Wissenschaftsphilosophie

 

 

 

Kopernikus, De Revolutionibus Orbium Coelestium
Kopernikus, De Revolutionibus Orbium Coelestium

 

 

 

 

Der Beginn aller Wissenschaft ist das Erstaunen, dass die Dinge sind, wie sie sind.

 

Aristoteles

 

 

Nam et ipsa scientia potestas est. - Denn die Wissenschaft selbst ist Macht.

 

Francis Bacon

 

 

Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
Des Menschen allerhöchste Kraft,
Laß nur in Blend- und Zauberwerken
Dich von dem Lügengeist bestärken,
So hab ich dich schon unbedingt – ...

 

Mephistopheles in Goethes Faust

 

 

Es ist nicht Vermehrung, sondern Verunstaltung der Wissenschaften, wenn man ihre Grenzen ineinander laufen läßt.

 

Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft

 

 

Es ist ein Fehler, Theorien aufzustellen, bevor man die Tatsachen kennt. Unbedacht beginnt man, die Fehler zu verdrehen, um sie den Theorien anzupassen, anstatt die Theorien den Fakten anzupassen.

 

Sherlock Holmes (a fictional character of Arthur Conan Doyle)

 

 

Eine Wissenschaft, die die Natur zerstört, kann keine wahre Wissenschaft von der Natur sein.

 

Georg Picht

 

 

Wenn es eine Erste Grundregel für die Wissenschaft gibt, so besteht diese meiner Meinung nach darin, daß man der gesamten Wirklichkeit, allem, was existiert, allem, was geschieht, einen Platz einräumen sollte, um es zu beschreiben. Vor allem anderen muß die Wissenschaft alles einbeziehen und all-umfassend sein. Sie muß selbst das in ihren Zuständigkeitsbereich aufnehmen, was sie nicht zu verstehen oder zu erklären vermag, das, wofür es keine Theorie existiert, was man nicht messen, voraussagen, kontrollieren oder einordnen kann. Sie muß selbst das Widersprüchliche und Unlogische, das Mysteriöse, Vage, Zweideutige, Archaische, das Unbewußte und all die anderen Aspekte unseres Lebens akzeptieren, die schwer mitzuteilen sind. In ihrer besten Ausprägung ist sie für alles aufgeschlossen und schließt nichts aus; sie hat keine - Zulassungsbedingung.

 

Abraham Maslow, Die Psychologie der Wissenschaft 

 


 

 

Was ist Wissenschaftsphilosophie?

 

 

Die Wissenschaftsphilosophie handelt von den Wissenschaften, d.h. von bestimmten, sich kulturell und geschicht-lich wandelnden Praktiken des Menschen, in seiner Lebenswelt, spezifische und allgemeine Erkenntnisse (a.) über die basalen Bestandteile, faktischen Verhaltensweisen, kosmischen Ordnungen und universalen Gesetze der raum-zeitlichen Welt, (b.) über die formalen Strukturen und apriorischen Gesetze der Logik und Mathematik sowie (c.) über die geologischen Formationen und Biotope, Bakterien und Viren, Einzeller, Pflanzen und Tiere sowie (d.) über den Menschen und seine sozialen, kulturellen, ökonomischen, politischen und geistigen Verhaltensweisen und Artefakte in der irdischen Lebenswelt zu gewinnen.

 

Ziel und Aufgabe der Wissenschaftler(innen) ist es, in den verschiedenen Arten von Wissenschaften, wie z.B. in den Natur-, Formal- und Lebenswissenschaften-, in den Sozial- und Kulturwissenschaften sowie in den Geschichts- und Geisteswissenschaften, etc. zuerst bereits gewonnene Erkenntnisse und Wissensbestände an die nächste Generation von Wissenschaftlern zu vermitteln und zu überliefern sowie neue Erkenntnisse zu gewinnen, die als methodisch hinreichend gut geprüfte Formen und gesicherte Bestände des Wissens gelten können und deswegen von der (globalen) Gemeinschaft der (meisten) Wissenschaftler (möglichst) langfristig - bis zum eventuellen Nachweis der Falschheit oder der mangelhaften methodischen Fundierung (Begründung bzw. Rechtfertigung) - akzeptiert werden.

