlreichen sozialen und kulturellen Errungenschaften in den ehemaligen Entwicklungs- und Schwellenländern die wesentliche Ursache für so ziemlich alle politischen Misstände sei. Andere wahrscheinliche Ursachen hingegen werden entweder erst gar nicht berücksichtigt oder aber verharmlost, wie z.B. der moderne Atheismus, der Verlust sittlicher Traditionen, die ethisch ambivalente menschliche Natur, die kaum ganz ausrottbare Korruption und eine fehlende ökonomisch-politische Allgemeinbildung
2. Daher behaupten zeitgenössischen Kritiker des Kapitalismus immer noch wie schon Marx und Engels, dass der Kapitalismus selbst als die bloße Akzeptanz, die soziale Dominanz und der rechtliche Schutz des Privateigentums an Produktionsmitteln zu einer unaufhaltbaren Akkumulation des Kapitals führe, sodass eine wirklich freie Lohnarbeit für angemessene Löhne und das zweckmäßige Streben nach einem fairen Gewinn in marktwirtschaftlich geregelten Betrieben gar nicht wirklich möglich sei.
3. Hinzu kommt die marxistische Kritik an den Monopolisierungen, also an der zunehmenden Dominanz großer marktbeherrschender Unternehmen, die jedoch selbst im "Mutterland des Kapitalismus", nämlich den USA durch ein strenges Kartellrecht bis hin zur staatlichen Zerschlagung solcher Unternehmen geregelt werden. Solche staatlichen Regulierungen und politischen Interventionen in das Marktgeschehen auf der rechtlichen Grundlage von Kartell-gesetzen gibt es jedoch in fast allen Ländern mit einer mehr oder weniger freien Marktwirtschaft.
4. Neomarxisten beharren weiterhin auf der Marx'schen Entfremdungstheorie, derzufolge sich nicht nur Lohnarbeiter durch die ökonomischen und technischen Zwänge der industriellen Produktion von sich selbst und den Produkten ihrer eigenen Arbeit entfremden, sondern auch die Besitzer der Produktionsmittel, weil auch sie keinen natürlichen Bezug mehr zu den einzelnen Prozessabläufen und den Zielen der Produktion mehr haben, sondern nur noch am ganzen Profit ihres Unternehmens interessiert sind.
5. Neomarxisten verweisen gegentlich auch auf die Marxsche Entdeckung des Warenfetischismus, derzufolge die von sich selbst entfremdeten Menschen moderner Idustriegessellschaften mit kapitalistischer Ordnung ersatzweise ihren verlorenen Selbstwert und ihre unsichere Identität durch die Identifikation mit den gerade angesagten Waren und Konsumartikeln zurückzugewinnen versuchen, die von der omnipräsenten Werbeindustrie als begehrte Fetische,
als Idole des Erfolges und als vermeintliche Mittel zum Glück angepriesen werden.
6. Seit Karl Polanyis Beschreibung und Erklärung der "Großen Transformation" im 20. Jahrhundert entstand die weitere Sozialkritik, dass der Kapitalismus nun auch angefangen habe, Arbeit, Immobilien und Geldwerte wie Waren auf eigenen Märkten zu behandeln, sodass die existenziellen Lebensbedingungen nicht nur der lohnabhängigen Arbeiter und Bauern, sondern auch der lohnabhängigen Angestellten und der Selbstständigen zu-nehmend unsicherer wurden, weil sie von unberechenbaren und unkontrollierbaren Märkten abhingen. Vor dem 20. Jahrhundert gab es praktisch noch gar keinen eigenen Arbeitsmarkt, noch keinen Immobilienmarkt und noch keinen Finanzmarkt der Banken, Börsen und Finanzwirtschaft, die bestimmte "Finanzprodukte" vermarktet.
Einwände gegen die Kapitalismuskritik
1. Die zeitgenössischen Verteidiger der Marktwirtschaft wenden gegen diese gängigen Punkte der Kapitalismuskritik ein, dass es nicht die Marktwirtschaft selbst sei, die so problematisch ist, sondern bestimmte Begleiterscheinungen wie
der moderne Atheismus, der Verlust sittlicher Traditionen, die ethisch ambivalente menschliche Natur, die kaum ganz ausrottbare Korruption und eine fehlende ökonomisch-politische Allgemeinbildung.-- Tatsächlich sind es bestimmte Religionen, wie der Buddhismus und das Christentum, die vor allem die menschliche Gier nach Geld, Macht und Reich-tum verantwortlich machen, die durch den modernen Atheismus und konsumorientierten Hedonismus begünstigt werden. Das Judentum und der Islam beharren bis heute vor allem auf einer Kritik am der auf den eigenen Vorteil bedachten Praxis der Zinsen und des Wuchers. -- Dass sich die menschliche Gier nach Geld, Macht und Reichtum und selbst die Korruption nicht ganz verhindern lassen, führen Juden und Christen auf die gefallene, verführbare und allzu schwache menschliche Natur zurück. An einer soliden ökonomisch-politischen Allgemeinbildung fehlt es vor allem immer noch in Europa, da diese beiden Wissens-gebiete traditionell nicht zum Kanon der Schul- und Allgemeinbildung gehörten, was für die Mächtigen immer schon von Vorteil gewesen ist.