 

 

Teleskop nach Newton
Teleskop nach Newton

 

 

1. Keine Wissenschaftsphilosophie ohne Erkenntnistheorie

 

Die Wissenschaftsphilosophie setzt immer schon die philosophische Erkenntnistheorie voraus, denn es kann keine den Phänomenen der Wissenschaften angemessene Bestimmung irgendeiner Wissenschaft geben, ohne dabei auf die epistemischen Kernbegriffe von Erkenntnis und Wissen Bezug zu nehmen. Diese epistemischen Begriffe setzen, wie zuerst der platonische Sokrates gezeigt hat, die impliziten Begriffe von Behauptung bzw. Urteil, Wahrheit oder Falschheit der Behauptung bzw. des Urteils und Rechtfertigung bzw. Begründung (der Wahrheit) der Behauptung bzw. des Urteils voraus. Es war Sokrates, der im platonischen Dialog Theätet die erste bis heute diskutierte Definition des Wissens (episteme) formuliert hatte. Dabei hatte er schon sowohl die weitgehende Angemessenheit als auch die in einigen Hinsichten nachweisbare Unvollständigkeit dieser Definition erkannt. (siehe dazu: Erkenntnistheorie)

 

Aufgrund der Abhängigkeit der Wissenschaftsphilosophie von der Erkenntnistheorie und einer angemessenen Defintion des Begriffs einer Wissenschaft von den beiden Kernbegriffen Erkenntnis und Wissen (und damit von Urteil bzw. Behauptung, von Wahrheit und Falschheit sowie von Begründung bzw. Rechtfertigung), müssen alle bloß pragmatischen Konzeptionen von Wissenschaftlichkeit scheitern, wie sie von vielen Wissenschaftshistorikern und Wissenschaftssoziologen vertreten werden. Charakteristisch für diese pragmatischen Konzeptionen ist, dass sie meinen, ohne die epistemischen Kernbegriffe von (objektiver bzw. intersubjektiv nachweisbarer) Erkenntnis und (objektivem bzw. intersubjektiv nachweisbarem) Wissens bzw. von Entdeckung und Wahrheit auskommen zu können. Statt dessen versuchen sie, mit bloßen Beschreibungen der tatsächlichen Praktiken der Wissenschaftler in den verschiedenen Kulturen und Epochen auszukommen, um diese Praktiken in Beziehung zu außerwissenschaftlichen kulturellen Praktiken des Technischen, Ökonomischen, Politischen, Sittlichen, Religiösen, etc. verstehen und erklären zu können.

 

 

2. Apologie der Autonomie der Wissenschaften

 

Zwar stehen alle Wissenschaften auf die eine oder andere Weise irgendwie mit verschiedenen außerwissenschaftlichen kulturellen Praktiken des Technischen, Ökonomischen, Politischen, Sittlichen, Religiösen, etc. in einem wechselseitigen Zusammenhang. Auch wenn oftmals in wissenschaftshistorischer und -soziologischer Hinsicht keine trennscharfe Abgrenzung zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft möglich ist, wie sie von Karl Popper aus vorwiegend methodologischen Gründen versucht wurde, handelt es sich zumindest den regulären methodischen Intentionen der meisten Wissenschaftler zufolge um eine eigenständige und von diesen anderen kulturellen Praktiken hinreichend abgrenzbare Form der Erkenntnisgewinnung. Das schließt weder aus, dass ökonomische und politische, weltanschauliche und religiöse Motive für Wissenschaftler motivierend und richtungsweisend sein können, noch, dass ökonomische und politische Zwecke sowie sittliche und religiöse Normen den Untersuchungen der Wissenschaftler bestimmte Grenzen ihres Tuns und Lassens auferlegen können.

 

Seit dem 20. Jahrhundert haben die meisten Wissenschaften und die von ihnen entwickelten Technologien mit einer ungeheuren Beschleunigung damit begonnen, fast alle lebendigen Kulturen der Menschheit nachhaltig und anhaltend zu prägen. Nicht nur in Europa und der sog. westlichen Hemisphäre, sondern praktisch in allen Regionen der Erde und allen Kulturen der Menschheit steht die wissenschaftliche Weltsicht der Natur- und Sozialwissenschaften in einem anhaltenden weltanschaulichen Konflikt mit fast allen Religionen und mit vielen sittlichen Institutionen, während sie zugleich ökonomisch und politisch erfolgreich genutzt werden. Die weltanschaulichen Konflikte zwischen dem Welt- und Menschenbild der Wissenschaften führen spätestens seit dem 18. Jahrhundert zu einer ambivalenten "Entzauberung" der Welt und des Menschen sowie zu einer in manchen Hinsichten ebenso ambivalenten Säkularisierung der religiösen und rechtlichen Institutionen.

 

Eine häufige Reaktion auf diese ambivalente Entwicklung ist eine zwar gut gemeinte, aber weitgehend unkritische Harmonisierung der recht verschiedenen Kulturleistungen und Praxisformen des Menschen, die die Wissenschaften und Technologien einerseits und die Religionen und Konfessionen andererseits darstellen. Solche Harmonisierungen werden nicht nur von Seiten der Anhänger der Religionen und Konfessionen, sondern manchmal auch von Seiten der Wissenschaftler angestrebt. Eine andere, gegenläufige und vielleicht ebenso häufige Reaktion auf diese Ambivalenz der Entzauberung und Säkularisierung der religiösen und konfessionellen Praktiken ist die Verabsolutierung der Wissenschaften und Technologien, wie im sog. Positivismus und Szientismus, oder die entgegengesetzte Verabsolutierung der Religionen und Konfessionen, wie im religiösen Traditionalismus und Fundamentalismus andererseits.

 

Infrage steht seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum noch, dass den rechtsstaatlichen Institutionen moderner Demokratien in Form von Legislative, Judikative und Exekutive auch ohne eine mit religiösen Symbolen versehene Verstärkung ihrer politischen Autorität hinreichend Geltung verschafft werden kann. Dies kann auch mit einer hinreichend wirksamen säkularen bzw. zivilreligiösen Symbolik von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gelingen. Verfassungspatriotismus, der sich jedoch scheut, sich bei den passenden Gelegenheiten mit Augenmaß einer solchen zivilen Symbolik der Selbstrepräsentation zu bedienen, wird nicht hinreichend politisch wirken und sich deswegen nicht auf Dauer halten können. Denn er kann nicht nur von der starken seelischen Wirksamkeit der religiösen und konfessionellen Symbolik - insbesondere des weltweiten Römischen Katholizismus, der den nationalen politischen Interessen oftmals widerstrebt - geschwächt werden, sondern auch von der vorherrschenden kultur- und sozialwissenschaftlichen Relativierung aller tradierten politischen Rituale, Symbole und Geltungen. Ohne den wirksamen Schutz der rechtsstaatlichen Institutionen moderner Demokratien kann es jedoch auch keine starke und selbstbewusste Wissenschaftskultur geben, die gegenüber den ungerechtfertigten Einflussnahmen der Religionen und Konfessionen hinreichend autonom bleiben kann.

 

Wissenschaftsphilosophie, die ihrem Namen als ein Teilgebiet der Philosophie gerecht zu werden versucht, wird es tunlichst vermeiden, sich zum Handlanger einer dieser beiden gegenläufigen Reaktionen zu machen. Wissenschaftsphilosophie erweist sich gerade dadurch als Philosophie, dass sie die intellektuellen Einseitigkeiten des Positivismus und Szientismus ebenso ablehnt wie die intellektuellen Dogmatismen des religiösen Traditionalismus oder Fundamentalismus. Ziel und Aufgabe der Wissenschaftsphilosophie ist es weder, die Ziele und Zwecke, Methoden und Theorien der Wissenschaften und Technologien explizit gegen die Religionen und Konfessionen ins Feld zu führen noch die Ziele und Zwecke, Praktiken und Überzeugungen der Religionen und sittlichen Institutionen gegen die ersteren.

 

 

3. Wissenschaftsphilosophie ohne Wissenschaftsgläubigkeit

 

Wissenschaftsphilosophie basiert weder auf einem unkritischen "Wissenschaftsaberglauben" (Karl Jaspers) noch auf einer generell skeptischen Haltung gegen die Wissenschaften. Dies gilt auch für die immer noch weithin populäre Erwartung an die Wissenschaften und Technologien, zu einem kulturellen, zivilisatorischen oder gar sittlichen Fortschritt der Menschheit beitragen zu können, als ob deren geschichtliche Wirkung nicht immer schon ambivalent wären. Es ist vielmehr ein wesentliches Resultat der geschichtlichen Erfahrung der Menschheit im 20. Jahrhundert, dass vielen wissenschaftlichen Entdeckungen und Erfindungen destruktive und kaum kontrollierbare Zerstörungskräfte, wie z.B. in Form der modernen ABC-Waffen innewohnten. Angesichts dieser geschichtlichen Erfahrung verbietet sich auch noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts sowohl eine enthusiastische Wissenschaftsgläubigkeit als auch eine unkritische Fort-schrittsgläubigkeit.

 

Aufgrund der geschichtlichen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts müssen wir die ethische und politische Ambivalenz der Wissenschaften und Religionen im Sinne einer "Dialektik der Aufklärung" (Adorno / Horkheimer) akzeptieren. Wir können uns nicht mehr sicher sein, was für die Menschheit gefährlicher ist: der religiöse Fundamentalismus und Fanatismus einer missverstandenen Religion oder der wissenschaftliche Fundamentalismus und Fanatismus einer missbrauchten Wissenschaft. Sicher scheint nur, dass z.B. ABC-Waffen in den Händen von religiösen oder politischen Fanatikern der schlimmstmögliche Fall darstellt. Bei beiden Fehlentwicklungen, den wissenschaftlichen wie den religiösen handelt es sich um gefährliche Potentiale in der menschlichen Natur, aufgrund deren man jedoch nicht die Wissenschaften und Religionen als solche ganz verwerfen sollte. Beide Kulturphänomene, die Wissenschaften und Religionen gehören zur menschlichen Natur, weil sie zur Bewältigung der Kontingenz und der Grenzsituationen (Jaspers) des menschlichen Lebens gehören.