2. Seit der europäischen Aufklärung wurde der Privatbesitz entweder wie von Jean Jachques Rousseau als das Grund-übel der menschlichen Kulturbildung und als Ursprung aller schädlichen kulturellen Entwicklungen aufgefasst oder aber wie von Immanuel Kant als ein natürliches Grund- und Menschenrecht und als natürliche Folge der menschlichen Arbeit. Die Frühsozialisten knüpften wohl eher an Rousseau als an Kant an. Die Marxisten hatten vor allem den Privatbesitz an Produktionsmitteln und Ländereien im Fokus, weil er die Arbeiter und Bauern lohnabhängig macht und weil er damals im 19. und 20. Jahrhundert zu deren Ausbeutung geführt hat.
3. Die Sozialdemokraten folgten hingegen eher Kant und betrachteten den Privatbesitz der Arbeiter und Bauern, der Handwerker und kleinen Unternehmer als etwas, das es von Rechts wegen zu schützen gilt, solange er durch ehrliche Arbeit redlich verdient wurde. Ihre Sozialkritik richtete sich daher nur auf die Banken und großen Unternehmen, die aufgrund ihrer größeren wirtschaftlichen Macht diesen gesellschaftlichen Gruppen ihren Willen aufzwingen konnten. Daher sahen sie die Lösung nicht mehr in der gänzlichen Abschaffung des Privateigentums an Produktionesmitteln, sondern in Kartellgesetzen und im Arbeitsrecht, in Betriebsräten und Gewerkschaften, in Arbeitskämpfen und Streiks sowie im Steuerrecht und in sozialstaatlichen Versorgungsleistungen wie vor allem durch Krankenkassen und durch ein öffentliches Gesundheitswesen oder durch Arbeitsämter und Arbeitslosengeld.
4. und 5. Dass die marxistische Entfremdungstheorie und die Kritik am Warenfetischismus nicht ganz von der Hand zu weisen sind, mag zwar zutreffen, aber die Marktwirtschaft begünstigt sie nur und sie lassen sich eher durch den modernen Atheismus und durch den Verlust sittlicher Traditionen, die ethisch ambivalente menschliche Natur und durch eine fehlende psychologische Aufklärung und den Mangel an ökonomisch-politischer Allgemeinbildung erklären und dann auch überwinden.
6. Karl Polanyis Beschreibung und Erklärung der "Großen Transformation" im 20. Jahrhundert ist am Ende die einzige Kritik am Kapitalismus, gegen die kaum etwas Überzeugendes eingewendet werden kann. Denn wenn es ein Grundrecht auf Arbeit und Wohnraum gibt, das auf das natürliche Grundrecht auf das eigene Leben, die die Unver-sehrtheit der eigenen leiblichen, seelischen und geistigen Gesundheit mit einschließt, dann ist es jedenfalls moralisch verwerflich und sollte grundrechtlich verboten sein, Arbeit und Immobilien wie Waren auf eigenen Märkten zu be-handeln, sodass die existenziellen Lebensbedingungen der Bürger und Menschen zunehmend unsicher werden.,
weil sie von den für sie unberechenbaren und unkontrollierbaren Märkten abhängen. Aber auch die Spekulationen
und Steuerbetrügereien der Finanzwirtschaft auf Kosten von öffentlichen Geldern sowie auf Kosten von Privatleuten sowie kleinen und mittleren Unternehmen, die ihre ehrlich erworbenen Ersparnisse oder ihre Rücklagen fürs Alter oder ihre Häuser und Grundstücker verlieren, sollten verboten und bei Verstößen hart bestraft werden. Der sog. Arbeits-markt, drer sog. Immobilienmarkt und der sog. Finanzmarkt der Banken, Börsen und Finanz-wirtschaft gehören zu-mindest wie das Glücksspiel und die Lotterien staatlich streng reguliert, da sie sich auch kaum noch ganz abschaffen oder verbieten lassen.
Verteidungung des Kapitalismus
Der weltweite Kapitalismus und nicht etwa der internationale Sozialismus hat immer mehr Länder und Menschen aus der Armutsfalle heraus geholfen, hat ermöglicht, den Analphabetismus zu überwinden, die zu hohe Kinderzahl zu reduzieren und die hohe Kindersterblichkeit abzusenken und sogar die Erkrankungen durch Seuchen einzudämmen. Natürlich brauchte es dazu auch einer kontinuierlichen Entwicklung der modernen Humanmedizin und Pharmazie,
aber marktwirtschaftliche Bedingungen sind dafür erfahrungsgemäß besser geeignet als planwirtschaftliche, was
man vor allem an Fall von Russland nach dem Ende der Sowjetunion lernen kann.