 

In diesem Zusammenhang ist es nicht unerheblich, dass sich Wissenschaftsphilosophen immer wieder auch die religiösen bzw. metaphysischen Voraussetzungen der Entstehung und Geschichte, Methoden und Praktiken der neuzeitlichen und modernen Wissenschaften bewusst machen. So scheint z.B. sowohl der Erfolg der universal gedachten Mathematik europäischer Herkunft in der bedachten Anwendung auf die Forschungsgegenstände der Naturwissenschaften als auch die naturwissenschaftliche Annahme eines gleichförmigen Kosmos, dessen Enstehungs-, Entfaltungs- und Entwicklungsgesetze immer und überall in diesem Universum nach universalen Naturgesetzen erklärt und verstanden werden können, historisch mit der weltanschaulichen Ausbreitung des Monotheismus von Judentum, Christentum und Islam verbunden gewesen zu sein.

 

Der gemeinsame Monotheismus dieser der Weltreligionen hat für einige Jahrhunderte den wissenschaftlichen Universalismus griechischer Herkunft mitgetragen und befördert. Gegenwärtig machen sich zumindest in den modernen und pluralistischen Gesellschaften der modernen, wissenschaftlich geprägten Industriegesellschaften jedoch zunehmend skeptizistische und nominalistische sowie naturalistische und historistische Auflösungstendenzen dieser ontologischen und metaphysischen Hintergrundannahme der modernen Wissenschaften bemerkbar, die sich durchaus auch zu einem anhaltenden Schaden der wissenschaftlichen Forschung und Theoriebildung auswirken können.

 

 

4. Wissenschaftsphilosophie und impliziter Universalismus

 

Dass der implizite Universalismus der Logik, Mathematik und Naturwissenschaften europäischer Herkunft durch die monotheistischen Kulturen befördert wurde, zeigt sich vor allem an den andersartigen traditionellen Wissenschaften und der andersartigen Medizin- und Wissenschaftsgeschichte Indiens und Chinas. Die Wissenschaften in China und Indien waren immer schon mehr pragmatischer Natur und haben nicht die abstraktere Stufe theoretischer Reflexion und Theoriebildung mit universalen Wahrheitsansprüchen erreicht. Dass die westlichen Wissenschaften ihre universalen Wahrheitsansprüche aus Logik, Mathematik und naturgesetzlicher Theoriebildung in den Naturwissenschaften nicht zu Unrecht erhoben haben, zeigt deren erfolgreiche Adaption in zahlreichen Ländern des Ostens, wie z.B. in Japan, Korea und Taiwan sowie in China und Indien.

 

In Europa und Nordamerika gibt es jedoch - wie in allen alten Kulturen - nicht wenige romantisch gesinnte und zivilisationsmüde Intellektuelle, die diese enorme Überlegenheit der westlichen Wissenschaften gerne mit Rücksicht auf deren fragwürdige Erfolge verkennen. Aus diesem Grunde idealisieren sie gerne die östlichen Kulturen, ohne sie aus eigener Anschauung genauer zu kennen, und deren Religionen, ohne sie wirklich zu praktizieren. Diese Idealisierungen sind jedoch gerade im Hinblick auf die rechtlichen Fortschritte der Menschheit auf der Grundlage der Bürger- und Menschenrechte, die auch Früchte des seiner Herkunft nach europäischen, seines Wahrheitsgehaltes nach mensch-heitlichen Universalismus sind, äußerst problematisch und genau genommen politisch reaktionär, auch wenn die "political correctness" der ökologischen Bewegung anders lautende Parolen ausgibt.

 

Die seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmende Pluralisierung der weltanschaulichen und kulturellen Hintergründe der Wissenschaften als epistemischen Praxisformen geht mit einer für die kognitiven und methodischen Standards der modernen Wissenschaften und ihren Universalitätsanspruch gefährlichen Pragmatisierung, Merkanti-lisierung und Technologisierung einher. Die Wissenschaften werden zunehmend utilitarisch betrachtet, d.h. sie haben keinen Selbstzweck mehr als ein Streben nach theoretischer Erkenntnis oder nach Wissen, sondern sie müssen einen unmittelbaren praktischen und zumeist auch ökonomischen Nutzwert haben, um überhaupt noch als Forschung ge-schätzt zu werden.

 

Das ist bei näherem Hinsehen eine Annäherung an den östlichen Pragmatismus der praktischen Wissensformen, der jedoch nur der Merkantilisierung Vorschub leistet und die Wissenschaften dem kapitalistischen Markt ausliefert. Das jedoch gefährdet die freie Forschung und die Wahrheitsansprüche der Wissenschaften, die ein wichtiges Mittel der Aufklärung darstellen. Ohne Aufklärung über die ökologischen, ökonomischen und politischen Verhältnisse mittels der Wissenschaften kann die Menschheit jedoch kaum ihre eigenen natürlichen Überlebensbedingungen sichern.