Die Schattenseiten des weltweiten Kapitalismus bestehen freilich in der enormen Umweltbelastung einerseits und in der wachsenden Ungleichheit in Bezug auf den Wohlstand der Nationen sowie in vielen Ländern selbst. Aber das sind keine Folgen der mehr oder weniger regulierten Marktwirtschaft, sondern der enorm beschleunigten wissenschaftlich-technischen Entwicklungsschübe, die mit einem wachsenden Verbrauch von Bodenschätzen und Energieressourcen einhergehen. Denn auch wenn diese wissenschaftlich-technischen Entwicklungsschübe planwirtschaftlich angestoßen, dirigiert und durchgeführt werden wie im heutigen China oder in der früheren Sowjetunion, können die ökologischen Folgekosten der ökonomischen Entwicklung sehr hoch sein.
Daher sind es weder die mehr oder weniger regulierte Marktwirtschaft noch die marktwirtschaftliche Konkurrenz selbst, die den Klimawandel, das Artensterben und die Umweltbelastungen verursachen, sondern der wissenschaftlich-technische Fortschritt. Die wachsende Ungleichheit in Bezug auf den Wohlstand der Nationen sowie in vielen Ländern selbst, wird langfristig eher behoben, solange es einen fairen Handel bzw. eine faire Entwicklungszusammenarbeit mit Win-Win-Situationen gibt, wie sie die Chinesen in Afrika betreiben. Diese Art von fairen Handelsbeziehungen mit den Entwicklungs- und Schwellenländern sollten die Amerikaner und Europäer unbedingt übernehmen. Denn sie werden damit langfristig auch erfolgreicher sein und das Feld nicht allein den Chinesen (oder Russen) überlassen.
In den Ländern und Nationen Europas oder Nordamerikas selbst kann eine wachsende Ungleicheit jedoch nicht durch einen planwirtschaftlichen Dirigismus verhindert werden, sondern nur durch eine kluge und gezielte Regulierung der sozialen Marktwirtschaft. Für die USA muss man dafür auf die moderaten und sozialdemokratischeren Demokraten setzen, da es dort keine sozial- oder christdemokratische Traditionen gibt. In Europa muss man hingegen auf die Sozial- und Christdemokraten setrzen, während die Grünen und Liberalen zwar mitwirken, aber nicht selbst regieren sollten und während die Links- und Rechtspopulisten höchstens korrigierend auftreten und warnen können, aber meistens selbst kaum regierungsfähig sind.
Soziale Marktwirtschaft als dritter Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus
Dass die Marktwirtschaft bei angemessener sozialer Regulierung einer jeden Planwirtschaft vorzuziehen ist, hat je-doch weniger ökonomische Gründe der Effizienz und Innovation als vielmehr sozialpolitische Gründe der Vereinbarkeit mit Demokratie und Rechtstaatlichkeit. Der Streit zwischen Kapitalismus und Sozialismus sollte daher eigentlich eher als bereits überwunden gelten. Selbstverständlich werden Linkspopulisten sich immer wieder der sehr populären und ideologischen Kapitalismuskritik bedienen und Rechtspopulisten analog der oft auch populären und ideologischen Sozialismuskritik. Aber das sind in beiden Fällen nur die simplen Schlagworte aus den allzu lauten Megafonen des politischen Populismus.
Die soziale Marktwirtschaft ist das ökonomisch-politische Endergebnis eines langen Jahrhunderts der Systemkonflikte zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Sie ist eindeutig als Sieger aus diesen Systemkonflikten hervorgegangen, auch wenn sie sich außerhalb Europas und Kanadas noch nicht etablieren und durchsetzen konnte und obwohl sie seit der Wende zum deregulierenden Neoliberalismus in der Ära von Reagan und Thatcher auch in Europa und seit dem Zusammenbruch des maroden planwirtschaftlichen Sozialismus in der ehemaligen Sowjetunion unter einen enormen Rechtfertigungsdruck geraten ist.
Der Wettstreit zwischen Sozial- und Christdemokraten in Europa ist daher kein Systemkonflikt, sondern ein Wettstreit darum, wer aktuell die besseren Politiker und Politikerinnen hat und momentan das bessere gemischte Team aufstellen kann, wer die besseren Ideen, Rezepte, Projekte und Parteiprogramme vorlegen kann. Liberale mischen ebenso mit wie Grüne, aber bewegen sich meistens auch im graduellen Spektrum einer mehr oder weniger regulierten Marktwirtschaft.
Nur die allzu pathetischen oder gar fanatischen linkspopulistischen Klimaschützer stellen aufgrund eines Mangels an politischer Lebenserfahrung, aufgrund ihres jugendlichem Idealismus und fehlender Gelassenheit dummerweise die Systemfrage und stellen leichtfertig die Trias von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und sozialer Marktwirtschaft in Frage.
Das ist ebenso dumm, wie wenn sog. Querdenker, Reichsbürger und Rechtspopulisten gleich das ganze System der Bundesrepublik Deutschland infrage stellen.
Ob sich Bürger lieber unter bunte Regebogenfahnen oder unter die Fahne der Queeren oder aber unter die schwarz-weiß-roten Flaggen der Reichsbürger oder unter die schwarzgelben Fahnen der Identitären Bewegung stellen, bleibt sich gleich. Schwarz-rot-gold ist bunt genug und außerdem sogar patriotisch einwandfrei.