 

Die modernen Wissenschaften und ihre Forschungsprojekte und -resultate werden zunehmend wie irgendwelche Waren oder Produkte vermarktet. Viele Wissenschaftler vermarkten sich sogar selbst als "Drittmitteljäger" und "Kar-rieristen" im Streben nach Erfolg und Berühmtheit, nach Stellen, Positionen und Aufstiegschancen. Die Forschungs-leistungen der Wissenschaftler werden nicht mehr primär von ihnen selbst bestimmt, sondern extern von Seiten von Politikern, die nach Macht und Einfluss streben, von Managern die auf Profit aus sind, von Journalisten, die Schlagzeilen ergattern wollen und von Bürgern, die sie als Mittel zur Entwicklung neuer Technologien und zur Eröffnung neuer Marktsektoren wertgeschätzt. "Extrinsisch motivierte" Wissenschaftler setzen sich eher durch, die "intrinsisch moti-vierten" jedoch haben es zunehmend schwerer. Die modernen Wissenschaften drohen ihre Autonomie an Politiker, Industrielle und Ingenieure zu verlieren.

 

Diese Tendenz zur Pluralisierung und Pragmatisierung sowie zur Verzweckung und Merkantilisierung der Wissenschaften anstelle der überlieferten universalistischen rationalen Prinzipien der Logik und Mathematik und später auch der Methodologie der Wissenschaften wird durch ein buntes Sammelsurium von interdisziplinären "Projekten" begünstigt, weil durch die Mißachtung aller tradierten Grenzen zwischen den Disziplinen die alther-gebrachten methodischen Standards und Anforderungen aufgelöst und umgangen werden können. Dies führt zu einer methodischen Willkür der wissenschaftlichen Einzelkämpfer, der Seilschaften und Schulen, ohne sich an tradierten Maßstäben zu messen. Eine Karrierre als Wissenschaftler lässt sich heute leichter machen, wenn man die bescheidenen eigenen Beiträge erst gar nicht mehr an der Leistungen der Altvorderen misst, sondern sich im globalen Jestset der internationalen Beziehungen selbst zum international renommierten Popstar eines bestimmten Gebietes der Forschung aufschwingt. Das dazu nötige Maß an Anerkennung und Unterstützung bekommt der Marketing-Charakter (Erich Fromm) dann im modegerechten Beifall der Kollegen und der Studierenden sowie im narzisstischen Taumel der internationalen Connections. Um dahin zu gelangen muss man erst einmal jahrelang in den jeweils angesehenen und beim Fachpublikum angesagten Journals mit impact value (Einflusswert) publiziert haben.

 

Die zeitgenössische Wissenschaftstheorie ist jedoch teilweise selbst den narzisstischen Tendenzen des modernen Wissenschaftsbetriebes verfallen und konnte diese Entwicklung weder verstehen noch vorhersehen und schon gar nicht verhindern. Deswegen bedarf es gegenwärtig einer kritischen und epistemologisch aufgeklärten Wissenschafts-philosophie, die die modernen Wissenschaften in ihrer geschichtlichen Entwicklung seit der Neuzeit und Moderne untersucht und versteht, die sie systematisch als besondere Formen menschlichen Praxis in der Lebenswelt erforscht, die ihre Erkenntnisleistungen zugleich teilweise als Fortsetzung und teilweise als Bruch mit der Alltagserkenntnis und dem lebensweltlichen Wissen des gesunden Menschenverstandes untersucht und versteht.

 

 

Mikroskop von Leitz
Mikroskop von Leitz

 

 

5. Philosophie und Systematik der Wissenschaften

 

Grundlegend für die Wissenschaftsphilosophie ist außer der oben genannten allgemeinen Erkenntnistheorie der Wissenschaften eine adäquate Systematik der Wissenschaften. Eine solche Systematik wird auf der Basis der begriff-lichen Implikationen der Definitionen der verschiedenen Wissenschaften erarbeitet. Einzelne Wissenschaften und deren Klassifikation nach zusammengehörigen Typen werden bestimmt durch:

 

(a.) den Gegenstandsbereich

 

(b.) die primäre Methoden des Forschen und Erkennens sowie

 

(c.) die Quellen und Formen des Wissens.

 

So ist z.B. der Gegenstandsbereich der Biologie die Naturgeschichte (Enstehung und Entwicklung des Lebens und der Arten), der noch bestehenden Vielfalt (Struktur und Organisation der Arten) sowie der Typologie der Flora und Fauna (Tier- und Pflanzenkunde) und schließlich der molekularen Bestandteile und elementaren Funktionsweisen der Organe und Organismen, Biotope und Ökosysteme. Die Methoden des Forschens und Erkennens sind vielfältig (vielfältiger als in Physik und Chemie). denn sie reichen von archäologischen Methoden bis zu Studium des tierischen Verhaltens in freier Wildbahn sowie von chemischen Analysen von organischem Material und Zellstrukturen bis zur experimentellen Beobachtung von Werten der Funtionsweisen von Organen, etc.. Die Quellen und Formen des Wissens sind primär empirisch, aber was die begriffliche Reflexion, die Klassifikation und die konsistente Theoriebildung angeht auch apriorisch (Abduktion, Deduktion und Induktion) und schließlich praktisch, wie bei der experimentellen Laborarbeit oder bei der Feldforschung in freier Wildbahn.

 

Nur wenn man eine Systematik der Typen von Wissenschaften versteht und entwickelt hat, kann man nämlich auch beurteilen, worauf es in einer bestimmten Art von Wissenschaft methodisch und epistemologisch ankommt. Denn erst auf diese Weise ist es dann auch möglich eine spezielle Erkenntnistheorie einer bestimmten Wissenschaft, wie z.B. der Physik, der Biologie, der Humanmedizin, der Ökonomie oder der Geschichtswissenschaften zu entwickeln.

 

Ohne eine solche Systematik und Topologie der Wissenschaften werden oftmals fälschlich irgendwelche methodischen Standards aus einer bestimmten Wissenschaft auf andere Wissenschaften übertragen und können dann dort bei der Beurteilung der Ziele und Aufgaben sowie Methoden und Resultate großen Schaden anrichten. Dies gilt z.B. seit etwa der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts insbesondere für die Philosophie und die Geisteswissenschaften, die sich gegen ihre spezifische Eigenart an die öffentlich anerkannteren und praktisch erfolgreicheren Naturwissenschaften angepasst haben, weil sie unter einem gewissen Erfolgszwang standen und in eine Konkurrenz zu den - vor allem von außen für Laien - leichter beeindruckenden Resultaten der Naturwissenschaften geraten sind.

 

Übertriebene Vorstellungen von methodischer Exaktheit haben selbst in der Philosophie, wie z.B. in der Formalen Logik bei Frege, Russell und Wittgenstein und damit in der ganzen Analytischen Philosophie, zu einer inadäquaten Nach-ahmung und Nähe zu den quantifizierenden Methoden der Mathematik geführt und damit zu einer Entwertung qualitativer Methoden, wie z.B. der Ästhetik, der Phänomenologie oder der Axiologie.Philosophen, die sich nur allzu leicht der populären Autorität der Naturwissenschaften unterworfen und dienstbar gemacht haben, wie z.B. der szientistische Naturalist und holistische Empirist W.V.O.Quine, haben der Philosophie sehr geschadet, weil sie kein adäquates Selbstverständnis von der besonderen Eigenart der Methoden philosophischen Erkennens und Wissens und damit der Philosophie als Wissenschaft sui generis hatten. 

 

Die daraus folgende nominalistische und relativistische Skepsis insbesondere in der für das menschliche Zusammen-leben so wichtigen praktischen Philosophie von Ethik, Rechtsphilosophie und politischer Philosophie waren und sind bis in die Gegenwart hinein verheerend. Von der Metaphysik und Religionsphilosophie will ich an dieser Stelle lieber schweigen, aber es ist schon schlimm genug, wenn ein solcher "Philosoph" selbst die Naturwissenschaften, an denen er sich aufgrund ihrer praktischen Erfolge und ihrer weitläufigen Popularität orientiert, gar nicht adäquat verstehen kann, weil er sich selbst bloß für einen mehr oder weniger gut trainierten talking head hält, der von seiner Gesellschaft konditioniert wurde, auf bestimmte sinnliche Stimulationen hin gewisse konventionelle sprachliche Äußerungen zu machen, die sich in ihrer kausalen Determination angeblich kaum noch von Schweißtropfen, Tränen oder anderen Drüsensekretionen unterscheiden lassen.

 

Es ist hier nicht der passende Ort zur Darstellung und Begründung einer solchen Systematik der Wissenschaften, wie sie – von welcher Qualität auch immer – allen Universitäten Einteilungen der Fakultäten und Institute zugrunde liegen. Natürlich spiele in solchen konkreten Fällen immer auch gewisse kontingente Traditionen der jeweiligen Universitäten eine Rolle. Trotzdem sagt schon alleine die universitäre Zuordnung der Philosophie zu der Historischen, der Sozial-wissenschaftlichen, der Erziehungswissenschaftlichen oder der Theologischen Fakultät oftmals auch schon etwas über das lokale Verständnis der Philosophie als akademisches Fach aus. Das kann sich dann zwar in der Realität der Lehre und Forschung immer noch anders darstellen als in der jeweiligen und oftmals durch zufällige Umstände mitbedingten Organisation der Fächer. Aber dort, wo neu organisiert und umstrukturiert wird, sollte eine sachlich angemessene Systematik zum Tragen kommen.

 

 

1. Philosophie (ihrer impliziten Idee nach universal)

 

2. Theologie christlichen, jüdischen, islamischen Glaubens, etc.

 

3. Formalwissenschaften: Logik, Mathematik, Informatik, etc.

 

4. Naturwissenschaften: Physik, Chemie, Astronomie, Geologie, Biologie, etc.

 

5. Sozial- und Verhaltenswissenschaften: Soziologie, Psychologie, Politikwissenschaften, etc.

 

6. Kultur- und Geisteswissenschaften: Archäologie, Ethnologie, Altphilologie, Ägyptologie, Indologie, Sinologie, Japanologie, Germanistik, Anglistik und Amerikanistik, Romanistik, Slavistik, Skandinavistik, etc.

 

7. Praktische Wissenschaften: Jura, Humanmedizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Ökonomie, Ökologie, Erziehungswissenschaften, Kommunikations- und Medienwissenschaften, Veterinärmedizin, etc.

 

8. Historische Wissenschaften: Geschichte, Religionsgeschichte, Musikgeschichte, Kunstgeschichte, Architekturgeschichte, etc.

 

9. Technische Wissenschaften: Architektur, Gartenbau und Städtebau; Elektrotechnik und Maschinenbau, Informatik und Computertechnik, Schiffbau, Flugzeugbau, Raumfahrttechnik, etc.

 

Auf die Philosophie brauche ich hier nicht mehr einzugehen, weil es hier insgesamt um eine Systematik der Philosophie geht.

 

Aber den Theologien der verschiedenen Glaubensrichtungen kommen insgesamt (ähnlich wie der Philosophie im System der Wissenschaften) eine gewisse Sonderstellung zu, jedoch nicht mehr aufgrund einer hierarchischen Stellung über den anderen Wissenschaften, wie z.B. auch noch in Kants Streit der Fakultäten, sondern vielmehr aus rein sachlichen Gründen. Denn es handelt sich nach Gegenstandsbereich und Methode nach um gemischte Wissenschaften, die sich keinem anderen Typ von Wissenschaft zuordnen lassen. Die Theologien (am Beispiel der Evangelischen Theologie demonstriert, aber weitgehend auf andere Theologien übertragbar) basieren

 

(A.) in ihren schriftbezogenen Bereichen auf exegetisch-hermeneutischen Methoden (z.B. Altes und Neues Testament, Thorakunde, Koranstudium, etc.),

 

(B.) in ihren geschichtlichen Bereichen auf historischen Methoden (z.B. Kirchen-, Religions- und Missionsgeschichte, etc.),

 

(C.) in ihren systematisch-theologischen Bereichen auf rationalen Methoden der Philosophie, Dogmatik und Ethik, und

 

(D.) in ihren praktischen Bereichen auf Methoden der angewandten Humanwissenschaften (z.B. Humanpsychologie, Erziehungswissenschaften, Kommunikations- und Medienwissenschaften (z.B. Homiletik und Rhetorik), usw.

 

Der modische Ausdruck der 'Lebenswissenschaften' trifft eigentlich nur auf die Biologie und Ökologie, aber weder auf die Human- noch die Veterinärmedizin, die beide praktische Wissenschaften sind, weil sie dem übergeordneten Endziel der Erhaltung, Beförderung und Wiederherstellung der Gesundheit von Menschen und Tieren dienen. problematisch ist es auch, wenn man in Bezug auf die Humanmedizin und ihre Probleme von „Biowissenschaften“ spricht oder in Bezug auf die Probleme der Ethik der Humanmedizin von „Bioethik“. Dabei handelt es sich um weit verbreiteten, aber ideologischen Etikettenschwindel, denn in der Humanmedizin haben wir es mit Menschen zu tun, deren Gesundheit und deren Krankheiten jedenfalls nicht nur biologische Angelegenheiten sind, die vorwiegend oder gar ausschließlich mit naturwissenschaftlichen Methoden untersucht werden können.

 

Beim Menschen sind Gesundheit und Krankheit jedoch immer schon psycho-soziale Angelegenheiten, die nur auf dem Hintergrund der Lebenskultur in Arbeit und Freizeit zu verstehen und erklären sind, weil Menschen keine bloßen Naturwesen sind und deswegen auch nicht ausschließlich naturwissenschaftlich verstanden werden können. Der weit verbreitete naturwissenschaftliche Reduktionismus der Analyse von Kausalitäten, d.h. von Phänomenen als Ursachen und Wirkungen durch Analyse von Bedingungen und Faktoren auf einer tieferen Ebene von Elementen und Mechanismen führt zu einer Biologisierung des Verständnisses des Menschen in der Humanmedizin und zu einer Molekularisierung des Verständnisses des menschlichen Organismus in einer fragwürdigen Nachahmung des kausalen Reduktionismus in Physik und Chemie.

 

Bei diesem naturwissenschaftlichen Reduktionismus wird jedoch sowohl die natürliche Teleologie bzw. organische Funktionalität der Organe und Organismen als bio-physischen Systemen (Kant und Hegel) als auch die Intentionalität der psychischen Phänomene von Personen als bio-psycho-sozialen Individuen (Brentano und Husserl) unterschlagen. Eine den Menschen angemessene Humanmedizin muss die soziale und kulturelle Einbettung des Menschen unter bestimmten Lebensverhältnissen berücksichtigen und kann weder die Erhaltung, Beförderung und Wiederherstellung der Gesundheit noch die Entstehung von Krankheiten bloß naturwissenschaftlich aus genetischen Veranlagungen, molekularen Entwicklungsbedingungen und funktionalen Störungen des Organismus heraus verstehen. Menschen und ihre Organismen sind keine kausal geschlossenen Systeme, deren Zustand, Befindlichkeit und Entwicklung nur aus inneren Bedingungen auf elementarer Ebene heraus zu verstehen und erklären sind.

 

Da alle Menschen ihre eigene Gesundheit und Krankheit teilweise durch ihre Ernährungs- und Bewegungsgewohn-heiten, durch ihre Lebens-, Arbeits und Verhaltensweise aktiv mitverursachen und da sie teilweise jedoch nicht immer durch die Bedingungen ihrer Lebenswelt und Umwelt (Bevölkerungsdichte, Verkehr, Luftverschmutzung, Lärm-belästigung, Bedingungen am Arbeitsplatz, etc.) passiv erleiden müssen und dafür nicht individuell verantwortlich sind, sind sie weder ganz alleine und individuell für ihre Gesundheit und Krankheit verantwortlich noch ganz ohne eigene Mit-Verantwortung.

 

Gesundheit und Krankheit haben deswegen beim Menschen nicht nur eine biologische, sondern immer auch eine psycho-soziale Dimension, die jedoch durch den naturwissenschaftlichen Reduktionismus in der Humanmedizin ver-schleiert wird. Deswegen sind auch die wesentlichen Differenzen zwischen Menschen und Tieren und damit zwischen Human- und Veterinärmedizin zu verdeutlichen und nicht durch Verschleierungsbegriffe wie 'Biomedizin' herunter zu spielen. Auf dieser Differenz und wegen der aktiven Mitverantwortung des Einzelnen und der passiven Widerfahrnisse aller Menschen in Natur, Kultur und Gesellschaft muss ein der Condition humaine angemessenes und gerechtes Gesundheitswesen sowohl auf dem Individualprinzip als auch auf dem Solidarprinzip aufbauen und sie beide auf kluge Weise in der konkreten Gesetzgebung austarieren.

 

Der Naturalismus in der Philosophie sowie in den Kultur- und Humanwissenschaften beansprucht zwar seit der Neuzeit eine gewisse Modernität, weil er sich an die Menschenbilder der modernen Naturwissenschaften und nicht etwa an die der Religionen bindet. Er enthält jedoch auch fragwürdige und reaktionäre Tendenzen, weil Menschen nun einmal aufgrund ihrer menschlichen Natur, ihren Potentialen und Grundbedürfnissen ganz bestimmte Rechte (Grund- und Menschenrechte) haben, die in ihrer Personalität und Würde fundiert sind und deswegen Tieren (oder auch Menschen biologistisch als bloße Lebewesen betrachtet) nicht zukommen können, wie z.B. das Recht auf die Freiheit der Selbst-bestimmung, das Recht auf Religions- und Gewissenfreiheit oder das Recht auf schulische Ausbildung und adäquate Bildungschancen.

 

Zwar kann der Mensch auch einigen Tierarten gewisse Rechte (Tierschutzrechte) aufgrund ihrer spezifischen Eigen-arten und Bedürfnisse zusprechen und zukommen lassen, aber das sind eben nur Rechte, die ihnen von den Menschen verliehen werden und die sie von Natur aus weder haben noch verstehen noch fordern noch einklagen können. Menschen hingegen schulden sich gegenseitig Achtung und Respekt und können anderen Menschen nicht grund-sätzlich die Anerkennung von gleichen Rechten verwehren, ohne an ihnen schuldig zu werden. Menschen haben nicht nur gewisse Rechte aufgrund ihrer besonderen menschlichen Natur, sondern können sie auch verstehen und kennen, fordern und einklagen.

 

Eine sachlich angemessene und begriffliche reflektierte Systematik der Wissenschaften ist eben nicht zuletzt auch praktisch notwendig und kann manchmal von höchster politischer Relevanz sein. Sie kann sogar dazu beitragen, menschliches Leben retten und die Gesundheit von Menschen zu schützen, wie bei der Forderung und Verteidigung von Verteilungsgerechtigkeit im Gesundheitswesen, wo es primär immer um die Wahrung der Rechte, der Gesundheit und des Lebens der Patienten gehen sollte und eigentlich nicht um die Interessen der Pharmaindustrie oder die beruflichen Karrieren von Ärzten.

 

 


Download
Ulrich Woelk, Die Geburt einer Ethik
Über die gesellschaftliche Bedeutung der Naturwissenschaften bei Galilei und heute;
DIE ZEIT, Nr. 8, 13. Februar 2014
Woelk, U., Die Geburt einer Ethik.pdf
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